Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
Vom Netzwerk:
ganz großen Zickenkrieges. Ich habeHanna gelöchert, sie hat schließlich den Rest erzählt. Adelheid hat anscheinend allen ein Schweigegelübde abgenommen.«
    »Wie bist du auf den Film gekommen?«
    »Ich hab gegoogelt. Und YouTube hat alles.«
     
    Ich ging wieder etwas schneller. So viel zu dem furchtbaren Geheimnis, das Adelheid und Pierre verband und dem mein Vater
     auf der Spur war. Aber dank seiner Beharrlichkeit würde er bestimmt im Laufe der nächsten Zeit darauf kommen. Leider blieben
     genug andere Rätsel.
    Wir hatten immer noch nicht herausgefunden, was Guntram Bernd hier machte. Und warum Gregor Morell nach Marleen gefragt hatte.
     Und wir hatten auch noch keine Lösung, was mit der Pension geschehen sollte, wenn Ines und Gesa abreisen mussten. Ohne meine
     Schwester würde ich hier wahnsinnig werden, das wurde mir genau in diesem Moment klar. Es war alles nur auszuhalten, weil
     sie dabei war. Ich blieb wieder stehen und wartete, bis die panische Hitzewelle nachließ. Der Anblick des Meeres beruhigte
     mich sonst, diesmal verfehlte er die Wirkung. Er erinnerte mich vielmehr daran, dass Johann am Abend kommen wollte. Auch das
     noch. Ich freute mich keineswegs.
    Eigentlich hätte ich langsam umkehren müssen, um wenigstens ein bisschen beim Abräumen des Frühstücks zu helfen. Vermutlich
     würde mein Vater immer noch in der Küche sitzen. Allein bei dem Gedanken wurde ich schon wieder wütend.
    Am Abend vorher hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Wenn er gedacht hatte, durch seine ausgiebige Wandertour würde er um ein
     Gespräch wegen seiner Mail an Johann herumkommen, hatte er sich getäuscht. Stichwort: Johann. Ich horchte in mich hinein,
     tatsächlich fühlte ich, außer Ärger auf meinen Vater, nichts. Keine Vorfreude, kein Herzklopfen, schon gar keine Schmetterlinge
     im Bauch. Höchstens ein paar dicke Raupen, die an den Magenwänden entlangkrochen und mirUnbehagen verursachten. Ines hatte recht, ich war ein Weltmeister im Aussitzen von Problemen. Oder harmoniesüchtig. Je nachdem.
     Aber auf keinen Fall ehrlich. Oder erwachsen.
    Eigentlich waren Johann und ich nie über das Stadium des Ferienflirts hinausgekommen. Wir hatten uns in einem verrückten Sommer
     kennengelernt, uns dann ein Jahr lang nur an Wochenenden gesehen, viele Pläne gemacht, aber nicht einen verfolgt, geschweige
     denn umgesetzt. Und jetzt war er in Schweden, es gab nicht einmal mehr regelmäßige Treffen, sondern nur Telefonate. Keinen
     Alltag, keine Beständigkeit, bloß noch vorgetäuschte Verbindlichkeit. Und dadurch entstanden Erwartungen, die überhaupt nicht
     erfüllt werden konnten. Diese Beziehung war am Ende, es sei denn, ich würde nach Schweden ziehen und alles Erdenkliche tun,
     um sie zu retten. Aber während die Muscheln unter mir knirschten, wurde mir klar, dass ich das eigentlich gar nicht mehr wollte.
     Dass ich
ihn
gar nicht mehr wollte. Und uns.
    Trotzdem war es der ungünstigste Zeitpunkt, den ich mir vorstellen konnte. Wie sollte ich denn in diesem Chaos meinem noch
     offiziellen Lebensgefährten in Ruhe mitteilen, dass unsere Zeit vorbei war. Dass ich lieber allein, aber ohne Enttäuschungen
     und ohne diese ständige Warterei, leben wollte. Wir würden für dieses Gespräch noch nicht einmal einen Ort finden. Ich hatte
     gestern Abend dreimal versucht, ihn anzurufen. Jedes Mal war sein Handy abgeschaltet. Auch auf meine SMS: »Du musst nicht
     extra herkommen, alles halb so wild. C.« hatte ich keine Antwort erhalten.
    Jetzt musste ich, dank meines Vaters, da durch.
    Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich mich erfolgreich um den Frühstücksdienst gedrückt hatte. Ich kehrte
     um und lief den Weg zurück. Schluss mit Harmoniesucht und dem Aussitzen von Problemen. Ich würde sie angehen und lösen. Und
     das Erste, was ich auf diesem Weg tun wollte,hatte mit meinem Vater zu tun. Falls er noch in der Küche sitzen würde, hätte er selbst schuld.
     
    Als ich am Hotel »Georgshöhe« vorbeilief, hörte ich plötzlich jemanden meinen Namen rufen. Ich drehte mich in die Richtung,
     aus der die Stimme gekommen war, und sah David Bruhn, der gerade aus dem Haus trat. Ich ging ihm ein Stück entgegen und hörte
     in mir eine böse Stimme, die leise fragte, ob dieser gut aussehende, erfolgreiche und kluge Mann vielleicht ein bisschen mit
     meinen Trennungsabsichten zu tun hatte. Sofort wischte ich die Frage weg.
    »Hallo«, sagte er und atmete tief aus. »Was treibt dich denn so früh ans

Weitere Kostenlose Bücher