Kein Schwein bringt mich um
Angebetete.
»Yep.«
»Aber wir bleiben Freunde, ja?«
»Klar.« Die üblichen Trennungsfloskeln, die genauso fad wie falsch waren.
»Tut mir leid, Dieter«, drang es brüchig aus dem Kasten.
»Und mir erst. Tschüs.« Ich drückte auf die Taste mit dem roten Hörer. Mühsam erhob ich mich, ergriff den Vogelkäfig und trottete wie in Trance zum Auto. Die beiden Zwitscherköpfe stellte ich auf den Rücksitz, dann startete ich den Motor und fuhr los.
Ziellos cruiste ich durch die Münsterländer Botanik, bis ich mich irgendwann auf Schumanns Biogemüsehof wiederfand.
»Hallo, Dieter.« Arabella hatte mir die Tür geöffnet.
»Ich möchte Karin sprechen.«
»Sie ist nicht da, du ScheiÃkerl. Du hast ihr das Herz gebrochen.«
»Mach mal halblang. Komm, ihr Auto steht dort, lass mich zu ihr.«
»Hast du was an den Lauschern? Karin ist nicht zu Hause. Auf Wiedersehen, du Idiot.«
Ich verspürte keine Lust, mich vor dieser Yuppie-Tante zu rechtfertigen, und genauso wenig Lust, mich mit ihr zu streiten, also machte ich auf dem Absatz kehrt.
Als ich den Wagen aufschloss, bemerkte ich, dass sich hinter einem Fenster im ersten Stock die Gardine bewegte. Mich zerriss es innerlich, dass Karin Schumann dort oben stand und nicht mit mir reden wollte. Was war so falsch gelaufen, dass sie sich verleugnen lieà und mich heimlich beobachtete, während ich wie ein Idiot hier unten stand und nicht wusste, wohin mit meiner Seelenpein?
Mit dem Autoschlüssel in der Hand starrte ich auf das Fenster und summte Soft Cells »Tainted Love« vor mich hin:
»Sometimes
I feel Iâve got to run away
Iâve got to get away
From the pain
You drive into the heart of me
The love we share
Seems to go nowhere
And Iâve lost my light
For I toss and turn
I canât sleep at night â¦Â«
ScheiÃe, scheiÃe, scheiÃe. Schon jetzt empfand ich Mitleid für Ottos und Lunas Mörder, denn einer würde für den ganzen Dreck büÃen müssen.
Ich warf einen letzten Blick zum Fenster, dann vertraute ich mich dem Escort an. Auf der Fahrt unterhielt ich mich mit den Wellensittichen: »Na, ihr beiden, ihr habt doch bestimmt beobachtet, wer den armen Otto umgebracht hat.«
»Fiep fiep.«
»Könntet ihr bitte deutlicher sprechen? Versteht ja kein Mensch.«
»Fiep fiep fiep fiep.«
»Nicht mehr sprechen, sondern deutlicher.«
»Fiep.«
»Wieso seid ihr keine Papageien, verdammte Hacke, dann könntet ihr mir den Namen des Killers verraten.«
»Angela Merkel und Wolfgang Schäuble.«
Völlig entgeistert drehte ich mich zu den Flattermännern um und hätte dabei um ein Haar einen Fahrradfahrer umgenietet.
»Sagt das noch mal. Wer hat die beiden auf dem Gewissen?«
»Angela Merkel und Wolfgang Schäuble. Hast du was an den Lauschern?«
Ich hatte die Wellensittiche genau beobachtet. Mein Gott, sie konnten nicht nur sprechen, sondern auch noch bauchreden.
»Die beiden haben Herrn Baumeister mit dem Eurorettungsschirm erstickt.«
Ich fürchtete ernsthaft um meinen Verstand. Allerhöchste Zeit, mich wieder mit normalen Menschen zu unterhalten. Also kurzerhand das Handy gezückt und ein paar Ziffern eingetippt.
»Hier meldet sich Stefan Jahnknecht am Apparat.«
»Hallo, Stefan, schön, deine Stimme zu hören.«
»Dieter, weiÃt du schon, dass Mama glaubt, dass Platten gestohlen wurden? Sie ganz traurig, und ich wollte schon sagen, dass wir haben die Musik«, drang es ganz aufgeregt aus dem Kasten.
»Ihr Geburtstag ist übermorgen. Bald ist es also geschafft«, versuchte ich ihn zu beruhigen.
»Sie hat sogar Polizei gerufen, ist das nicht schrecklich?«
»Ich habe die Autogramme von Luna bekommen, Stefan, alles wird gut.«
»Das ist ja super-geilo!«
»Wo bist du gerade? Ich habe die Platten nämlich dabei.«
»Bin gerade bei Genossenschaft in Dülmen, Futtersäcke für Tiere und Gummistiefel für Stefan kaufen. Können wir uns treffen dort?«
»Kein Problem. In einer halben Stunde werde ich auf dem Parkplatz stehen.«
»Dieter«, klang es leise aus dem Lautsprecher.
»Ja?«
»Du sein super Freund.«
Na, das ging ja mal runter wie Butter.
»Danke, du auch, bis gleich.«
Die Warenübergabe erfolgte reibungslos, auch wenn Stefan überaus nervös war, weil sich
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