Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One
sich nicht wie die Regierung mit ihren angemessenen Reaktionen und diesem ganzen Unfug. Wenn einen jemand verletzt, müssen Mitleid und Gnade hintangestellt werden. Der Feind wird ausgelöscht. Und man hinterlässt nichts als verbrannte Erde. Diejenigen, die diese Philosophie verschmähten, sie für unnötig machiavellistisch hielten, waren im Endeffekt meist für unnötige und übermäßige Zerstörung verantwortlich.
Letztlich wird weniger Blut vergossen, wenn man Probleme schnell aus der Welt schafft.
»Also, was ist los?«, wollte Griffin wissen.
Larry ging weiter auf und ab. Er rieb sich die hohe Stirn. Griffin gefiel ganz und gar nicht, was er sah. Larry war nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. »Ich hab dich noch nie belogen, Griff«, sagte er.
»Ich weiß.«
»Aber gelegentlich muss man sich … abschotten.«
»Abschotten?«
»Wenn es zum Beispiel darum geht, wen ich engagiere. Ich nenne dir nie ihre Namen. Ich nenne ihnen auch keine Namen.«
»Das ist Kleinkram.«
»Ja.«
»Was ist los, Larry?«
Er blieb stehen. »Du wirst dich erinnern, dass wir vor acht Jahren zwei Männer für eine ganz bestimmte Aufgabe engagiert haben.«
Die Farbe wich aus Griffins Gesicht. Er schluckte. »Und sie haben diese Aufgabe hervorragend gelöst.«
»Ja. Na ja, vielleicht.«
»Ich kann dir nicht folgen.«
»Sie haben ihre Aufgabe erledigt. Oder zumindest einen Teil davon. Die Bedrohung war anscheinend eliminiert.«
Obwohl das Haus wöchentlich auf Wanzen untersucht wurde, nannten die beiden Männer niemals irgendwelche Namen. Eine Regel im Hause Scope. Larry Gandle hatte sich mehrfach gefragt, ob dies eine Vorsichtsmaßnahme war oder dazu diente, das, was sie gelegentlich tun mussten, unpersönlicher zu gestalten. Letzteres schien ihm wahrscheinlicher.
Griffin ließ sich in einen Sessel fallen, als hätte ihm jemand einen Stoß versetzt. Leise sagte er: »Warum fängst du jetzt davon an?«
»Ich weiß, wie sehr dich das schmerzen muss.«
Griffin antwortete nicht.
»Ich habe die beiden Männer gut bezahlt«, fuhr Larry fort.
»Das hatte ich auch nicht anders erwartet.«
»Ja.« Er räusperte sich. »Na ja, nach dem Vorfall sollten die beiden für eine Weile untertauchen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme.«
»Und weiter?«
»Wir haben nie wieder etwas von ihnen gehört.«
»Aber sie hatten ihr Geld schon bekommen, richtig?«
»Ja.«
»Wieso überrascht dich das dann? Vielleicht sind sie mit ihrem neuen Reichtum geflohen. Vielleicht sind sie in eine andere Stadt gezogen oder haben sich neue Namen zugelegt.«
»Davon«, sagte Larry, »sind wir bisher ausgegangen.«
»Aber?«
»Letzte Woche wurden ihre Leichen gefunden. Sie sind tot.«
»Ich verstehe immer noch nicht, wo das Problem liegt? Sie waren gewalttätige Menschen. Wahrscheinlich sind sie einer Gewalttat zum Opfer gefallen.«
»Die Leichen waren alt.«
»Alt?«
»Sie waren schon seit mindestens fünf Jahren tot. Und sie waren an dem See begraben, an dem … an dem sich der Vorfall ereignet hat.«
Griffin öffnete den Mund, schloss ihn wieder und setzte noch einmal an. »Das verstehe ich nicht.«
»Ich ehrlich gesagt auch nicht.«
Zu viel. Das war ihm alles zu viel. Angesichts der Gala zu Brandons Ehren und dem ganzen Drumherum hatte Griffin den ganzen Abend die Tränen unterdrücken müssen. Jetzt kam die Tragödie des Mordes an Brandon plötzlich wieder hoch. Er musste sich mit aller Kraft zusammenreißen.
Griffin sah zu seinem Vertrauten auf. »Das darf nicht wieder von vorn anfangen.«
»Ich weiß, Griff.«
»Wir müssen herausbekommen, was passiert ist. Und zwar bis ins Detail.«
»Ich hab ihre alten Freunde und Bekannten immer im Auge behalten. Besonders ihren Ehemann. Für alle Fälle. Jetzt habe ich alle unsere Leute darauf angesetzt.«
»Gut«, sagte Griffin. »Was es auch kostet, das muss aus der Welt. Und mir ist vollkommen egal, wer dabei noch in Mitleidenschaft gezogen wird.«
»Verstehe.«
»Und Larry?«
Gandle wartete.
»Ich kenne den Namen eines Mannes, den du öfter mal engagierst.« Er meinte Eric Wu. Griffin Scope wischte sich die Augen und machte sich wieder auf den Weg zu seinen Gästen. »Lass ihn das machen.«
8
Shauna und Linda haben eine Dreizimmerwohnung an der Ecke Riverside Drive und 116 nd Street, nahe der Columbia University gemietet. Ich fand nur einen Block weit entfernt einen Parkplatz, ein Ereignis, das normalerweise von der Teilung eines Meeres oder dem Erscheinen mehrerer Steintafeln begleitet
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