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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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und geheult. Ich nicht. Ich glaube, es half ihnen, ihren Kummer zu kanalisieren. Ich hatte mich entschlossen, meinen gegen mich selbst zu richten.
    »Du willst die Einzelheiten nicht wissen, Beck.«
    »Hatte man sie geschlagen?«
    Hoyt betrachtete seinen Drink. »Warum tust du das?«
    »Ich muss es wissen.«
    Er sah mich prüfend über sein Glas hinweg an. Sein Blick glitt über mein Gesicht. Es fühlte sich an, als bohrte er sich in meine Haut. Ich sah ihm unverwandt in die Augen.
    »Ja, sie hatte Blutergüsse und Hautabschürfungen.«
    »Wo?«
    »David …«
    »Im Gesicht?«
    Seine Augen verengten sich, als hätte er etwas Unerwartetes entdeckt. »Ja.«
    »Auch am Körper?«
    »Ich habe mir ihren Körper nicht angesehen«, sagte er. »Aber ich weiß, dass die Antwort Ja lautet.«
    »Warum hast du dir ihren Körper nicht angesehen?«
    »Ich war als Vater da, nicht als Ermittler - ich sollte sie nur identifizieren.«
    »War es leicht?«, fragte ich.
    »Was war leicht?«
    »Sie zu identifizieren. Du hast doch gesagt, dass sie Blutergüsse und Hautabschürfungen im Gesicht hatte.«
    Er erstarrte. Er stellte seinen Drink ab und mit wachsendem Unbehagen wurde mir klar, dass ich zu weit gegangen war. Ich hätte bei meinem Plan bleiben und einfach den Mund halten sollen.
    »Willst du das wirklich alles hören?«
    Nein, dachte ich. Aber ich nickte.
    Hoyt Parker lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Ein Auge war zugeschwollen. Die Nase war gebrochen und platt gedrückt wie nasser Lehm. Sie hatte einen Schnitt auf der Stirn, der wahrscheinlich von einem Teppichmesser stammte. Ihr Kiefer war so weit ausgerenkt, dass sämtliche Sehnen gerissen waren.« Er sprach mit vollkommen monotoner Stimme. »In ihre rechte Wange war der Buchstabe K eingebrannt. Man konnte die verkohlte Haut noch deutlich riechen.«
    Mein Magen krampfte sich zusammen.
    Hoyt sah mir mit festem Blick in die Augen. »Weißt du, was das Schlimmste daran war, Beck?«
    Ich sah ihn an und wartete.
    »Ich wusste es trotzdem sofort«, sagte er. »Ich habe sie sofort erkannt.«

7
    Champagnerflöten klimperten im Einklang mit einer Mozart-Sonate. Eine Harfe untermalte das gedämpfte Partygeplapper. Griffin Scope schlängelte sich zwischen den schwarzen Smokings und den schimmernden Abendkleidern hindurch. In ihren Beschreibungen von Griffin Scope verwendeten die Leute zuerst immer das gleiche Wort: Milliardär. Danach bezeichneten sie ihn vielleicht noch als Geschäftsmann oder als Börsenmakler, oder sie erwähnten, dass er hoch gewachsen, Ehemann, Großvater oder 70 Jahre alt war. Manchmal sagten sie noch etwas zu seinem Charakter, seinem Stammbaum oder seinem Arbeitsethos. Doch das erste Wort - in Zeitungen, im Fernsehen, in irgendwelchen Listen, in denen sein Name erschien - war immer das M-Wort. Milliardär. Der Milliardär Griffin Scope.
    Griffin war reich geboren worden. Sein Großvater hatte früh eine Industrie aufgebaut. Sein Vater hatte das Vermögen vergrößert. Griffin hatte es vervielfacht. Die meisten Familienimperien zerfallen vor der dritten Generation. Nicht so das der Scopes. Zum großen Teil lag das an ihrer Erziehung. So war Griffin zum Beispiel nicht auf eine angesehene Privatschule wie Exeter oder Lawrenceville gegangen wie die meisten seiner Bekannten. Sein Vater hatte nicht nur darauf bestanden, dass Griffin auf eine staatliche Schule ging, er wurde dazu sogar noch in die nächste größere Stadt, also nach Newark, geschickt. Sein Vater besaß dort mehrere Büros, es war also kein Problem, einen falschen Wohnsitz anzugeben.
    Der Osten Newarks war damals keine schlechte Gegend - nicht so wie jetzt, wo ein vernunftbegabter Mensch da kaum noch hindurchfahren mag. Es war ein echter Arbeiterbezirk, rau, aber nicht gefährlich.
    Griffin hatte sich pudelwohl gefühlt.
    Zu seinen besten Freunden aus dieser Highschool-Zeit hatte er auch 50 Jahre später noch Kontakt. Loyalität war eine seltene Eigenschaft - wenn Griffin ihr begegnete, legte er Wert darauf, sie zu belohnen. Viele der Gäste, die heute Abend hier waren, kannte er noch von damals aus Newark. Manche arbeiteten sogar für ihn, wobei er allerdings genau darauf achtete, nicht Tag für Tag als Chef mit ihnen zusammenzuarbeiten.
    Mit der heutigen Gala wurde das gefeiert, was Griffin Scope am meisten am Herzen lag: die Brandon Scope Memorial Charity, eine Wohltätigkeitsorganisation, die nach Griffins ermordetem Sohn benannt war. Zur Gründung der Stiftung hatte Griffin 100

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