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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Füßen. Während sie eifrig Termine in ihren Kalender kritzelt und andere wild wieder herausstreicht, nickt sie
     mir kurz und energisch mit dem Kopf zu, was so viel bedeutet wie: Setz dich und halt die Klappe.
    Ich fühle mich wie ein Fünftklässler, dem gleich mitgeteilt wird, dass seine Versetzung gefährdet ist.
    Höflich, aber bestimmt, würgt Nadja nun ihren Gesprächspartner ab, schaltet anschließend mit zufriedenem Gesicht das Handy
     aus und lehnt sich genüsslich zurück. Dabei strahlt sie, als hätte man ihr gerade die Rolle des Bondgirls – neben Robbie Williams
     als Agent 007 – angeboten.
    «Du wirst nicht glauben, was passiert ist!» Und ohne abzuwarten, bis ich mich gesetzt habe, platzt sie auch schon mit der
     Antwort heraus.
    «Ich habe ihn gefunden: Ronald. Traummann. Rechtsanwalt, 45   Jahre, getrennt lebend, riesige Altbauwohnung, Segelboot, Hobbys: Golfspielen und Reisen. Keine Kinder, keine Haustiere. Nichtraucher.
     Na, was sagst du?»
    |76| Ich habe es gerade mal geschafft, mich aus der Jacke zu pellen, ohne das Blumenarrangement auf dem Nachbartisch zu Boden zu
     reißen, weswegen ich ihrer schwärmerischen Aufzählung nicht bis ins Detail folgen konnte.
    «Äh, und was, sagtest du, fährt er für ein Auto?»
    Hinter Nadjas ‹Holly-Golightly-Frühstück-bei-Tiffany-Brille› braut sich ein Stirnrunzeln zusammen. Für einen kurzen Moment
     kommen ihre Augenbrauen drohend zum Vorschein, um gleich darauf wieder gänzlich abzutauchen.
    «Einen Range Rover. Und einen Aston Martin.» Und dann fügt sie noch so liebevoll, als handele es sich um zwei frisch geborene
     Katzenbabys, hinzu: «Beide schwarz.»
    Triumphierend klappt Nadja jetzt die Speisekarte zu und winkt dem Kellner. Und während sie der Einfachheit halber gleich für
     mich mitbestellt, was sie meistens tut, schon um das Auswahlverfahren zu beschleunigen (dabei sind es doch die Frauen, die
     sich nie entscheiden können und die Soße lieber auf einem Extrateller hätten!), gönnt sie mir eine kurze Verschnaufpause.
     Aber nur, um gleich darauf mit geballter Wucht zum finalen Dolchstoß auszuholen.
    «Er wohnt übrigens direkt an der Alster.»
    Genau genommen ist das «übrigens» der strategische Höhepunkt in ihrem Satz. So, als würde sie es ganz beiläufig erwähnen.
     Ich meine, niemand, den ich kenne, wohnt beiläufig an der Alster. Okay, ich kenne niemanden, der überhaupt an der Alster wohnt,
     jedenfalls nicht direkt. Und wenn es jemanden dort gäbe, dann würde er eben dort wohnen, aber – verdammt nochmal – nicht ganz
     beiläufig.
    |77| Ich muss wohl außerdem nicht erwähnen, dass es schon immer mein größter Traum war, in einer dieser Luxuswohnungen mit Dachterrasse
     direkt an der Alster zu leben. Und zwar keineswegs beiläufig.
    Wie oft waren Nadja und ich dort sonntags schon spazieren, um die riesigen, weißen Jugendstilvillen zu betrachten und die
     neusten Abschlepp-Methoden auszutauschen. Zugegeben, sexuell ausgelasteter ist man hier auch nicht automatisch, aber dafür
     wenigstens reich. Und das wiederum ist eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen eines One-Night-Stands.
    Und da sitzt sie nun vor mir, Miss Ich-habs-zuerst-an-die-Alster-geschafft, und verleiht ihrer Glückseligkeit dadurch Ausdruck,
     dass sie mich wie eine in die Freiheit entkommene Stubenfliege durch ihre aufgesetzten Facettenaugen anstrahlt.
    «Nun sag doch was!»
    Ich bin irritiert. Zum einen, weil ich mich dabei ertappe, wie ich meiner besten Freundin das Glück neide, das sie schon so
     lange vergeblich gesucht hat, und zum anderen, weil ich glaube, gerade den Grund dafür entdeckt zu haben, warum Nadja um acht
     Uhr abends dieses B-Prominenten -Gestell im Gesicht trägt. Ein grünblaues Veilchen erstreckt sich vom rechten Auge bis knapp unter die Braue, etwa alle zehn
     Sekunden sichtbar, wenn ihr das Riesending über den zierlichen Nasenrücken rutscht.
    «Du liebe Güte, Nadja, hat er dich geschlagen?»
    Sie hat sich doch nicht ernsthaft in einen Brutalski verguckt?
    «Im Gegenteil, er hat mich gerettet!»
    Schwärmerisch rückt sie die Brille wieder zurecht.
    |78| «Erinnerst du dich noch an unser Telefongespräch neulich, du weißt schon, als du die Karten haben wolltest. Übrigens, wie
     war es eigentlich?» Doch ohne meine Antwort abzuwarten, fährt sie hastig fort: «Ich bin jedenfalls über eine Baumwurzel gestolpert
     und hingefallen. Dabei habe ich mir den Knöchel verstaucht und einen Ast ins Gesicht

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