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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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nicht raus, so blöd wie das ist.«
    »Was ist blöd?« Irgendwie konnte ich diesem Gespräch nicht folgen.
    »Der Grund für das Zerwürfnis.« Ines sah mich erstaunt an. »Kennst du ihn nicht?«
    »Natürlich nicht.« Jetzt war ich erstaunt. »Der wäre bitte?«
    Meine Schwester deutete plötzlich nach draußen. Pierre lief, ganz in Rot gekleidet, mit langen Schritten über die Promenade.
     Mit einem kleinen Abstand folgte ihm mein Vater, der ab und zu stehen blieb und betont unauffällig aufs Meer blickte.
    »Ich hoffe, Pierre entdeckt ihn nicht.« Kopfschüttelnd betrachtete Ines die beiden. »Papa gibt sich solche Mühe. Und so hat
     er etwas zu tun. Komm, Christine, wir observieren jetzt Papa.«
    Während sie aufstand, griff ich nach ihrem Handgelenk. »Warte doch mal, was ist denn mit dem Geheimnis?«
    Ines grinste. »Das ist großartig. Ich zeige dir nachher etwas, du wirst staunen. Und nun komm.«

Auf der Bank kurz vor der »Georgshöhe« saß er schließlich. Er hatte die Arme auf die Rückenlehne und den Kopf in den Nacken
     gelegt. Mit geschlossenen Augen hielt er sein Gesicht in die Herbstsonne. Erst als Ines einen Schatten auf ihn warf, öffnete
     er die Augen.
    »Ihr seid es. Christine, spionierst du mir nach oder ist das Zufall, dass wir uns dauernd treffen?«
    »Zufall.« Ich setzte mich rechts neben ihn und lehnte die Saunatasche an die Bank. »Reiner Zufall, Papa. Apropos spionieren
     – hat der ›man in red‹ dich abgeschüttelt?«
    »Der was?« Verwirrt sah er mich an und nahm seine Arme von der Lehne.
    »Der Mann in Rot«, übersetzte Ines und nahm links neben ihm Platz. »Gib dir keine Mühe, wir saßen in der ›Milchbar‹ und haben
     euch beobachtet.«
    »Was meinst du mit ›euch‹?« Niemand konnte so harmlos gucken wie Heinz.
    »Pierre und dich. Du warst ihm auf den Fersen.«
    Mein Vater wusste aber auch, wann der Zeitpunkt erreicht war, an dem man aufgeben sollte.
    »Er ist ja so gerannt, da kommt doch kein Mensch hinterher. Ich glaube sowieso, dass Gisbert sich in Pierre irrt. Also, ich
     halte viel von Pierre. Er hat absolut klare Augen, ist euch das aufgefallen? Er guckt einen ganz gerade an. So schaut niemand,
     der andere beklaut. Hast du das überhaupt mitgekriegt, Ines? Dass Pierre Adelheid um so viel Geld betrogen haben soll?«
    »Ach, Papa.« Ines hakte sich bei ihm unter. »Fall doch nicht immer auf diese Geschichten rein. Gisbert von Meyer ist ein armseliger
     kleiner Inseljournalist, der sich furchtbar wichtig macht. Glaub ihm kein Wort.«
    Heinz tätschelte ihre Hand. »Kind, du musst dich nicht mit solchen Dingen belasten. Habe ich euch eigentlich schon gesagt,
     wie gut ihr das hier macht? Mit den Gästen und so, richtig prima. Als ob ihr das gelernt hättet.«
    Ich starrte ihn an. »Warum sollten wir das denn nicht gut machen? Ich habe hier schon ein paar Mal ausgeholfen.«
    »Ja, du.« Mit seinem freien Arm hakte er sich bei mir unter. »Aber deine Schwester, die hat mich überrascht. Als wenn sie
     nie etwas anderes getan hätte. So nett mit den Gästen   … und wie schnell Ines am Computer ist   … Toll.«
    »Ja, toll.« Regungslos wiederholte ich es. »Ich muss mal wieder zurück. Bleibst du hier noch sitzen?«
    »Ja.« Er lächelte uns an. »Wir bleiben hier noch sitzen, nicht, Ines? Du kannst deinem alten Vater ruhig mal Gesellschaft
     leisten. Mama und Hanna sind jedes Mal so komisch, wenn sie kochen. Du, Christine, sind in der Tasche immer noch deine Saunahandtücher
     drin? Die werden langsam stinken.«
    »Sie stinken nicht.« Bedächtig und würdevoll erhob ich mich. »Also dann, viel Spaß noch, bis später.«
    »Ja, tschüss«, antwortete er fröhlich. »Ich kümmere mich ein bisschen um meine Jüngste. Nicht wahr, Ines, du bist auch kaputt
     von der ganzen Arbeit, was?«
    Ich verließ die Eintracht mitsamt meiner Saunatasche. Vermutlich würde mein Vater Ines gleich irgendwas erzählen, was ich
     im Moment noch nicht wissen durfte. Ich hoffte, sie wäre mittlerweile erwachsen genug, um im Anschluss mit mir darüber zu
     reden.
     
    Gisbert von Meyers Moped stand im Hof. Es gab einfach Tage, in denen der Wurm steckte. Der Küchentisch schienmittlerweile eine zentrale Anlaufstelle geworden zu sein. Gisbert saß am Kopfende, meine Mutter und Hanna links und rechts
     von ihm. Hans-Jörg schlug Eier in eine Schüssel. Jurek wischte sich gerade mit einem Geschirrhandtuch die Hände ab. Langsam
     fragte ich mich, wann er seinen Hausmeisterjob eigentlich

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