Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
kann.
    »Meinst du, ich werde noch einmal mit ihm sprechen können?«
    |256| Seine Mutter verzog das Gesicht. »Ich denke schon, aber es wird immer schwieriger. Von jetzt an werden sie die Schmerzmittel noch höher dosieren, und er wird nach und nach das Bewusstsein verlieren. Man hat mir versichert, er werde nicht leiden, aber nur weil er fast betäubt sein wird.«
    Sie warteten weiter, wobei sie sich am Bett des Großen Cäsars abwechselten, im Korridor auf und ab gingen oder jeweils für fünf Minuten frische Luft schnappten. Gegen zehn Uhr abends setzte Marco Luciani seine Mutter – gegen deren Willen – in ein Taxi und platzierte seine knapp zwei Meter auf einem jener unsäglichen Stühle aus Stahlrohr und Resopal, die nur noch in Krankenhäusern existieren. Er verharrte so bis zum Morgengrauen, den regelmäßigen Atemzügen seines Vaters lauschend. In jedem Augenblick hoffte er, der Vater möge nun sterben, vor seinen Augen, damit seiner Mutter dieser Moment erspart blieb.

|257| Dienstag
    Giampieri
    Er verbrachte den Vormittag damit, die Beschlagnahmung der Computer aus Manteros Büro zu überwachen. Dies war ein langwieriger und komplexer Vorgang, und er wollte sichergehen, dass er nach allen Regeln der Kunst ablief, damit nicht irgendeine Diskette vergessen würde oder der Broker später eine Handhabe für eine Rechtsbeschwerde fände.
    Um die Auswertung der Dateien würde er sich, mit Unterstützung eines Technikers, persönlich kümmern. Die anderen setzten unterdessen die Verhöre fort.
    Er war kaum ins Büro zurückgekehrt, als die Boemi klopfte, mit einem Aufschlag ihrer langen Wimper die Tür einen Spaltbreit öffnete und fragte:
    »Störe ich?«
    »Was gibt’s?«
    »Ich wollte zu gestern Abend Bericht erstatten.«
    Giampieri brauchte einen Moment, ehe er sich erinnerte, wovon sie sprach, sie bemerkte es und schien enttäuscht.
    »Gestern Abend sind wir nach Santa Margherita gefahren, wissen Sie noch? Nadia und ich.«
    »Klar, klar. Ihr seid in das Lokal gegangen, wie abgesprochen.«
    »Genau.«
    »Und … wie war es?«
    Stefania strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Laut Lehrbuch ein explizites Locksignal. »Ach, super. Man hat mir eine Menge Avancen gemacht«, lachte sie.
    |258| »Daran zweifle ich nicht.«
    »Sieht so aus, als wäre ich der Typ, auf den Lesben stehen. Großer Busen«, damit fühlte Giampieri sich absolut autorisiert, eben diesen Busen zu betrachten und heftig zu nicken »und halt ein paar Kurven … Wenn ich nicht mit Nadia da gewesen wäre, wären die wohl über mich hergefallen.«
    Der Ingenieur hatte alle Mühe, sich die Szene nicht auszumalen. »Und Nadia … also Frau Giolitti … wo ist die?«
    »Als ich gegangen bin, schlief sie noch. Unsere Nacht war ziemlich … anstrengend.« Sie lächelte zweideutig, ein echtes Aas.
    Der Kommissar kämpfte gegen die Frage an, die in seinen Weichteilen rumorte: »Warum? Seid ihr erst spät zum Schlafen gekommen?«
    »Und ob, es war bestimmt schon drei, halb vier. Nein, vielleicht sogar ein bisschen später. Ich habe bei ihr in Sori übernachtet, ich wäre sonst am Lenkrad eingeschlafen«, sagte sie und kostete dabei Giampieris besorgte Miene aus.
    »Gut. Und … hast du etwas herausgefunden?«
    »In dem Lokal oder in Nadias Wohnung?«, platzte sie lachend heraus. Sie genoss es, ihn auf die Folter zu spannen.
    Der Vizekommissar hob den Blick zum Himmel. »Im Lokal.«
    »Machen Sie es sich gemütlich. Das wird eine lange Geschichte. Darf ich mich setzen?«
    »Sicher.«
    »Gut. Wir tranken etwas, schauten uns ein bisschen um und schlossen Freundschaft. Den Typen, von dem Michela sprach, den vom Foto, haben wir sofort entdeckt: Marke attraktiver Schurke, langes Haar, ein bisschen … wie soll ich sagen, Urvieh. Auf den ersten Blick meilenweit von Barbaras Stil entfernt. Er ist nicht wirklich der Betreiber, sondern der Bruder der Eigentümerin, die ist übrigens ätzend. Sie behandelt ihn wie einen Laufburschen, und er |259| schluckt das. Er war an unseren Tisch gekommen, um den Hanswurst zu spielen, und sie hat ihn sofort hinter den Tresen beordert.«
    »Aber schien dir der Kerl gefährlich?«
    »In gewisser Weise schon. Kennen Sie die Sorte von Typen, die den harten Hund spielen, obwohl sie es nicht unbedingt sind, die sich in Schlägereien stürzen, um zu zeigen, wie mutig sie sind, am Ende aber die Hucke voll kriegen? So einer.«
    »Kerle, die früher oder später Riesenmist bauen. Ich geh mal ins Netz und schaue, ob er Vorstrafen

Weitere Kostenlose Bücher