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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Elisa um die Ecke.
    «Du liebe Güte, ist es schon so spät?» Erschrocken blickt sie auf die Uhr, während ihr Fuß wie automatisch |61| ein paar Kleidungsstücke beiseiteschiebt, um mir den weiteren Zutritt in den Flur zu ermöglichen.
    «Nein, nein, ich habe nur gleich einen Parkplatz gefunden», lüge ich pikiert. «Hast du die Polizei schon gerufen?»
    Wer auch immer hier eingedrungen war, hat seine Sache gründlich gemacht. Nichts scheint mehr an seinem Platz zu liegen, stattdessen
     wurde alles gleichmäßig auf dem Boden verteilt. Nicht mal die Beschaffenheit des Fußbodenbelages lässt sich noch mit Bestimmtheit
     ausmachen. Da es ein Altbau ist, vermute ich Holzdielen.
    «Na, solche Sorgen habe ich mir deinetwegen nun auch wieder nicht gemacht», erklärt sie lapidar. «Außerdem musste ich noch
     Hilfestellung bei einer Krise leisten.»
    Nach einem prüfenden Blick in mein zugegebenermaßen verstörtes Gesicht beeilt sie sich hinzuzufügen: «Stör dich nicht an der
     Unordnung. Der Krempel gehört Claudia, einer Freundin von mir. Sie wohnt für ein paar Tage hier und ist nicht die Ordentlichste.»
    Ich mag Frauen, die sich nicht unnötig über Kleinigkeiten aufregen.
    «Für ein paar Tage hat diese Claudia aber ganz schön viel Zeugs mitgebracht.» Ich besitze in meinem ganzen Kleiderschrank
     nicht so viele Klamotten, wie diese Frau offensichtlich nur für ein paar Tage ein- bzw. gleich auch wieder ausgepackt hat.
    «Also, ein Teil davon gehört auch mir. Kleinen Moment noch, ich ziehe mir nur schnell was über.»
    Wie eine gierige Elster pickt Elisa zielstrebig alle paar Meter ein Kleidungsstück vom Boden, ehe sie mit der Beute dort verschwindet,
     wo ich das Bad vermute. In der Aufregung |62| bemerke ich leider zu spät, dass sie nur mit einem viel zu großen Pulli und ein paar Wollsocken bekleidet war. Immerhin schaffe
     ich es noch, einen kurzen Blick auf ihre Beine zu erhaschen: wohlgeformt und ordnungsgemäß enthaart.
    Ich kann Haare an den Beinen nämlich nicht ausstehen. Bei Frauen jedenfalls. Das mag sich jetzt vielleicht arrogant anhören,
     aber so ist es nun mal. Gabriele, eine kurze Affäre von mir aus vergangenen Tagen, war Studentensprecherin, «taz»-Volontärin
     und teilbewuchert. Sie verteidigte dies mit Argumenten, die von der Frauenbewegung ebenso ausgeschöpft waren wie heutzutage
     das Marketingpotenzial der Telekom-Aktie. Will sagen: Überreden hilft da auch nicht.
    Nun konnte Gabriele zugegebenermaßen nicht ahnen, dass vogelspinnenartige Beinbehaarung bei Frauen traumatische Pubertätserinnerungen
     in mir wachriefen. Frau Dr.   Indira Insbeth, Kinderärztin pakistanischer Abstammung, war sozusagen die Tina Turner der Beinbehaarung. Durch eine viel zu
     helle, zementfarbene Nylonstrumpfhose stachen ihre Borsten wie eine Brombeerhecke durch den Zaun – fast hatte man Angst, sich
     zu verletzen. Dazu wieherte sie über ihre eigenen Witze wie eine paarungswillige Haflingerstute, während sie gleichzeitig
     meine Eier untersuchte.
    Ich möchte einfach nicht daran erinnert werden.
    Erst neulich zum Beispiel stand ich an der Wursttheke im Supermarkt und wurde Zeuge, wie sich eine der Verkäuferinnen gedankenverloren
     unter dem Kinn streichelte und ihre Kollegin wissen ließ: «Also, ich glaube, vor der Hochzeit muss ich mich nochmal rasieren.»
    Seither kaufe ich die Wurst immer abgepackt.
     
    |63| Behutsam bahne ich mir jetzt meinen Weg ins Wohnzimmer, wo ich mich sicherheitshalber auf ein riesengroßes, rotes Sofa plumpsen
     lasse – die einzige Möglichkeit, nicht das komplette Sortiment der örtlichen Douglas-Filiale mit meinen noch etwas grobmotorischen
     Schritten zu vernichten. Mein Blick wandert durch das Zimmer. Die Wände sind rosa, und an den Fenstern hängen weinrote Raffgardinen,
     wie man sie aus Krimis kennt, die im Rotlichtmilieu spielen. Auf einem antiken Tisch liegt, zwischen einem Stapel Zeitschriften,
     ungeöffneter Post und dem aufgeschlagenen Wohnungsteil des «Hamburger Abendblatts», eine Katze. Ansonsten verschwindet das
     Zimmer unter einer dicken Schicht von Klamotten. Kleidungsstücke aller Art hängen von der Decke, den Wänden und den Türen.
    «Ich musste meinen Einbauschrank räumen, Claudi wohnt in meinem Schlafzimmer. Und da ich sie nicht wegen jeder Kleinigkeit
     stören will, habe ich meine Sachen alle erst mal hier reingeschafft.»
    Elisa hat es, trotz des Chaos, lautlos ins Wohnzimmer geschafft und macht nun eine ausladende Geste, mit der

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