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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gestanden habe ich einiges zu tun. Morgen wäre besser …«
    »Morgen könnte es zu spät sein«, sagte Luciani, ohne zu erklären, wofür.
    Die Frau schnaubte genervt und gab dem Barkeeper ein Zeichen, woraufhin er ein wenig auf Abstand ging. »Kommen Sie. Ich habe alle Daten da hinten.«
    Sie fanden mühelos die Eintragung von Barbara und ihren Freundinnen, vom 29. April. Seitdem waren mindestens ein Dutzend männlicher Namen verzeichnet, die zu dem Freund gehören konnten, mit dem sie noch einmal aufgekreuzt war. Die Merli sonderte ungefähr die Hälfte aus, die ihr bekannt waren, dann prüfte sie die Einträge in der Handschrift ihres Bruders und gab dem Kommissar schließlich drei Namen. Marco Luciani notierte sie alle drei, wusste aber schon, welches der richtige war: Giacomo Carrisi, geboren 1982 in Rapallo, Ausstellungsdatum für den Ausweis: 7. Mai. Luciani erinnerte sich, dass er seinen Namen und auch seine Aussagen in den Akten gelesen hatte.
    »Waren sie an dem Abend nur zu zweit? Sie und dieser Bursche?«, fragte der Kommissar.
    »Ja, ich meine schon.«
    »Und er, war er Ihrer Meinung nach schwul?«
    Emanuela Merli lachte laut auf. »Woher soll ich das wissen?«
    »Kommen Sie, jetzt sagen Sie nicht … Ich meine, Sie haben doch inzwischen einen Röntgenblick.«
    Die Miene der Frau wurde hart. »Das ist nicht so einfach, Herr Kommissar. Inzwischen achten auch die Männer … zwar nicht alle«, fügte sie hinzu, während sie seinen Bart und sein verbeultes Jackett musterte, »aber die meisten achten auf ein gepflegtes Äußeres. Deshalb sind sie aber noch nicht schwul. Und dann gibt es viele, Frauen |227| wie Männer, die spüren, dass sie es sind, es sich aber selbst nicht eingestehen. Abgesehen von denen, die sich nicht genau und nicht für immer festlegen, die sich immer wieder in jemanden verlieben, ohne dabei auf das Geschlecht zu achten. Wie sollen wir die einordnen?«
    Marco Luciani schaute in ihre schönen arroganten Augen.
    »War er jetzt schwul oder nicht?«
    »Ich habe Ihnen gesagt, wie ich darüber denke. Und jetzt muss ich zu meinen Gästen zurück.«
    Der Kommissar folgte ihr, verwundert. Er setzte sich an seinen Tisch und hörte sich ein paar Songs an, trank sein Minzwasser und konnte seinen Blick nicht von der sagenhaften Blondine wenden, die am Nebentisch saß. Sie war mit einer Brünetten zusammen, die auf ihre Art ebenfalls interessant war und in diesem Lokal in ihrem Element zu sein schien. Sie redeten mit dem Kellner, einem langhaarigen Burschen mit den unvermeidlichen Tätowierungen, und Luciani hoffte nur, dass sie als Polizistinnen überzeugender waren, denn als Lesbenpärchen.

|228| Montag
    Giampieri
    Punkt neun läutete er an der Wohnung des Brokers. Giulio Mantero und seine Mutter waren überzeugt, dass der Kommissar, nach dem Fackelumzug vom Freitag und den Breitseiten durch die Presse, fuchsteufelswild sein würde, sahen sich aber eines Besseren belehrt. Giampieri präsentierte sich als Strahlemann, mit einer Tüte Blätterteigpastetchen, wahlweise gefüllt mit Marmelade, Schokolade und Vanillecreme – eine Spezialität seiner Hauskonditorei.
    »Ideal zum Kaffee«, fing er an.
    Sie tranken den Espresso, den Signora Rita sofort zubereitet hatte, und während sie die Pasteten knabberten, erklärte Giampieri ganz bescheiden und unbeschwert, sie seien nach einer Woche Ermittlungsarbeit praktisch sicher, dass Mantero mit dem Mord nichts zu tun habe. »Und Sie natürlich auch nicht, Signora.«
    Mutter und Sohn schauten einander an, sichtlich erleichtert. Die Frau bekreuzigte sich: »Dem Herrn sei Dank!«
    »Sie müssen entschuldigen«, fuhr Giampieri fort, »ich weiß, wie schlimm diese Zeit für Sie war, aber Sie werden verstehen, dass wir in Fällen wie diesem in alle Richtungen ermitteln müssen, angefangen beim direkten Opfer-Umfeld.«
    »Natürlich, natürlich«, nickte der Anwalt. Er wollte fragen, ob die Ermittlungen gegen ihn offiziell eingestellt waren, doch der Ingenieur kam ihm zuvor.
    »Ich muss Sie allerdings noch um einige Tage Geduld bitten. Aus zwei Gründen. Der erste ist rein formeller Natur: Um Ihre Akte zu schließen, muss der Staatsanwalt |229| noch die offiziellen Ergebnisse einiger Analysen abwarten. Der zweite ist, dass sich eine interessante Spur gefunden hat, aber ich würde die verdächtige Person gerne unter Beobachtung stellen, ohne sie vorzuwarnen. Ich möchte, dass sie weiterhin annimmt, wir würden nur Sie verdächtigen, Herr Anwalt, damit sie sich

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