Kein Sex ist auch keine Loesung
Joggen erreiche. «Wie soll ich das denn
so schnell hinkriegen?»
Im Hintergrund schnattern ein paar aufgeregte Enten.
«Na, du kennst doch diesen Typen, diesen Dingsda, wie heißt denn der noch gleich, der mit dem Maserati und den zwei Windhunden.
Der sich für Robert Redford hält, obwohl er eigentlich aussieht wie Thomas Gottschalk. Sag doch mal, wie heißt der noch gleich?»
Wong! Ein dumpfer Aufprall und dann Stille.
«Nadja? Hallo, bist du noch dran?»
Leises Stimmengewirr im Hintergrund. «Naaadjaaa! Haaaalo! Sag doch was!»
|49| Ich kann sie hören. Und einen Mann.
«Nadja, zum Kuckuck, was ist los? Soll ich die Polizei rufen?»
Man macht sich ja keinen Begriff, was heutzutage für gestörte Existenzen im Morgengrauen an öffentlichen Gewässern herumlungern.
Mir selbst hat sich mal unverhofft eine attraktive Dame mittleren Alters in den Arm geworfen, weil sie sich von einem verwirrten,
nackten Mann verfolgt fühlte, der ihr darüber hinaus noch obszöne Dinge hinterherrief. Mir fällt eigentlich erst jetzt auf,
dass ich den Mann gar nicht gesehen habe. Hm. Egal. Aus Dankbarkeit für meinen Begleitschutz hat sie sich jedenfalls auf ganz
reizende Art erkenntlich gezeigt. Seit ich dann allerdings gezwungenermaßen auf der Flucht vor ihrem Ehemann ihre Wohnung
über den Balkon verlassen musste, haben wir irgendwie den Kontakt verloren.
Nadjas Stimme dringt nun wieder an mein Ohr.
«Hören Sie, Mr. Tarell?»
Hm. Spricht sie jetzt mit mir?
«Ich lasse mir Ihr Angebot durch den Kopf gehen. Aber eines sage ich Ihnen gleich: Das wird nicht billig!»
«Nadja? Wovon redest du? Welcher Mr. Tarell?»
Knack, aufgelegt. Was soll man nun damit anfangen? Wahrscheinlich ist sie gestolpert und von Prinz Charles persönlich aufgesammelt
worden. Trotzdem könnte sie sich ja mal vernünftig ausdrücken, schließlich hängt meine Zukunft von ihr ab.
Ich beschließe, optimistisch zu sein und Elisa schon mal zur Vernissage einzuladen. Absagen kann ich ja notfalls immer noch.
|50| Die schwersten Momente im Leben eines Mannes sind schnell aufgelistet: Aufklärungsstunde bei den Eltern, obwohl man längst
den ersten Sex hatte; zufälliges Zusammentreffen mit einem Exkommilitonen aus demselben Semester, der bereits einen Porsche
fährt; der Börsencrash und – das steht leider heute auf meinem Tagesprogramm – die erste Verabredung mit einer Frau einfädeln,
die man ins Bett kriegen will. Dabei ist die Schwierigkeit nicht, Ersteres zustande zu bekommen, sondern sich Letzteres nicht
anmerken zu lassen.
In der Agentur mache ich mich zunächst daran, die neuesten Entwürfe für die Anzeigenmotive von
Courti + Sahne
zu begutachten. Während ich mich insgeheim frage, wie aus dieser gequirlten Scheiße bis Donnerstag eine präsentationsreife
Kampagne werden soll, die nicht nur all meinen Kollegen den Job rettet, sondern mir auch noch einen Sportwagen beschert, klopft
es an meiner Bürotür.
Elisa steckt ihren Kopf zur Tür herein.
«Hi.»
Sie wedelt mit ein paar Farbausdrucken.
«Hi», erwidere ich so cool, dass ich selbst fast eine Gänsehaut bekomme. Mit lässiger Geste winke ich sie zu mir heran und
starre gebannt auf ihr geblümtes Kleid, in dem sie so unschuldig aussieht wie ein Hundewelpe, kurz bevor er auf den Teppich
pinkelt. Als sie mir die Ausdrucke auf den Tisch legt, kann ich ihren zarten Duft wahrnehmen. Ich finde, sie riecht hinreißend
– wie ein frisches Brötchen. Mir wird etwas schwindelig.
«Hier sind die letzten Ausdrucke für das Puddingdesign. Könntet ihr euch bitte bis morgen für einen Entwurf entscheiden, |51| sodass wir dann die Dummys bauen können? Schließlich ist Donnerstag schon die Präsentation.» Sie schickt ein zauberhaftes
Lächeln in meine Richtung. Was sie wohl drunter trägt? Bestimmt gar nichts. Ich habe schon von vielen Frauen gehört, die Unterwäsche
einfach als störend empfinden. Ich kann das absolut verstehen.
«Ja, kannst du das?»
Ogottogott.
«Wasss?»
«Bis morgen eine Entscheidung treffen.»
Sie spricht zu mir wie zu einem Irren, den man nicht aufregen darf.
«Äh, ja, klar. Habe sowieso gleich einen Termin mit Rolf wegen der letzten Korrekturen. Melde mich dann bei dir.»
… um mit dir zu schlafen.
«Okay.»
Sie dreht sich um und geht zur Tür.
Lange Beine. Toller Hintern. Ich muss sie aufhalten. Nur wie?
«Übrigens …» Sie dreht sich nochmal in meine Richtung.
«Ja?» Mir wird noch etwas
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