Kein Spaß ohne Hanni und Nanni
Sicher ist Frau Quentin ein sehr netter Mensch und ich bin davon überzeugt, dass sich Elli in ihrem Unterricht anstrengt.“
Auch Mariannes Eltern kamen zu Besuch. Mit roten Wangen stand sie an der Eingangspforte und wartete. Sie hatte all ihre bösen Worte und Drohungen vergessen. Als sie die Eltern sah, rannte sie auf sie zu und umarmte sie stürmisch. „Mutti, Vati“, rief sie. „Ich bin so froh, euch zu sehen.“
Mariannes Eltern waren nicht wenig überrascht, als sie in die strahlenden Augen ihrer Tochter blickten. Das war gar nicht die Marianne, die sie kannten. Mit großem Interesse betrachteten Herr und Frau Urban die Schule. Mariannes Vater hatte Lindenhof nur auf die Empfehlung eines guten Bekannten hin ausgewählt.
„Ein hübsches Gebäude“, meinte Frau Urban. „Können wir uns umsehen?“
„Mutti, du musst dir einfach alles anschauen“, sagte Marianne und führte die Eltern durch die ganze Schule. Sie zeigte ihnen das Haus vom Keller bis zum Dachboden. Die Eltern freuten sich sehr über das glückliche Mädchen und nickten sich verstohlen zu. Es war unübersehbar, dass sich Marianne in Lindenhof äußerst wohlfühlte.
„Ich bin so froh, dass ihr mich hierhergeschickt habt“, sagte Marianne, als sie an der Eingangspforte anlangten. Sie zögerte ein wenig, bevor sie weitersprach. Sie wollte ihren Eltern noch etwas Wichtiges sagen, aber es war gar nicht so einfach, sich richtig auszudrücken.
„Es tut mir schrecklich leid, dass ich mich zu Hause so unmöglich aufgeführt habe“, sagte sie endlich. „Ihr müsst eigentlich sehr böse auf mich sein!“
„Das haben wir schon längst vergessen.“ Der Vater lachte. „Uns ist nur wichtig, dass du dich hier wohlfühlst – und dass du auch Freude daran hast, wieder nach Hause zu kommen. Wir waren sehr erleichtert und froh, als uns Frau Theobald mitteilte, dass du dich entschlossen hast, in Lindenhof zu bleiben. Sie hat sehr nett und anerkennend über dich gesprochen.“
„Wirklich?“, fragte Marianne überrascht. „Und ich habe sie zuerst nicht leiden können. Mir hat sie ein paar unangenehme Sachen gesagt. Aber nun finde ich sie einfach großartig!“
„Jetzt sollten wir aber gehen“, meinte die Mutter. „Sonst bekommen wir nirgends mehr etwas zu essen.“
„Mutti – könntest du mir einen Gefallen tun?“, fragte Marianne plötzlich. „Ich habe eine Freundin hier – ihre Mutter ist im Krankenhaus und kann sie deshalb nicht besuchen. Könnten wir sie nicht mitnehmen?“
„Natürlich“, sagte Frau Urban, die sich sehr wunderte, dass ihre schwierige Tochter schon eine gute Freundin gefunden hatte. Was mochte das wohl für ein Mädchen sein?, überlegte sie. Bis jetzt hatten ihr Mariannes Freundinnen nicht sehr gefallen.
„Ich hole sie“, rief Marianne und rannte fort. Carla saß fast allein im großen Speisesaal.
„Carla, komm mit“, rief Marianne. „Schnell! Meine Eltern wollen dich kennenlernen. Du kommst heute mit uns. Du, das wird ein schöner Tag!“
Carla freute sich unheimlich. Dankbar lächelte sie ihre Freundin an.
„Carla, starr mich nicht so an“, rief Marianne ungeduldig. „Beeil dich! Sag Frau Jenks Bescheid und hol deinen Mantel.“
Kurze Zeit später stand Carla vor Mariannes Eltern. Herr und Frau Urban schauten das schüchterne, bescheidene Mädchen an. Das war also Mariannes Freundin! Die hatten sie sich ganz anders vorgestellt. Carla gefiel ihnen sofort. Frau Urban lächelte ihr aufmunternd zu. Carla fasste deshalb sofort Vertrauen und es dauerte nicht lange, da erzählte sie Mariannes Mutter von ihrem Kummer.
„Du hast aber eine nette Mutter“, flüsterte sie später Marianne zu. „Ich mag deine Eltern sehr.“
Marianne strahlte. Dankbar drückte sie Carlas Hand.
Für Carla gab es noch eine freudige Überraschung: Als Frau Urban hörte, wo ihre Mutter im Krankenhaus lag, sagte sie: „Aber dort in der Nähe wohnt ja meine Schwester. Bei der bin ich oft. Da werde ich mich mal erkundigen, wie es deiner Mutter geht – vielleicht kann ich sie sogar besuchen.“
„Oh, das wäre nett von Ihnen“, sagte Carla glücklich. Der Besuchstag verging viel zu schnell. Nach und nach kamen die Schülerinnen ins Internat zurück.
„Hallo“, riefen die Zwillinge, als sie Carlotta heimkommen sahen. „Wie ging‘s? War deine Großmutter mit dir zufrieden?“
„Eigentlich schon.“ Carlotta grinste. „Ich bin ihr ja auch nicht auf den Händen entgegengegangen oder habe sonst etwas getan, was sie
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