Kein Sex ist auch keine Loesung
einer fremden Macht geleitet, trete ich einen Schritt zur Seite, damit Elisa bequem eintreten kann.
Warum habe ich nicht wenigstens etwas Anständiges an? Warum trage ich nicht wenigstens überhaupt etwas über meinem in sportlicher
Hinsicht eher als vernachlässigt zu bezeichnenden Oberkörper?
Während ich mit der freien Hand versuche, Elisa die Pappen abzunehmen, ohne dabei mit der anderen das Astra zu verschütten,
deute ich mit dem Kopf Richtung Wohnzimmer.
|103| «Ist aber nicht aufgeräumt, nicht erschrecken.»
Einer spontanen Eingebung folgend, wollte ich sie erst in die Küche bitten, doch den Küchenzustand erspare ich an dieser Stelle
lieber auch Ihnen. Stattdessen streife ich mir in Windeseile das erstbeste T-Shirt über, das allerdings auch nicht mir zu gehören scheint, da es mit einem Einhorn bedruckt ist. Das Astra stelle ich schnell
noch im Schlafzimmer ab, bevor ich zwei Sekunden später wieder ins Wohnzimmer stürze. Doch das Unvermeidliche ist schon passiert.
Elisa hat es sich auf dem Sofa bequem gemacht und blättert interessiert im «Playboy», den ich eben bei der Wohnzimmerbilanz
wohl unterschlagen haben muss.
«Magst du auch ein … äh, ein Glas Wein?», versuche ich äußerlich gelassen meinem brodelnden Innersten zu ein paar schnellen Promille zu verhelfen.
«Gern.»
Sie blickt kurz von der Seite auf, in die ich ein Eselsohr geknickt habe. Nicht, wie man jetzt irrtümlich annehmen könnte,
wegen der nackten Susan Stahnke, sondern aufgrund der Kauftipps für Flachbildschirme auf der nächsten Seite. Die eingeknickte
Ecke muss sich irgendwie in die falsche Richtung gebogen haben.
Mit zwei Glas Wein und ein paar Salzstangen bewaffnet, setze ich mich schließlich neben sie und drücke ihr ein Glas in die
Hand, bevor die Situation vollends außer Kontrolle gerät – zwei Seiten weiter würde sie nämlich unweigerlich auf den von mir
wahrheitsgetreu ausgefüllten Test «Sind Sie der Typ für einen flotten Dreier?» stoßen, bei dem ich doch tatsächlich die volle
Punktzahl erhalten habe!
«Cheers! Auf den Puddingetat!»
|104| Wir stoßen die Gläser gegeneinander, und ich nehme einen tiefen Schluck, als wäre es mein letzter vor einer langen Phase der
Enthaltsamkeit.
«Puh», seufzt Elisa, «ich habe heute noch keine Sekunde Zeit gehabt, etwas zu essen.»
Wie zum Beweis greift sie ausgehungert nach den Salzstangen, und ich nutze den kurzen Moment, um den «Playboy» hinter einem
Kissen verschwinden zu lassen.
Viel gearbeitet, wenig gegessen – das hat ihrer Attraktivität jedenfalls nicht geschadet. Sie sieht großartig aus in Jeansrock
und T-Shirt , und ihr Haar fällt offen über die Schultern.
Mit ausladender Geste deute ich auf das Chaos in meinem Wohnzimmer und halte bei den leeren Pizzakartons inne.
«Wie du siehst, habe ich einen ziemlich guten Draht zum Lieferservice, vielleicht möchtest du, dass ich uns eine Pizza bestelle?»
Gierig sieht sie mir in die Augen, und mir wird sehr, sehr warm.
«Ach, das wäre großartig! Vielleicht kannst du es ja als Arbeitsessen deklarieren, ich habe nämlich keinen Cent Geld dabei …»
Jetzt haben ihre Augen etwas Verschmitztes und gleichzeitig Beschämtes.
Ja, so sind sie, die Frauen. Sie schaffen es, uns so vergnügt die Kreditkarte zücken zu lassen, als wäre es die Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte
beim Monopolyspielen. Entsprechend begeistert springe ich auf, um das Telefon zu suchen. Einen kleinen Seitenhieb kann ich
mir dennoch nicht verkneifen.
|105| «Kein Problem. Ich wollte mir sowieso etwas bestellen, davon kannst dann gern eine Ecke abbeißen.»
Elisa begreift sofort und wirft übermütig mit einem Kissen nach mir. Ich fange es geschickt auf und knete es zwischen meinen
Händen.
«Na warte!»
Mit drohender Geste und über dem Kopf erhobenem Kissen pirsche ich mich an sie heran. Elisa quiekt und hält sich schützend
die Hände vors Gesicht.
«Wie wäre es mit ein paar Gänsedaunen als Vorspeise, junge Dame?», zische ich mit verstellter Gruselfilm-Stimme. Elisa quiekt
weiter, und ich muss mir das Lachen verkneifen. Schnell packe ich sie an den Handgelenken und verdresche sie spielerisch mit
dem Kissen, bis ich schließlich keuchend auf ihr liege.
Plötzlich ist es ganz still, und wir sehen uns einen Tick zu lang in die Augen.
Ja, ich weiß. Ich wollte das nicht mehr tun. Aber ich kann nun mal so schlecht nein sagen. Außerdem weiß ich gerade gar nicht
mehr,
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