Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One
rutschte auf dem Stuhl herum und sah ihn an. Tyrese war ungefähr 25 Jahre alt. Ich hatte schon viele wie ihn gesehen. Ich hatte sie alle in einen Topf geworfen, ihre Gesichter waren zu einer dunklen Maske des Bösen verschwommen. »Tyrese?«
Er sah mich an.
»Gehen Sie jetzt.«
Er runzelte die Stirn.
»Nehmen Sie das Geld, das Sie haben. Besorgen Sie sich in Florida einen Job. Wenn Sie Geld brauchen, leih ich es Ihnen. Aber nehmen Sie Ihre Familie und hauen Sie ab.«
Er schüttelte den Kopf.
»Tyrese?«
Er erhob sich. »Kommen Sie, Doc. Wir müssen los.«
»Wir suchen ihn noch.«
Lance Fein kochte, sein wächsernes Gesicht zerlief fast. Dimonte kaute. Krinsky notierte etwas. Stone zog seine Hose hoch.
Carlson wurde von einem Fax abgelenkt, das gerade im Wagen ankam.
»Was war mit den Schüssen?«, fauchte Lance Fein.
Der uniformierte Polizist - Agent Carlson hatte gar nicht erst versucht, sich seinen Namen zu merken - zuckte die Achseln. »Niemand hat etwas gehört oder gesehen. Vermutlich besteht da kein Zusammenhang.«
»Kein Zusammenhang?«, kreischte Fein. »Sind Sie wirklich so dämlich, Benny? Die Leute sind auf der Straße herumgerannt und haben etwas von einem Weißen gebrüllt.«
»Also, jetzt weiß keiner mehr was davon.«
»Machen Sie Druck«, sagte Fein. »Setzen Sie die Kerle richtig unter Druck. Wie zum Teufel kann so ein Typ da rauskommen, verdammt noch mal?«
»Wir kriegen ihn.«
Stone tippte Carlson auf die Schulter. »Was ist los, Nick?«
Carlson sah das Fax stirnrunzelnd an. Er sagte nichts. Er war ein ordnungsliebender Mensch, das ging bei ihm schon fast ins Zwanghafte. Er wusch sich zu oft die Hände. Manchmal schloss er die Tür bis zu zehn Mal ab und wieder auf, bevor er endlich das Haus verließ. Er starrte noch eine Weile das Fax an, weil er sich darauf einfach keinen Reim machen konnte.
»Nick?«
Carlson drehte sich zu ihm um. »Die 38er, die wir in Sarah Goodharts Schließfach gefunden haben.«
»Das, zu dem der Schlüssel passte, den wir bei der Leiche gefunden haben?«
»Genau.«
»Was ist damit?«, fragte Stone.
Carlson runzelte noch immer die Stirn. »Das haut alles so nicht hin.«
»Was haut nicht hin?«
»Erstens«, fing Carlson an, »gehen wir davon aus, dass Sarah Goodharts Schließfach Elizabeth Beck gehörte, stimmt’s?«
»Stimmt.«
»Aber irgendjemand hat acht Jahre lang die Rechnung für das Schließfach bezahlt«, sagte Carlson. »Elizabeth Beck ist tot. Tote zahlen keine Rechnungen.«
»Vielleicht war’s ihr Vater. Ich glaube, der weiß mehr, als er sagt.«
Carlson gefiel das nicht. »Und was ist mit den Wanzen, die wir in Becks Haus gefunden haben? Was läuft da ab?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Stone achselzuckend. »Vielleicht hatte ihn jemand aus einer anderen Abteilung in Verdacht.«
»Das hätten wir inzwischen erfahren. Und dann noch dieser Bericht über die 38er aus dem Schließfach.« Er zeigte darauf. »Hast du gesehen, was die vom ATF rausgekriegt haben?«
»Nee.«
»Bulletproof hat keine Übereinstimmung gefunden, aber das ist nicht weiter überraschend, weil da sowieso keine acht Jahre alten Daten drin sind.« Bulletproof, das Modul zur Analyse von Kugeln, wurde vom Bureau for Alcohol, Tobacco and Firearms verwendet und diente dazu, Verbindungen zwischen den Daten älterer Verbrechen und kürzlich entdeckter Schusswaffen herzustellen. »Aber das National Tracing Center hat etwas gefunden. Rate doch mal, wer der letzte eingetragene Besitzer war?«
Er gab Stone das Fax. Der überflog es. Dann hatte er es gefunden. »Stephen Beck?«
»David Becks Vater.«
»Er ist tot, oder?«
»Ja.«
Stone gab Carlson das Fax zurück. »Dann hat sein Sohn die Waffe vermutlich geerbt«, sagte er. »Es war Becks Pistole.«
»Und warum sollte seine Frau sie mit diesen Fotos zusammen in einem Schließfach aufbewahren?«
Stone dachte darüber nach. »Vielleicht hatte sie Angst, dass er die Waffe gegen sie einsetzt.«
Carlson runzelte weiter die Stirn. »Wir haben irgendetwas übersehen.«
»Hör zu, Nick, machen wir’s nicht noch komplizierter. Wir haben jede Menge Beweise dafür, dass Beck die Schayes ermordet hat. Das wird eine hundertprozentige Verhaftung. Und die Sache mit Elizabeth Beck vergessen wir dann einfach mal, okay?«
Carlson sah ihn an. »Wir sollen sie vergessen?«
Stone räusperte sich und hob die Hände. »Seien wir mal ehrlich, Nick. Beck den Schayes-Mord nachzuweisen ist Kinderkram. Aber den an seiner Frau -
Weitere Kostenlose Bücher