Kein Schwein bringt mich um
fiel mir siedend heià ein. Ich befreite das Federvieh aus dem Escort und suchte ihnen ein lauschiges Plätzchen im Wohnzimmer. Grabowski schlurfte ebenfalls ins Haus, und wir setzten uns an den Küchentisch. Nachdem wir zwei Flaschen Herrenhäuser entkront hatten, zog ich die Fotos aus der Tasche.
Mancinis Exmänner einträchtig nebeneinander. Ansonsten nur ältere Semester. Nix Neues.
»Schau du mal drauf«, bat ich Peter. »Vielleicht entdeckst du was.«
»Ist doch eh egal«, klagte er lustlos, schüttete sich einen Korn ein und biss in die Stangensalami, die vom letzten Frühstück übrig geblieben war. Dann patschte er mit seinen Fettfingern auf ein Foto. Da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren.
»Peter, du bist genial, Peter, du bist genial«, skandierte ich und hüpfte wie Rumpelstilzchen auf und ab. »Warum bin ich da nicht gleich drauf gekommen?«
»Wat?«, schnaufte Gurkennase und kippte den Korn in den Rachen. »Ich wollte nur die Stelle zeigen, wo man auf der Theke einen Rot-Weiss-Essen-Wimpel platzieren könnte.«
»Du grandioser Poirot! Da muss sich jemand jetzt verdammt warm anziehen.«
War dieser Donnerstag bisher der schwärzeste Tag meines Lebens gewesen, so endete er jetzt doch mit etwas Gutem: Ich wusste nun, wer Luna und Otto auf dem Gewissen hatte.
Fremdsprachisch
Am nächsten Morgen wurde ich durch penetrantes Klingeln geweckt. Beim Durchqueren der Stube stöhnte Grabowski auf der Couch: »Luna, ich habe reich geerbt. Lass uns heiraten.« Zumindest in seinen Träumen war die Welt noch in Ordnung. Ich gönnte es ihm.
Kaum hatte ich die Türklinke heruntergedrückt, fiel ich fast auf den Boden. Frédéric, gekleidet in einen Schottenrock in den Farben der Trikolore, stürmte mit einem befrackten Gehilfen in die Stube.
» Je regrette, je regrette. Ich wollte eine Stunde früher da sein, aber dieser schreckliche Verkehr auf diesen schrecklichen deutschen Autobahnen«, jammerte er und wischte sich mit einem seidenen Taschentuch über die Stirn. »Ich war so in Sorge, dass ich mir fast ins Höschen gepullert habe, mon Dieu .«
Schumann war bei ihrer Absage wohl schlampig gewesen. Frédérics kompakt und muskulös gebauter Lakai, der mich an einen Typen aus dem A-Team erinnerte, trug meinen Anzug über dem Arm.
»Ein schickes Stöffchen haben wir geschneidert«, verriet er mit einer angenehmen Falsettstimme.
»Was wollt ihr hier? Die Fete fällt doch aus.« Gurkennase war aufgewacht.
»Pardon?«
»Hört nicht auf ihn, der hat gestern zu viel gesoffen«, stellte ich eilig die Dinge gerade. Wenn ich schon leiden musste, sollte mir wenigstens Vaters Anzug den Schmerz mildern.
»Oh, là là «, schnalzte der Anzugträger mit der Zunge, als er Grabowskis nackten Oberkörper erblickte. »Der Tiger ist erwacht. Schon was vor heute, Schmusekätzchen?«
Statt einer Antwort zog Grabowski hastig die Decke vor die Brust.
»Warum hast du uns deinen adretten Mitbewohner bisher verschwiegen, Didier?«, posaunte Frédéric heraus, über das gesamte Gesicht strahlend. »Erinnert mich an den jungen Brad Pitt. Quel charisme. «
»Hat sich was mit Rissme«, grummelte Grabowski verlegen. »Ich bin ein einfacher Junge aus dem Pott und null interessant.«
»Und so bescheiden! Aber lasst uns jetzt den Anzug anprobieren. Wir müssen gleich weiter nach Mailand.«
»Paris«, verbesserte ihn der Kompagnon. »Aber egal. Hauptsache, Frankreich.«
Kaum zu glauben, aber die beiden Kasperköpfe erhellten tatsächlich meinen Tag. Zehn Minuten später steckte ich in dem feinen Zwirn, und der Blick in den Spiegel verriet: Mit diesem Anzug wäre ich heiÃer Kandidat für den Bräutigam des Jahres gewesen. Wehmut durchzog mein Herz. Die beiden Modegurus fummelten weiter an mir herum, zupften Fältchen gerade, strichen und drückten, dass mir ganz mulmig zumute wurde.
SchlieÃlich befreite ich mich: »Der Anzug sitzt, vielen Dank.«
»Wann triffst du denn die Braut?«, fragte Frédéric unbeeindruckt.
»Ich verspüre auch Ehegelüste«, sagte sein Kompagnon. »Bist du noch frei, mein attraktiver Freund? Ich bin übrigens der Pedro«, umgarnte er Gurkennase, der gar nicht wusste, wie ihm geschah.
»Ich habe ihn zuerst gesehen.« Frédéric stupste Pedro in die Seite.
»Nein, ich.
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