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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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skeptisch und wollte sie in den Wagen legen.
    »Nein, die nicht, Commissario. Da heißt es: Aufgepasst! Diese Pasta kostet wenig, aber sehen Sie, was da an der Seite steht? Pasta aus Weichweizen. Die ist okay für Amerikaner oder Deutsche, aber nicht für uns. Die hier dagegen, nehmen Sie, ist Pasta aus Hartweizen. Kostet ein bisschen mehr, aber nur halb so viel wie die von Barilla, und sie ist genauso gut.«
    »Womöglich stellt sie sogar Barilla selbst her.«
    »Na logo. Hier, diese Kekse zum Beispiel schmecken hervorragend. Und da sind die Putzmittel, und die Tabs für die Spülmaschine.«
    »Ich habe keine Spülmaschine.«
    »Sie haben keine? Und wer spült Ihnen das Geschirr?«
    »Das spüle ich selber.«
    »Das ist Weiberkram«, sagte Iannece mit einem Kopfschütteln, während er den Wagen an die Kasse schob.
    Marco Luciani nahm eine Flasche Olivenöl, eine Dose mit Sardinenfilets in Öl, die wirklich ausgezeichnet aussahen, Cracker, eine Packung Pasta, Geschirrspülmittel, Waschpulver und Weichspüler. Er suchte vergeblich nach einer Großflasche Lemonsoda, aber die gab es nicht, also nahm er »Zytrosoda«, dessen Name ihn ein wenig beunruhigte, wahrscheinlich eine Mischung aus Zyklon B und Ätznatron. Noch nicht ganz überzeugt, steuerte er die Kasse an, aber als er sah, dass er insgesamt gerade mal vierzehn Euro zu berappen hatte, bereute er, nicht auf Vorrat eingekauft zu haben.
     
    |180| Kaum war er zu Hause angekommen, kochte er einen Tee, ließ Aimee Mann im Hintergrund laufen, nahm alle Akten zum Fall Ameri und begann sie zu lesen.
    Auch wenn er es gegenüber dem Polizeichef nicht zugegeben hatte, so hatte er die ganze Geschichte doch aufmerksam in Presse und Fernsehen verfolgt, aber ohne Akteneinsicht hatte er auf die verschiedenen Theorien wenig gegeben. Er wusste aus Erfahrung, dass die Polizei die Journalisten möglichst benutzte, um die Ermittlungen voranzutreiben. Dass sie, je nach Situation, richtige oder erfundene Indizien durchsickern ließ, um den Täter zu einem Fehler zu verleiten. Aus der Ferne war es gar nicht so leicht, Wahrheit und Fiktion auseinanderzuhalten, nicht einmal für einen Fachmann wie ihn.
    Er las aufmerksam den Teil, der den Fund des Opfers betraf. Auf dem Weg ins Krankenhaus hatte die junge Frau noch gelebt, war aber wenige Stunden später auf dem OP-Tisch verschieden. Auf dem Fußboden des Büros hatte man keine aussagekräftigen Spuren gefunden. Ehe die Kriminaltechnik zu Werke gehen konnte, waren viele Leute ein und aus gegangen, und außerdem hatte die Mutter des Anwalts mit ihren Putzmitteln dafür gesorgt, dass alle Spuren verschwunden waren. Im Siphon des Toilettenwaschbeckens hatten sie Haare von Barbara gefunden, ein klares Indiz dafür, dass der Mörder sich gewaschen hatte, oder vielleicht hatte er die Tatwaffe gereinigt, bevor er floh. Aber er hatte nichts hinterlassen, was eine Identifizierung erlaubt hätte.
    Die Tatwaffe war nicht gefunden worden. Die Polizei hatte einen großen Quarzstein sichergestellt, der als Briefbeschwerer auf Barbaras Schreibtisch fungierte, aber das hatten sie eher aus Pflichtbewusstsein getan: Es waren keine Blutspuren daran, und Rita Valenti Mantero hatte gesagt, sie habe ihn nicht angefasst. Die Untersuchungen |181| hatten auch nachgewiesen, dass der Schädel des Mädchens nicht damit zertrümmert worden war. Laut Anwalt fehlte nichts im Büro, vor allem kein Gegenstand, der als Waffe hätte dienen können. Wenn er die Wahrheit sagte, hieß das, der Täter hatte nicht nach dem erstbesten Gegenstand gegriffen.
    Er hatte die Waffe von zu Hause mitgebracht. Der Mord war geplant gewesen. Der Mörder hatte sich nicht durch einen Wutanfall zu der Tat hinreißen lassen, weder durch sexuelle Leidenschaft noch in der Eskalation eines Streites. Nein, der Mörder wusste aller Wahrscheinlichkeit nach, dass Barbara sich zu dieser ungewöhnlichen Stunde im Büro aufhielt, vielleicht hatte er sich sogar mit ihr dort verabredet, weil er mit ihr, ohne unliebsame Zeugen, eine wichtige Angelegenheit besprechen wollte. Er hatte die Waffe mitgebracht, hatte zugeschlagen, war ungesehen aus dem Büro und ebenfalls ungesehen auf die Straße gelangt, zwischen halb neun und neun, wenn weder Hochbetrieb noch totale Flaute herrscht. Nun stellte sich die Frage, warum niemand einen Menschen bemerkt hatte, der vermutlich aufgeregt war, eine Waffe in der Hand trug und dessen Kleidung zumindest kleine Blutflecken aufwies. Es sei denn, der Täter war im Haus

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