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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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am Montag darauf …
    Giampieri hatte all diese Informationen aufgenommen, ohne mit der Wimper zu zucken. Er widerstand dem übermächtigen Wunsch, aus dem Sessel zu springen und diesen beiden Kretins ins Gesicht zu brüllen, dass sie das viel früher hätten sagen müssen, etwas so Wichtiges.
    »Jetzt schauen Sie mich nicht so böse an, Herr Kommissar, ich hätte nicht gedacht, dass das von Bedeutung |232| ist, ich hatte es sogar vergessen, bis Sie uns nach ungewöhnlichen Uhrzeiten gefragt haben, da ist es mir wieder eingefallen.«
    »Und Sie, Herr Anwalt, Sie hatten das ebenfalls vergessen?«
    »Ich wusste nicht einmal davon, Herr Kommissar. Bist du sicher, dass es Samstag war, Mama? Nicht Freitag?«
    »Und ob ich sicher bin, Giulio. Was für eine Frage. Wenn es Freitag gewesen wäre, wäre Barbara nicht gegangen. Und dann wärst du ebenfalls im Büro gewesen.«
    »Da beißt die Maus keinen Faden ab«, sagte Giampieri.
    »Außerdem habe ich es dir gesagt, beim Mittagessen. Erinnerst du dich nicht?«
    »Nein. Ich weiß nicht … Vielleicht hast du es mir gesagt, und ich habe es nicht gehört, was hat das schon für eine Bedeutung, wenn Barbara am Samstag im Büro vorbeigeschaut hat?«
    »Tat sie das oft?«, fragte der Vizekommissar.
    »Was?«
    Du hast mich genau verstanden, du Arsch, dachte er. »Tat sie das oft, samstagvormittags mal im Büro vorbeischauen?«
    Der Broker schien verlegen. »In heißen Phasen kann es passieren, dass man auch samstags arbeitet, ich finde da nichts Merkwürdiges dabei.«
    »Und war das so eine heiße Phase?«
    »Nun … eigentlich nicht. Aber sie wird wohl schon öfter vorbeigeschaut haben, sie hatte die Schlüssel, es kann also häufiger vorgekommen sein. Samstagvormittags bin ich nie da, ich gehe für gewöhnlich zum Golfspielen in den Club.«
    »Ich habe sie am Samstagvormittag nie angetroffen«, schaltete sich die Mutter ein. »Und wenn sie den Computer angemacht hätte, hätte ich das gemerkt, denke ich, so wie ich es letzten Samstag gemerkt habe.«
    |233| Sie nickte befriedigt, ohne zu merken, dass sie munter das Grab für ihren Sohn schaufelte. Dieser rang nach Luft, kämpfte ums Überleben, während der Ingenieur ihn mit eisernem Blick fixierte, einem Blick, in dem deutlich geschrieben stand, was auf ihn zukommen würde: Beschlagnahmung der Computerfestplatten, aller Kundenunterlagen, Auswertung sämtlicher Telefonverbindungen der Büroanschlüsse. Solange man von einem Mord aus Leidenschaft oder einem Racheakt gegen Barbara ausging, war der Anwalt nur am Rande involviert, aber der Verdacht, dass seine Sekretärin in diesem Büro und mit diesen Computern Dinge anstellte, die nicht koscher waren, die für ihren Tod verantwortlich sein konnten, musste ihn wie ein D-Zug überrollen. Er war in ein Wechselbad der Gefühl geraten: Eben noch erleichtert, dass der Verdacht gegen ihn fallen gelassen wurde, war er jetzt schier verzweifelt bei der Vorstellung, was die Ermittler in seinem Büro anstellen würden.
    »Haben Sie eine Ahnung, Herr Anwalt, was auf dieser Diskette drauf sein mochte?«
    »Ich? Woher soll ich das wissen?«
    »War das Mädchen nicht gekommen, um eine Arbeit für Sie zu erledigen?«
    »Nein, absolut nicht. Sie wird irgendetwas aus dem Netz heruntergeladen haben. Vielleicht war es eine CD mit Musik, manchmal lud sie die herunter, bevor sie ging, sie hatte mich um Erlaubnis gebeten, weil sie zu Hause keinen Computer hatte, und ich hatte zugestimmt, solange sie es nach ihrer Arbeit tat und ohne das Gesetz zu übertreten. Sie versicherte mir, dass sie nichts stahl, sie surfte auf legalen Sites und zahlte mit einer Prepaid-Karte. Das war alles. Vielleicht wollte sie am Samstag auf eine Feier und vorher noch ein paar Lieder herunterladen.«
    Giampieri hörte ihn reden und dachte: In den Fernsehkrimis ist für gewöhnlich derjenige der Mörder, der sich |234| bemüht, das Verhalten der anderen Personen zu erklären. Giulio Mantero war vielleicht nicht der Mörder, aber sicher hatte er etwas zu verbergen. Andererseits, wer würde nicht nervös werden, wenn die Polizei ihre Nase in seine Archive stecken wollte?
    Der Ingenieur warf ihm einen letzten, halb drohenden, halb ironischen Blick zu, und als er sich erhob, kam er sich zehn Zentimeter größer vor. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, wenn er an die Computer dachte, die er sich bald zur Brust nehmen und bis auf den letzten Bit durchleuchten würde.
    »Signora, ich danke Ihnen, Sie haben uns sehr geholfen. Wenn Ihnen

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