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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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schwindeliger.
    «Danke nochmal für deine Hilfe neulich. Du weißt schon. Am Kopierer.»
    Ha! Endlich. Mein Einsatz.
    «Kein Problem», leite ich souverän meinen Eroberungsfeldzug ein und lehne mich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen zurück.
     Dabei schaukele ich auf den hinteren Beinen des Stuhls – eine Pose, wie man sie von George Clooney kennt. Allerdings würde
     der vermutlich |52| nicht so unmännlich das Gleichgewicht verlieren, denn ich kippe mit dem Stuhl hintenüber wie eine gefällte Edeltanne: unerwartet,
     stocksteif und mit dumpfem Geräusch.
    Hmpf. Hilflos liege ich vor der Frau, die auch aus der Schildkrötenperspektive noch wie eine Göttin aussieht. Es ist erbärmlich.
     Wie sich wohl George Clooney aus einem derartigen Schlamassel ziehen würde? Manchen Leuten passiert so etwas vermutlich einfach
     nicht.
    Immerhin, die Göttin hat einen irdisch besorgten Gesichtsausdruck, als sie sich über mich beugt und mitfühlend fragt: «Alles
     in Ordnung? Kannst du dich bewegen? Oder soll ich schnell Marc holen, damit er dir hilft?»
    Schlange! Das hätte gerade noch gefehlt, oder glaubt hier vielleicht irgendjemand, George Clooney würde Brad Pitt zu Hilfe
     rufen?
    «Nein danke», zische ich unwirsch mit zusammengebissenen Zähnen und versuche, nicht vor Schmerz aufzujaulen, während ich mich
     behutsam aufrichte.
    «Kann ich irgendetwas für dich tun?»
    Während Elisa mir helfend unter die Arme greift, rutscht der Träger ihres Kleides über ihre Schulter und erlaubt die verheißungsvolle
     Aussicht auf einen schokoladenfarbenen Spitzen-BH.   Lechzend fällt mir die Ausstellung der Nackten wieder ein.
    «Vielleicht hast du ja Lust, mich heute Abend zu begleiten. Ich meine, nur wenn du Zeit hast natürlich.» In gebückter, schmerzverzerrter
     Haltung beginne ich mein Anliegen vorzutragen. «Ich habe nämlich zwei Karten für die Ausstellungseröffnung von Helmut Newton.
     Die zweite Karte hat sich den Knöchel verstaucht und kann nicht mitkommen.»
    |53| Wenn sie jetzt zusagt, werde ich notfalls auch am Rollator dorthin humpeln. Ihre Augen glänzen wie Klaus’ Pomadefrisur, was
     mir Grund zu der Annahme gibt, sie würde sich freuen. Stattdessen bringt sie ein unterdrücktes Kichern hervor und sagt: «Und
     die erste Karte hätte sich fast das Genick gebrochen, hihi.»
    Sehr witzig. Angeschlagen stütze ich mich auf den Schreibtisch. Die Frau hat einfach keine Ahnung von Kunst. Doch dann fragt
     sie vorsichtig:
    «Glaubst du denn, dass du heute Abend wieder fit bist?»
    Gemeinheit, dein Name ist Weib! Sie denkt doch wohl nicht allen Ernstes, dass ich ihr beide Karten überlasse, damit sie mit
     Marc loszieht und sich am Ende des Abends von ihm vögeln lässt?
    Baby, wovon redest du? Ich, Schmerzen? Von dem kleinen Stunt?
    «Keine Angst, ich bin okay», sage ich mit gespielter Leichtigkeit und mache das entspannteste Gesicht, zu dem ein Mensch mit
     mehreren gefühlten Wirbelbrüchen fähig ist. Mit fester Stimme füge ich hinzu: «Ich hole dich ab. 20   Uhr.»
    Und jetzt geh bitte, ich fang sonst gleich an zu heulen. Weil ich nämlich noch keine Karten habe und mich nicht gleich zweimal
     an einem Tag zum Affen machen möchte.
     
    Nachdem ich Nadja auf allen drei Handys, ihrem Band zu Hause und der Mailbox in ihrer Firma Nachrichten in unterschiedlichen
     Dringlichkeitsstufen hinterlassen habe, gebe ich bei ihrer Kollegin folgende Nachricht zu Protokoll: «Alle Beteiligten sind
     einverstanden, erbitte ihre verbindliche |54| Zusage bis spätestens 17   Uhr.» Danach begebe ich mich humpelnd in das ermüdendste Meeting meines Lebens.
    Marc, Kirsten, Rolf und ich begutachten die letzten Korrekturen sowie die Verpackungsentwürfe für
Courti +
Sahne
, den Vanillepudding, der so lecker und begehrlich aussehen muss, dass er nur so aus den Regalen gerissen wird.
    Keine leichte Aufgabe, zumal sich schon in unserer kleinen Runde derart eklatante Meinungsverschiedenheiten auftun, dass eine
     Einigung ausgeschlossen scheint.
    «Also», startet Kirsten ihre Hetzkampagne gegen alles, was nach einer guten Idee aussieht, aber nun mal nicht von ihr ist.
     «Rot ist einfach keine Farbe für eine Puddingverpackung. Rot ist zu aufdringlich, zu ordinär, genau wie der Name übrigens.»
    Sie lehnt sich zurück und blickt dabei zufrieden wie J.   R.   Ewing , nachdem er seinem Erzfeind Cliff Barnes eine Bohrinsel weggeschnappt hat.
    «Du meinst nicht ordinär, du meinst sexy. Rot ist sexy. Strapse sind

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