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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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a großer, sag
     i eana.»
    Ich schiele auf die Etagenanzeige. Sechster Stock.
    «I hob des nämlich g’kauft, wissen S’, für fuffzehn Mark, ach wos, des war ja scho in Euro. Sieben Euro fuffzig hot des Zeugs
     mi g’kost, und sehens do irgendoan Erfolg, hä?»
    Erbarmungslos reckt sie mir ihr zerknautschtes Gesicht entgegen. Wer weiß schon, wie die vorher ausgesehen haben mag?
    Ein letzter hilfesuchender Blick auf die Anzeige. Neunter Stock. Um eine Antwort werde ich also wohl nicht herumkommen.
    «Ja, ich finde schon», flunkere ich unverfroren weiter und beuge mich zu ihrem Ohr hinab, als würde ich ihr gleich das größte
     Geheimnis seit der Coca-Cola-Rezeptur |116| offenbaren. «Sie müssen es nur weiterhin regelmäßig anwenden.»
    Ihr schrumpeliges Gesichtchen beginnt zu leuchten wie eine Walnuss in der Herbstsonne.
    «Finden S’ des wiaklich? Jo mei, wenn Sie des sogn.»
    Der Fahrstuhl hält und entlässt mich in die Freiheit.
    «Ganz bestimmt! Und immer schön dick auftragen, nur nicht nachlassen – viel hilft viel», ermahne ich sie noch schnell mit
     erhobenem Zeigefinger, ehe sich die Tür wieder hinter mir schließt.
    Zum Glück funktionieren Frauen überall auf der Welt gleich, sogar in Bayern.
    Mit dem erhabenen Gefühl eines Wunderheilers betrete ich einen Eingangsbereich, der ungefähr die Größe meiner kompletten Wohnung
     hat und in dem es drei Sitzecken, einen Kaffeetresen und sogar einen Kamin gibt.
    Eine hübsche, dialektfreie Sekretärin lockt mich mit freundlichen Worten zu sich heran.
    «Sie müssen Herr Moreno sein, guten Tag.» Und ohne meine Antwort abzuwarten, fährt sie fort: «Familie Cremand erwartet Sie
     bereits, wenn Sie mir also bitte folgen würden.»
    Sie gleitet um den riesigen Holztresen herum und stolziert dann, mit ruhigem Schritt und wackelndem Arsch, in die entgegengesetzte
     Richtung, aus der ich gekommen bin. Ihr Slip zeichnet sich unschön durch den dünnen Stoff der Hose ab, eine Tatsache, die
     ich unter normalen Umständen als billig empfunden hätte. Heute bietet es eine willkommene Ablenkung. Um meine Nervosität zu
     überbrücken, nutze ich die Gelegenheit zu Mutmaßungen, was die Farbe ihres Slips anbelangt.
    |117| Man geht oft fälschlicherweise davon aus, dass zierliche, schüchterne Frauen diese Pastell- und Eierschaltöne bevorzugen.
     Ein weitverbreiteter Irrtum, wie ich meine. Ganz häufig stößt man hier nämlich auf flammendes Rot oder Nachtblau. Am beliebtesten
     ist jedoch die Farbe   …
    Fast wäre ich in die Schnecke hineingelaufen, als sie abrupt stehen bleibt, um mir den Vortritt zu gewähren in einen hellen
     Raum mit silbergegossenem Zementfußboden, verglasten Fenstern, die sich über zwei Etagen erstrecken, und einem länglichen
     Holztisch mit wuchtiger Glasplatte, der aussieht wie ein Esstisch bei sehr, sehr reichen Leuten.
    Mir bleibt die Luft weg. Auch deswegen, weil eine dreiköpfige Mount-Rushmore-Gruppe mit versteinerten Mienen auf mein Erscheinen
     wartet.
    Das männliche Familienoberhaupt, etwa 60   Jahre alt, mit grauweißem Haar und verschmitztem Gesichtsausdruck – ich gebe ihm den geheimen Spitznamen Sky du Mont   –, bittet mich, Platz zu nehmen.
    Zum Glück, kann ich nur sagen, denn ich habe vor Aufregung schon ganz weiche Knie. Und da ich nicht nur gestern die Pizza
     habe ausfallen lassen, sondern auch heute Morgen auf das Frühstück verzichten musste, ist es um meinen Kreislauf nicht allzu
     gut bestellt.
    Als hätte sie es geahnt, versorgt mich die kneifende Unterhose mit lebensrettenden Maßnahmen: Kaffee, Plätzchen und einem
     kurzen Augenzwinkern, ehe sie beim Rausgehen die Tür hinter sich schließt.
    Sky du Mont ergreift sogleich das Wort.
    «Gut, dass Sie nun hier sind, um uns den Quatsch, den ihr Werbeleute euch immer ausdenkt, persönlich zu erklären.»
    |118| Der Typ ist mir auf Anhieb sympathisch. Mit ähnlich lockeren Worten stellt er dann schnell noch den Rest der Familie vor:
     seine Frau Clara, die niemals zu blinzeln scheint, und wenn sie es doch tut, dann bedeutet dies gewiss nichts Gutes. Der Platz
     neben ihr ist frei. Dann folgt, wie ein kränkelnder Papagei, der einzige Sohn: Urs Cremand, blässlich, mit zurückgegeltem
     Haar und pickeligem Gesicht.
    Auf den ersten Blick eine bemitleidenswerte Kreatur, was durch die Tatsache verstärkt wird, dass sich seine Stimme in einem
     für das menschliche Ohr kaum zu ertragenden phonetischen Bereich bewegt. Etwa so, als würde ein kastrierter

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