Kein Spaß ohne Hanni und Nanni
dass ich mich geirrt habe – dass ich gern bleiben möchte! Was soll ich nur tun?
Marianne dachte noch ein paar Minuten nach. Dann sprang sie von der Mauer herunter und lief zur Schule. Sie riss sich den Mantel herunter und ging geradewegs zu Frau Theobald. Sie klopfte und auf das „Herein“ betrat sie das Zimmer.
Die Direktorin unterhielt sich gerade mit Frau Jenks und Mamsell. Marianne zögerte, als sie die beiden Lehrerinnen sah, aber dann sagte sie ohne Umschweife, was sie sich vorgenommen hatte zu sagen.
„Frau Theobald“, erklärte sie mit ziemlich lauter Stimme, „darf ich doch länger in Lindenhof bleiben? Würden Sie es erlauben? Mir gefällt es hier und es tut mir leid, dass ich mich am Anfang so dumm benommen habe.“
Frau Theobald schaute das Mädchen mit ihren großen, gütigen Augen an und lächelte voll Wärme und Freundlichkeit.
„Ja – wir sind froh, wenn du bleibst“, sagte sie. „Ist es nicht so, Frau Jenks – Mamsell?“
Frau Jenks und Mamsell nickten.
„Ich werde deine Eltern anrufen und mit ihnen sprechen“, sagte Frau Theobald. „Ich bin sehr glücklich, Marianne, dass du diesen Entschluss gefasst hast. Das war sehr tapfer von dir!“
Zufrieden verließ Marianne den Raum. Dieses Lob hatte sie nicht erwartet. Suchend sah sie sich nach Carla um. Sie fand sie im Gemeinschaftsraum, wo sie traurig in einer Ecke saß. Stürmisch umarmte Marianne die verblüffte Carla.
„Was sagst du dazu, Carla: Ich bleibe! Ich war deshalb gerade bei Frau Theobald. Und das verdanke ich nur dir! Ohne deine Standpauke wäre ich sicher trotzig geblieben!“
Mit Tränen in den Augen erwiderte Carla die Umarmung ihrer Freundin. Sie war überglücklich. Sie hatte erreicht, was sie sich gewünscht hatte.
„Dann machst du auch beim bunten Abend mit“, rief sie. „Und du kommst zu Carlottas Geburtstagsfeier. Wie herrlich! Oh, Marianne, ich bin richtig stolz auf dich!“
„Ich bin genauso stolz auf dich“, erwiderte Marianne ein wenig verlegen. „Ich habe nie gedacht, dass du so energisch reden könntest. Ich bin froh, dass du meine Freundin bist.“
„Die anderen werden sich auch sehr freuen, dass du hierbleibst“, meinte Carla.
Sie hatte recht. Alle freuten sich. Nur eine war unzufrieden – Else. Sie verstand nicht, warum diese schreckliche Marianne plötzlich so beliebt war. Else warf ihr böse Blicke zu und machte hämische Bemerkungen. Aber niemand achtete darauf und Marianne hatte eine dicke Haut.
Besuchstag in Lindenhof
Und dann war auch schon der erste November und damit der Besuchstag da. Die meisten Eltern machten mit ihren Töchtern einen kleinen Ausflug in die Umgebung. Ellis Angehörige waren verreist, deshalb ging sie mit ihren Cousinen Hanni und Nanni.
„Wie kommt ihr diesmal voran?“, fragte Frau Sullivan, als sie die drei Mädchen abholte. „Hoffentlich seid ihr fleißig!“
Aber keines der Mädchen wollte vom Unterricht sprechen. Die Zwillinge redeten über den geplanten bunten Abend und über die nächsten Handballspiele und wie Carlotta ihren Geburtstag feiern wollte. Und Elli hatte sowieso kein anderes Thema als ihre angebetete Lehrerin Frau Quentin.
„Sie ist schrecklich klug“, sagte Elli. „Ich bin so gern in ihrer Klasse. Sie sagt, ich habe das Zeug zu einer richtigen Schauspielerin!“
„Lass mich in Ruhe mit Frau Quentin!“, stöhnte Hanni. „Mami, im letzten Jahr hatte Elli nur eins im Kopf – ihre Superfreundin Sadie, dieses amerikanische Mädchen, das übrigens nicht ein einziges Mal geschrieben hat. Und jetzt ist es Frau Quentin, die ihr den Kopf verdreht hat. Elli ist wirklich ein hoffnungsloser Fall!“
Elli hatte sich sehr geärgert, dass ihre „beste“ Freundin Sadie sie so schnell vergessen hatte. Sie fand es gemein von Hanni, sie daran zu erinnern. „Frau Quentin ist aber ganz anders“, rechtfertigte sie sich. „Sie hat mir versprochen, mir während der Ferien zu schreiben. Auf Frau Quentin kann ich mich verlassen. Sie ist einfach wunderbar!“
„Sie ist wunderbar, sie ist bildschön, sie ist ungewöhnlich klug, sie ist alles, was man sich nur denken kann“, sagte Nanni grinsend. „Aber wie beurteilt sie dich? Das wäre mal interessant zu wissen. Sicher findet sie dich schrecklich langweilig.“
Wütend fuhr Elli sie an. „Das ist nicht wahr“, protestierte sie.
Frau Sullivan versuchte das aufgeregte Mädchen zu besänftigen.
„Na, na, wir wollen doch unsere kostbare Zeit nicht mit solchen Kindereien verschwenden.
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