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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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in Sicherheit wiegt – und einen falschen Schritt tut.«
    Mantero seufzte. »Sie verlangen viel von mir. Dass ich auf unbestimmte Zeit weiter in diesem Alptraum lebe.«
    »Nein, wie gesagt, nur wenige Tage. Außerdem, wenn Sie gestatten: Ich hätte Ihnen das gar nicht mitteilen müssen und hätte Sie weiter zappeln lassen können. So dagegen können Sie aufatmen, ich bitte Sie nur, dass Sie mit niemandem darüber sprechen. Tun Sie es nicht für mich, sondern für Barbara.«
    Mantero betrachtete seine Mutter, sie tauschten einen Blick, und sie bat ihn stumm, auf den Vorschlag einzugehen, er dagegen bat, sie solle keinem davon erzählen, woran er aber nicht einen Augenblick glaubte. Giampieri merkte, dass er im Beisein der Mutter nicht hätte reden dürfen, aber nun war es zu spät. Er drückte die Hand, die der Anwalt ihm hinstreckte, und der Pakt war geschlossen. Und nachdem die Anspannung gewichen war, begann der Ingenieur mit einem Verhör, das als solches nicht zu erkennen war. Keine Fragen, nur ein informeller Plausch, um ein paar Details zu klären, die bei der Verfolgung der neuen Spur helfen konnten. Mantero versuchte seinerseits, etwas über den neuen Verdächtigen zu erfahren, aber der Ingenieur passte natürlich auf, dass ihm nicht das Geringste entschlüpfte.
    »Herr Anwalt, direkt nach der Tat sagten Sie, Sie hätten im Verhalten Ihrer Sekretärin in letzter Zeit nichts Ungewöhnliches bemerkt.«
    Mantero nickte.
    |230| »Nun, ich dachte, vielleicht würden Sie mit einer Woche Abstand … bisweilen fallen einem neue Details ein. Versuchen Sie noch einmal, in aller Ruhe nachzudenken. Wirkte Sie bedrückt, traurig? Niedergeschlagen? Oder vielleicht fröhlicher als sonst, zerstreut, verträumt?«
    Der Anwalt tat, als würde er eine Weile überlegen. »Nein, wirklich nicht. Sie war ganz normal.«
    »Überlegen Sie, ob sie vielleicht anders als sonst gekleidet war. Mehr Schminke trug oder weniger.«
    »Sie denken, Sie hätte jemanden kennengelernt«, hakte Mantero ein, »einen jungen Mann.«
    »Zum Beispiel.«
    »Nun, mir scheint, sie war völlig normal. Sie war kein Mädchen, das die Blicke auf sich ziehen wollte, sie kleidete sich schlicht, schminkte sich kaum. Sie war seriös.«
    »Deshalb hatten wir sie auch ausgewählt«, schaltete sich die Mutter ein.
    »Kam sie immer pünktlich? Hatte sie in letzter Zeit manchmal Verspätung, ging sie früher? Hatte sie sich freigenommen, oder wollte sie andere Arbeitszeiten? Wurde sie von jemandem abgeholt?«
    Bei jeder Frage schüttelte der Anwalt den Kopf, den Blick auf einen Punkt hinter dem Kommissar gerichtet. Giampieri entging aber nicht, dass das Gesicht der Mutter kurz aufleuchtete, auch wenn sie sich sofort wieder um eine ausdruckslose Miene bemühte.
    »Signora? Ihnen ist etwas eingefallen.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Sie zögerte ein bisschen zu lange, ehe sie »Nein, nein«, sagte. Der Vizekommissar nagelte sie mit seinem Blick fest, und als die Frau schnell anfügte: »Nichts Wichtiges«, wusste er, dass er sie geknackt hatte.
    »Alles ist wichtig, alles.«
    »Nein, etwas Albernes. Aber merkwürdig ist das schon.«
    |231| »Was denn, Mutter?«
    »Barbara war am Samstag im Büro.«
    »Samstag? Ach was, Mutter, du irrst dich.«
    »Was soll das heißen? Ich habe es dir sogar gesagt, weißt du nicht mehr?«
    »Mir? Ich meine nicht. Das wird Freitag gewesen sein, Mama.«
    Während der Sohn ungeduldig wurde und den Kommissar verlegen anlächelte, als wollte er sagen: »Hören Sie nicht auf sie, sie ist alt und ein bisschen durcheinander, sie verwechselt da etwas«, fuhr die Mutter unbeirrt fort: Samstagmorgen sei sie gegen halb zehn zum Einkaufen gegangen, und als sie an der Bürotür vorbeikam, habe sie den Computer brummen hören. Sie dachte, man habe vergessen, ihn am Abend auszuschalten, ging mit ihrem Schlüssel ins Büro und fand Barbara am Schreibtisch sitzend. Sie fragte, warum sie im Büro sei, und Barbara wirkte verlegen, antwortete, sie habe einen Terminkalender holen wollen, den sie vergessen hätte, und da hätte sie auch gleich die E-Mails kontrolliert. Dann sagte sie: »Ich bin aber sowieso schon fertig«, schaltete mit einer gewissen Hast den Computer aus und nahm eine Diskette heraus, die sie, ganz beiläufig, in ihre Tasche gleiten ließ. Aber Frau Mantero habe es bemerkt. Sie hätten noch ein paar Worte gewechselt, dann sei Barbara gegangen. Wenn sie es sich so überlege, sei das ihr letztes Zusammentreffen gewesen, denn

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