(Kein) Sex mit dem Ex
feststellen musste, wie wenig entgegenkommend die Geschäftswelt von Singapur doch ist. Wesentlich weniger als gedacht. Er verliert nicht nur sein Gesicht, sondern auch eine ganze Menge Geld. Der Plan besteht darin, dass er irgendwann keine Lust mehr hat, hierzubleiben.â
âMir gefällt alles an diesem Plan bis auf den Zeitrahmenâ, versetzte Jake.
âEr lässt auch die Mordgedanken, die Zhi Fu vielleicht nach wie vor hegt, unberücksichtigtâ, fügte Luke mit grimmigem Gesichtsausdruck hinzu.
âDer Mann kann so viele Mordgedanken hegen, wie er will.â Jake griff nach der Kaffeekanne und schenkte sich eine Tasse ein. âSolange er sie nicht in die Tat umsetzt.â
âUnd wie halten wir ihn davon ab?â, erkundigte sich Luke.
âDas weià der Himmel alleinâ, murmelte Jake. âIch kann nicht mal meine Mordgedanken abstellen, ganz zu schweigen von seinen.â
âDas war Notwehrâ, erklärte Luke mit Bestimmtheit. âDu hast nicht angefangen.â
âNein, aber wenn du und Lee nicht gewesen wärt, dann hätte ich es zu Ende geführt. Ich finde nicht, dass das etwas ist, worauf ich stolz sein kann, oder? Es ist etwas, was ich fürchte. Tief in meinem Inneren.â Zuviel Kaffee, nicht genug Training. Die Kombination machte ihn erneut reizbar.
âJeder ist in der Lage zu tötenâ, widersprach Luke. âDas ist das Erste, was du in der Armee lernst. Das Einzige, worauf du dich immer verlassen kannst. Menschen töten für Dinge, an die sie glauben, sie töten, um selbst nicht getötet zu werden oder um die zu schützen, die sie lieben. Das sind die Motive der Gerechten. Dann gibt es noch das Töten aus der reinen Lust daran oder aus Profitgier. Diese Motive sind nicht mehr so nobel. Dann ist da noch das Töten aus Rache, und die Motivation dahinter kann etliche Graufärbungen haben. Ich habe viel darüber nachgedacht.â
Jake starrte seinen Bruder mit offenem Mund an. Der Kaffee war vergessen.
âSehr vielâ, bekräftigte Luke und wirkte dabei ungewohnt wachsam. âWenn du also über die moralische Zwickmühle reden willst, die hinter Mord, Massakern und Krieg steht, dann bin ich genau dein Mann. Du würdest töten, um selbst am Leben zu bleiben oder die zu schützen, die du liebst, und wenn dir das Albträume bereitet, nun, dann ist das wohl eine erhellende Einsicht. Diese Sache ist immer ein zweischneidiges Schwert.â
âHast du in letzter Zeit meditiert?â, fragte Jake.
âNein. Warum?â
âDu klingst so ⦠weise. Wann bist du das geworden? Und woher nimmst du diese verdammte Ausgeglichenheit ?â
âIch muss dir irgendwann mal von meinem ältesten Bruder erzählenâ, entgegnete Luke. âDer, der mich und meine Geschwister groÃgezogen hat. Er ist ein richtiger Held. Loyal. Viel zu groÃzügig. Die, die er liebt, beschützt er mit aller Macht. Von einem Menschen in Not wendet er sich niemals ab, nicht mal, wenn es ihn selbst einiges kostet. Er sieht nicht immer das Gute in sich, das alle anderen so klar erkennen â in dieser Hinsicht ist er ein bisschen verbohrt. Er hat sich eingeredet, dass er immer alles unter Kontrolle haben muss, und wenn er das nicht schafft, geiÃelt er sich selbst.â
âKlingt nach einem hoffnungslosen Fallâ, murmelte Jake.
âNein, er ist einfach nur ein Mann, der unheimlich hohe Ansprüche an sich stelltâ, erwiderte Luke. âDie Sache ist die: Die wichtigsten Lektionen des Lebens habe ich von ihm gelernt. Zum Beispiel, wie man liebt. Und wann man kämpfen muss.â
âIch muss dafür sorgen, dass Zhi Fu aus Jiannes Leben verschwindetâ, erklärte Jake fest. âSelbst wenn das bedeutet, diese Konfrontation bis an einen Punkt zu treiben, den ich vermeiden wollte.â
âIch weiÃâ, erwiderte Luke sanft. âIch weiÃ.â
Männer waren keine vernunftbegabten, rationalen Wesen, entschied Jianne. Nicht wenn es darum ging, sich selbst zu schützen, und schon gar nicht Jacob, denn dem schien überhaupt nicht klar zu sein, was passieren würde, wenn er weiterhin den perfekten Ehemann spielte â dann würde sie niemals mehr gehen wollen.
Um Zhi Fus willen spielten sie das glückliche Paar. Sie besuchten Elektromärkte, um den perfekten Fernseher für das Wohnzimmer zu finden oder eine Schreibtischlampe für
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