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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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das wäre dumm gewesen. Sie waren ohnehin wegen doppelten Mordverdachts, Angriff auf einen Polizisten, Widerstand gegen die Festnahme und vermutlich wegen diesem und jenem im Zuge meiner Flucht hinter mir her. Auf eine Anklage wegen unerlaubten Waffenbesitzes kam es da auch nicht mehr an.
    »Sie ist geladen«, sagte er.
    »Hat sie einen Sicherungshebel oder so was?«
    »Nicht mehr.«
    »Oh«, sagte ich. Ich drehte die Waffe langsam in der Hand hin und her, betrachtete sie von allen Seiten und erinnerte mich an das letzte Mal, als ich eine Waffe in der Hand hatte. Es war angenehm, wieder eine in der Hand zu halten. Hing wohl mit dem Gewicht zusammen. Mir gefiel das Material, die perfekt an die Hand angepasste Form, der kalte Stahl, das Massive. Dass es mir so gut gefiel, gefiel mir ganz und gar nicht.
    »Und nehmen Sie das auch noch.« Er gab mir etwas, das wie ein Handy aussah.
    »Was ist das?«, wollte ich wissen.
    Tyrese runzelte die Stirn. »Wonach sieht’s denn aus? Ein Handy. Aber die Karte ist geklaut. Also kann man’s nicht zu Ihnen zurückverfolgen, klar?«
    Ich nickte und hatte das Gefühl, ganz und gar nicht in meinem Element zu sein.
    »Da ist das Bad«, sagte Tyrese und zeigte auf eine Tür rechts von mir. »’ne Dusche ist zwar nicht drin, aber’ne Badewanne. Schrubben Sie sich das stinkende Zeug vom Arsch. Ich besorg Ihnen ein paar frische Klamotten. Dann fahren Brutus und ich Sie runter zum Washington Square.«
    »Sie haben gerade gesagt, dass Sie mit mir noch über etwas anderes reden wollten.«
    »Wenn Sie sich umgezogen haben«, sagte Tyrese. »Dann reden wir.«

27
    Mit leicht erhobenem Kinn und gelassenem Gesicht starrte Eric Wu den ausladenden Baum an.
    »Eric?« Larry Gandles Stimme.
    Wu drehte sich nicht um. »Weißt du, wie dieser Baum heißt?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Die Henkersulme.«
    »Reizend.«
    Wu lächelte. »Einige Historiker glauben, dass in diesem Park im achtzehnten Jahrhundert Hinrichtungen durchgeführt wurden.«
    »Prima, Eric.«
    »Yeah.«
    Zwei Männer mit nackten Oberkörpern sausten auf Inlineskates vorbei. Aus einem Ghettoblaster drang Jefferson Airplane. Washington Square Park - ganz banal nach George Washington benannt - war einer jener Orte, die sich immer noch an die Sechziger zu klammern versuchten. Der Griff ließ allerdings langsam nach. Meistens gab es ein paar Demonstranten, die jedoch eher an Schauspieler in einem nostalgischen Revival erinnerten als an echte Revolutionäre. Straßenkünstler zeigten etwas zu viel Finesse. Die Obdachlosen gehörten zu jener bunten Variante, die immer ein wenig künstlich wirkt.
    »Bist du sicher, dass wir hier alles im Griff haben?«, fragte Gandle.
    Wu, der immer noch den Baum ansah, nickte. »Sechs Männer. Und die beiden im Lieferwagen.«
    Gandle sah sich um. Der weiße Lieferwagen war mit magnetischen Tafeln bestückt, die die Aufschrift B&T Paint trugen. Darunter stand eine Telefonnummer und daneben befand sich ein hübsches Logo von einem Mann mit Leiter und Pinsel, der große Ähnlichkeit mit dem Mann auf der Monopoly-Schachtel hatte. Wenn jemand aufgefordert wurde, den Lieferwagen zu beschreiben, würden sich mögliche Zeugen, wenn überhaupt, an den Namen des Malerbetriebs und vielleicht noch an die Telefonnummer erinnern.
    Weder das eine noch das andere existierte.
    Der Lieferwagen war in zweiter Reihe geparkt. In Manhattan lenkt ein richtig geparkter Handwerkerwagen leichter den Verdacht auf sich als einer in der zweiten Reihe. Trotzdem hielten sie die Augen offen. Wenn ein Polizist ihnen zu nahe kam, würden sie wegfahren, auf einem Grundstück in der Lafayette Street die Nummernschilder und die Magnettafeln austauschen und dann wieder zurückkommen.
    »Du musst zurück zum Van«, sagte Wu.
    »Glaubst du, dass Beck es schafft?«
    »Eher nicht«, meinte Wu.
    »Ich dachte, es würde sie rauslocken, wenn er verhaftet wird«, sagte Gandle. »Dass sie ein Treffen vereinbaren würde, hatte ich nicht erwartet.«
    Einer ihrer Leute - der lockige Mann, der gestern bei Kinko’s einen Trainingsanzug getragen hatte - hatte die Nachricht auf dem Bildschirm gesehen. Bis diese Informationen zu ihnen vorgedrungen waren, hatte Wu die falschen Indizien in Becks Haus schon gelegt.
    Egal. Es würde schon klappen.
    »Wir brauchen beide, aber sie ist wichtiger«, sagte Gandle. »Wenn alles schief läuft, bringen wir beide um. Am besten wäre aber, wenn wir sie lebendig kriegen. Damit wir feststellen können, was sie wissen.«
    Wu

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