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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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erledigte.
    »Hallo.« Ich ließ meine Tasche fallen und stellte mich hinter meine Mutter. »Was gibt es?«
    »Pfannkuchen.« Hans-Jörg erhöhte seine Schlagzahl. »Mit Kompott.«
    »Das meinte ich nicht.« Ich hatte mir sowieso vorgenommen, den Speiseplan nicht mehr zu kommentieren. Pfannkuchen, lieber
     Himmel! »Ich wollte wissen, was es Neues gibt.«
    Meine Mutter ließ ein Blatt Papier sinken, das sie gerade las, und sah mich über ihre Brille hinweg an.
    »Wir kommen in die Zeitung«, sagte sie stolz. »Gisbert hat so einen netten Artikel geschrieben, nicht wahr, Gisbert, da hebst
     du mir aber eine Ausgabe auf.«
    Ich ahnte nichts Gutes, nahm meiner Mutter das Blatt aus der Hand und las laut vor:
    Bowle, Beine, Tanzmusik
    Gäbe es einen Tourismuspreis für die originellste Gästebewirtung, das Team vom »Haus Theda« hätte ihn verdient. Mit seiner
     Kreativität lässt es vergessen, dass es sich hier nur um eine Vertretung handelt. Statt der üblich langweiligen Abendmahlzeiten
     wird mit Charme und Fantasie das Unmögliche möglich gemacht. Gäste freuen sich über eine kulinarische Retrospektive und finden
     anschließend bei Foxtrott und flotter Musik zusammen. Sie erleben einen wirklich innovativen Ansatz der Gastgeber. Das Trio
     der Küche kommt immer wieder auf originelle Ideen und revolutioniert das Wort »Halbpension«. Hut ab und Dank für einen außergewöhnlichen
     Abend. Wer weiß, wie viele dieser Art noch folgen.
    »Mich hat er vergessen.« Hans-Jörg tippte auf ein Foto, das Gisbert mit Tesafilm aufgeklebt hatte. »Das Trio aus der Küche,
     hier bitte, nur die Frauen, ich bin nicht dabei. Das ist nicht gerecht.«
    Ich betrachtete die anderen Bilder. Mein Vater, der mit schiefer Schirmmütze hinter dem Plattenspieler stand und etwas dümmlich
     in die Kamera grinste, Hanna mit halb geschlossenen Augen und roten Wangen, meine Mutter mit aufgerissenem Mund mitten in
     einer Lachsalve und schließlich Eleonore, die mit glasigen Augen in die Bowle starrte.
    »Gisbert, das sieht wie eine Orgie aus. Du willst doch wohl nicht diese Fotos veröffentlichen? Vergiss es. Ich verklage dich.«
    Ohne den Blick von ihm zu wenden, schob ich ihm das Blatt zu. Er nahm es selbstverliebt in die Hand.
    »Das kannst du nicht. Außerdem ist dieses Bild von Frau Stehler nur ein Platzhalter. Ich habe ein noch viel besseres, das
     sie mit ihrem jungen Begleiter zeigt, das kommt rein. Ich lasse die Bombe platzen.«
    »Welche Bombe?«
    Hanna beugte sich vor, um besser sehen zu können.
    »Eleonore Stehler ist eine sehr bekannte Frau.« Wenn Gisbert von Meyer sich so in die Brust warf, sah er aus wie Kermit der
     Frosch. »Sie ist die Gattin von einem sehr reichen Düsseldorfer Geschäftsmann. Er verdient das Geld, sie macht eins auf Wohltätigkeit,
     geht zu Galaveranstaltungen, ist mit Prominenten befreundet. Und in Wirklichkeit begeht sie hier bei uns Ehebruch. Das muss
     die Öffentlichkeit wissen, da hat sie ein Recht drauf.«
    »Echt?« Meine Mutter putzte ihre Brille und setzte sie wieder auf. »Ich habe mich schon gewundert, wie die an so einen jungen,
     gut aussehenden Mann kommt. Na ja, aber wenn sie Geld hat   …«
    Gisbert nickte. »Ich werde das Foto drucken. Und ich wette,einen Tag später ruft mich schon ›Bunte‹ oder ›Gala‹ an. Den Enthüllungsbericht muss ich gar nicht selbst schreiben. Aber
     ich mache das Geschäft.«
    Unauffällig fühlte ich in meiner Jackentasche nach dem Sensationsfoto. Es war noch da. Auch wenn es nur ein Abzug war.
    »Das wird nicht erscheinen.«
    Von allen unbemerkt war Guntram Bernd in die Küche gekommen. Gisbert sprang sofort auf.
    »Herr Bernd. Einen schönen guten Tag, wie geht es?«
    Guntram Bernd gab keine Antwort, nahm stattdessen das Blatt und die Fotos in die Hand und betrachtete alles. Dann schüttelte
     er den Kopf und sah Gisbert lange an.
    »Herr von Meyer, würden Sie mich auf einen kleinen Spaziergang begleiten?«
    Als Gisbert ihm stumm folgte, wich mein einsetzendes Gefühl der Erleichterung einem anderen Gedanken: Gisbert hatte geschrieben,
     dass es sich nur um eine Vertretung handelte, und sich gefragt, wie lange diese noch dauern würde. Dass Guntram Bernd gegen
     die Veröffentlichung war, konnte doch nur bedeuten, dass er sich schon mitten in den Ermittlungen befand.
     
    Ich schloss die Tür zum Büro hinter mir ab, bevor ich mich an den Schreibtisch setzte und die Nummer von Ralf Kühlke wählte.
    »Ich habe nichts Neues. Wir müssen einfach

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