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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Hester. Wenn ich von dir auch nur ein schlechtes Wort über Beck höre, wird man dich mit einer Suppenkelle begraben müssen. Haben wir uns verstanden?«
    Hester antwortete nicht. Sie trat einen Schritt zurück. In diesem Augenblick zerrissen die Schüsse die Luft.

    Ich kroch gerade eine rostige Feuertreppe hinunter, als das Geräusch von Schüssen mich fast umgeworfen hätte. Ich drückte mich auf den rauen Metallboden eines Treppenabsatzes und wartete.
    Wieder Schüsse.
    Und Schreie. Ich hätte mit so etwas rechnen müssen, aber es ging mir trotzdem durch Mark und Bein. Tyrese hatte gesagt, ich solle hier rausklettern und auf ihn warten. Ich hatte keine Ahnung gehabt, wie er mich hier rausholen wollte. Langsam jedoch sah ich klarer.
    Ein Ablenkungsmanöver.
    Ich hörte, wie in der Ferne jemand rief: »Scheiße. Da ballert’n Weißer rum!« Dann eine andere Stimme. »’n Weißer mit’ner Knarre!’n Weißer mit’ner Knarre!«
    Weitere Schüsse.
    Aber - so sehr ich auch horchte - kein statisches Rauschen mehr. Ich blieb in Deckung und versuchte, nicht zu denken. Mein Gehirn schien einen Kurzschluss zu haben. Vor drei Tagen war ich ein fürsorglicher Arzt gewesen, der durch sein eigenes Leben schlafwandelte. Seitdem hatte ich einen Geist gesehen, E-Mails von einer Toten bekommen, war zum Verdächtigen nicht nur in einem, sondern in zwei Mordfällen geworden, hatte mich einer Festnahme entzogen, einen Polizisten verletzt und die Hilfe eines einschlägig bekannten Drogenhändlers in Anspruch genommen.
    Nicht schlecht für 72 Stunden.
    Fast hätte ich laut losgelacht.
    »Yo, Doc.«
    Ich schaute nach unten. Da stand Tyrese. Neben ihm ein anderer Schwarzer, wohl Anfang zwanzig und nur wenig kleiner als das Haus. Der Große blickte durch eine coole Fick-dich-Sonnenbrille mit absolut ausdrucksloser Miene zu mir auf.
    »Na los, Doc. Action.«
    Ich rannte die Feuertreppe hinunter. Tyrese sah sich nach allen Seiten um. Der Große hatte die Arme über der Brust verschränkt und stand vollkommen reglos da. Am Ende der Treppe geriet ich kurz ins Stocken, weil die Leiter hochgezogen war und ich nicht wusste, wie man sie löste.
    »Yo, Doc. Der Hebel links.«
    Ich entdeckte ihn, zog daran, und die Leiter glitt hinunter. Als ich festen Boden unter den Füßen hatte, verzog Tyrese das Gesicht und wedelte mit der Hand vor seiner Nase herum. »Scharfer Duft, Doc.«
    »Sorry, aber zum Duschen hatte ich keine Zeit.«
    »Hier lang.«
    Tyrese überquerte mit schnellen Schritten den Hinterhof. Ich folgte ihm, musste zwischendurch jedoch immer wieder ein paar Meter rennen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Der Große glitt schweigend hinter uns her. Er drehte den Kopf weder nach rechts noch nach links, trotzdem hatte ich den Eindruck, dass ihm kaum etwas entging.
    Auf der Straße stand ein schwarzer BMW mit laufendem Motor. Er hatte verspiegelte Scheiben, eine aufwändige Antenne und das hintere Nummernschild war mit einer Kette eingerahmt. Owohl die Türen geschlossen waren, spürte ich den Rap, der im Wagen lief. Der Bass vibrierte in meiner Brust wie eine Stimmgabel.
    »Der Wagen«, meinte ich stirnrunzelnd, »ist der nicht ein bisschen auffällig?«
    »Wenn ein Cop einen schneeweißen Doktor verfolgt, wo sucht er ihn da zuletzt?«
    Er hatte nicht ganz Unrecht.
    Der Große öffnete die Hintertür. Die Musik dröhnte lauter als ein Black-Sabbath-Konzert. Tyrese verbeugte sich wie ein Portier. Ich stieg ein. Er folgte mir. Der Große quetschte sich hinters Lenkrad.
    Ich verstand kaum etwas von dem, was der Rapper von der CD mir erzählte, aber er war eindeutig schlecht auf »’de man« zu sprechen. Ich fand das plötzlich ziemlich einleuchtend.
    »Das ist Brutus«, sagte Tyrese.
    Er meinte den großen Fahrer. Ich versuchte, über den Rückspiegel Augenkontakt mit ihm aufzunehmen, kam aber nur bis zur Sonnenbrille.
    »Schön, Sie kennen zu lernen«, sagte ich.
    Brutus antwortete nicht.
    Ich wandte mich wieder an Tyrese. »Wie haben Sie das hingekriegt?«
    »Ein paar von meinen Jungs ballern ein bisschen unten auf der 147 nd Steet rum.«
    »Und die Polizei erwischt die nicht?«
    Tyrese schnaubte. »So weit kommt’s noch.«
    »Ist das so einfach?«
    »Da schon. Wir haben’ne Wohnung, in den Hobart Houses, Haus fünf, alles klar. Die Mieter kriegen jeder zehn Dollar im Monat dafür, dass sie ihren Müll vor die Hintertüren stellen. Die sind dann dicht, klar? Kommt kein Cop durch. Ideal für Geschäfte. Meine Jungs ballern also ein

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