Kein Spaß ohne Hanni und Nanni
morgen Abend keine Minute früher zu Bett gehen. Sie steckte die Finger in die Ohren, um das höhnische Geflüster der anderen nicht mehr zu hören.
Alle verachteten Else – aber sie fanden die ganze Sache auch lustig. Sie wollten schon dafür sorgen, dass Else eine Stunde früher ins Bett ging.
Am nächsten Morgen lächelten die Zwillinge Marianne zu. Überrascht lächelte das Mädchen zurück. Sie hatte erwartet, dass alle sie ärgern würden, und nun erhielt sie von allen Seiten nur aufmunternde Blicke.
Nach dem Frühstück unterhielten sich Hanni und Nanni mit Marianne.
„Hast du schon von dem Streit gehört, den es gestern in unserem Schlafsaal gegeben hat?“, fragte Hanni.
„Ich weiß, dass etwas los war“, sagte Marianne. „Die anderen haben darüber geredet. Was war denn?“
Die Zwillinge erzählten Marianne, wie böse Else geworden war und wie Frau Jenks dazugekommen war. Marianne lächelte. „Nett von euch, dass ihr mich eingeweiht habt“, sagte sie. „Sicher war es sehr komisch. Hat die Klasse übrigens wieder ein paar unangenehme Überraschungen für mich geplant? Wisst ihr, dass ich mich gerade entschlossen hatte, einen ganz neuen Anfang zu machen? Und dann habt ihr mich so hinterhältig reinrasseln lassen!“
„Hattest du wirklich vorgehabt, dich zu ändern?“, fragte Hanni überrascht. „Keine Bange. Wir wollen nichts mehr gegen dich unternehmen. Übrigens haben wir mit diesen Gemeinheiten nichts zu tun. Das war von einer oder höchstens von ein paar geplant. Verabredet war nur, dass wir alle dich schneiden wollten. Und das ist auch zu Ende. Aber reiß dich jetzt ein bisschen zusammen. Es geht einem schrecklich auf die Nerven, wenn du jede Stunde störst und wir einfach nicht vorankommen. Ich kann ja verstehen, dass du dich über manche Dinge bei dir zu Hause ärgerst, aber bringt das was, wenn du diesen Ärger auf die Klasse ablädst?“
„Sicher nicht – das habe ich jetzt auch eingesehen“, sagte Marianne. „Ich bin ein Dussel – ich bin schon immer einer gewesen. Wetten, dass ihr froh seid, wenn ich nach einem Monat verschwinde?“
„Abwarten“, meinte Nanni. „Übrigens will unsere Klasse in der nächsten Woche einen bunten Abend veranstalten – zugunsten des Roten Kreuzes. Alle wollen einen Beitrag leisten. Könntest du Geige spielen – oder Klavier?“
„Woher wisst ihr, dass ich Geige und Klavier spiele?“, fragte Marianne überrascht. Aber in diesem Augenblick kam Frau Jenks, um mit der Klasse eine Wanderung zu machen. Marianne geriet zufällig an Carlas Seite und beide Mädchen liefen schweigend nebeneinander her. Carla fürchtete sich ein wenig vor Marianne; sie dachte an die Auseinandersetzung im dunklen Musikzimmer. Und Marianne fühlte sich auch nicht wohl in ihrer Haut.
Sobald die Zwillinge die Möglichkeit dazu hatten, erzählten sie der Klasse von ihrem Gespräch mit Marianne. Sie berichteten auch, dass sie Marianne gebeten hatten, beim bunten Abend mitzuwirken.
„War sie einverstanden?“, fragte Bobby.
„Eigentlich hat sie noch nichts gesagt“, erklärte Hanni. „Aber ich glaube schon, dass sie mitmacht. Sie war recht nett heute Morgen.“
Als der Unterricht begann und die Mädchen ins Klassenzimmer kamen, entdeckte Marianne auch wieder ihre Schulbücher. Anne hatte danach gesucht und sie im Handarbeitsschrank gefunden. Else wusste nicht, wen sie mehr hasste – Anne oder diese unverschämte Carlotta!
Als später das Programm für den bunten Abend zusammengestellt wurde, wandte sich Nanni an Marianne.
„Hallo, Marianne! Ich habe dich für ein Geigen- und ein Klaviersolo vorgesehen. Was für Stücke willst du spielen? Hast du dir schon was ausgedacht?“
„Ich habe ja meine Geige gar nicht hier.“ Marianne zögerte.
„Nichts leichter als das – gib ein Telegramm auf und lass sie dir schicken“, schlug Hanni vor. „In der Zwischenzeit kannst du auf Annes Geige üben. Anne leiht sie dir sicher.“
„Natürlich“, bestätigte Anne. „Ich hole sie gleich. Dann kannst du sehen, ob du mit ihr zurechtkommst. Es ist eine gute Geige.“
Schnell holte sie den Kasten und reichte Marianne die Geige.
Sie war wirklich sehr gut. Behutsam strich Marianne mit dem Bogen über die Saiten.
„Spiel etwas“, bat Nanni. Und wie gestern Abend im dunklen Musikzimmer begann Marianne zu spielen. Sie vergaß die Mädchen, die um sie herumsaßen, sie vergaß die Schule, sie vergaß sogar sich selber und ihren Kummer. Atemlos hörte die Klasse zu. Ein
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