Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
Vom Netzwerk:
rot. Unterwäsche ist rot. Rot ist ein Signal an die Umwelt:
     Seht her, ich bin etwas Besonderes. Ich bin der Star unter den Vanillecremes. Das ist Rot. Das ist
Courti + Sahne

    Marc schließt die Augen, als hätte er gerade den besten Sex seines Lebens, und lächelt dabei derart selbstzufrieden, dass
     ich spontan beschließe, beim nächsten Selfmade-Sex meinen Gesichtsausdruck im Spiegel zu überprüfen und notfalls leicht zu
     korrigieren.
    Recht hat er jedenfalls, auch wenn mir heute die nötige Energie fehlt, um mich adäquat einzumischen. Allein der |55| Gedanke an eine durch Aufregung verursachte falsche Bewegung verursacht bei mir Angstschweiß.
    «Wir müssen uns doch irgendwie vom Markt abheben, und Sex sells! Das gilt nun mal immer noch», presse ich dennoch mit unbewegter
     Miene hervor.
    «So ein ausgemachter Blödsinn!», ereifert sich Kirsten aufs Neue. «Unsere puddingessende Zielgruppe ist aber nicht sexy. Zumindest
     nicht vordergründig.»
    Falls sie damit sich selbst meint, liegt sie erwiesenermaßen richtig. Trotzdem ist es ein Trugschluss, dies zu verallgemeinern.
    Rolf blickt wie immer über den Rand seiner Brillengläser, während er unsere Diskussion vom Tisch fegt.
    «Schluss jetzt. Wir haben noch zwei weitere Vorschläge für den Kunden in der Hinterhand, genug also für unsere Abschussliste.
     Ich persönlich finde aber, wir sollten dies hier als außergewöhnliche Idee wagen. Der Name passt, und die Verpackung bleibt.
     Tom wird das dem Kunden schon klarmachen, stimmt’s, Tom?»
    Was wie ein Kompliment klingen soll, ist eigentlich eine handfeste Drohung. Das ist mir jedenfalls schon klar, bevor er noch
     ermahnend und jeglichen Mitgefühls entbehrend hinzufügt: «Schließlich geht es um einen Millionenetat   …»
    Kennen Sie das Gefühl, wenn man einen Krimi schaut, und obwohl Handlung und auch Musik darauf hindeuten, dass hier gleich
     etwas Entsetzliches geschehen wird, zuckt man überrascht und erschreckt zusammen? So, als wäre man nicht gewarnt worden.
    Ich hatte mir allerdings vorgenommen, in dieser Sache kein unnötiges Adrenalin mehr auszuschütten. Jedenfalls |56| nicht,
bevor
das Kind in den Brunnen gefallen ist. Und ohne jetzt überheblich wirken zu wollen, kann ich doch zu Recht behaupten, dass
     auf meinen angeborenen Charme bislang noch immer Verlass war. Ich würde es denen in München schon zeigen und damit Ruhm, ein
     Auto und eine Gehaltserhöhung abstauben. Fertig.
    Wir knispeln noch etwa drei Stunden an diversen Details herum, und ich hätte jetzt wahrscheinlich schon eine kleine dicke
     Kollegin auf dem Gewissen, wenn man mich nicht vorzeitig in das nächste Meeting abkommandiert hätte, in die Redaktionssitzung
     für die neue Ausgabe der Zeitschrift «Baby-Talk».
    Der Volksmund nennt das, glaube ich, vom Regen in die Traufe.
    Manchmal ist es einfach beängstigend, einer Minderheit anzugehören. Denn es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass es sich bei
     Geburt, Windeln & Co nicht gerade um mein Spezialgebiet handelt. Erschwerend kommt hinzu, dass ich anscheinend auch
     noch der Einzige in diesem Kreis bin, der weder über lebende noch über tote Verwandte verfügt, die bereits mit Kindern gesegnet
     sind. Auch von Vince’ Vaterschaft habe ich bisher, ehrlich gesagt, nicht mehr mitbekommen als einen beneidenswerten Zulauf
     von – leider unbedeutenden, weil schnullergesteuerten – Frauenbekanntschaften.
    Meine Kolleginnen dagegen, allesamt nicht nur kinder-, sondern schon seit Jahren auch männerlos, prahlen um die Wette mit
     Erfahrungen von Schwester-Müttern, Freundinnen-Müttern und sonstigen Bekannten-Müttern.
     
    |57| Als ich 90   Minuten und eine Wassergeburt später auf dem Zahnfleisch in mein Büro krieche, stoppt mich Klaus, der heute aussieht wie die
     junge Lilo Pulver – nur in Dunkelhaarig.
    «To-hom, Schalömchen, nicht so hastig!»
    Klaus sitzt hinter dem Empfangstresen und wedelt aufgeregt mit einem rosa Briefumschlag, sodass ich von weitem schon Nadjas
     Parfüm riechen kann.
    «Der hier   …» Mit dem abgespreizten, rechten kleinen Finger deutet er in Richtung seiner immer noch wedelnden linken Hand. «…   ist für dich abgegeben worden.»
    Um seine Neugierde vor mir zu verbergen, macht er das Gesicht eines Datenschutzbeauftragten, der bei der Ziehung der Lottozahlen
     die Aufsicht innehat.
    «Danke schön.» Geschickt entreiße ich ihm den Umschlag. «Das ist bestimmt die Antwort von Siegfried und Roy, auf die ich schon
     so

Weitere Kostenlose Bücher