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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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weg.
     
    Durch das Küchenfenster sah ich Hans-Jörg, der konzentriert und voller Hingabe Petersilie hackte. Ines lehnte am Kühlschrank
     und sprach mit ihm. Als ich die Küche betrat, hob er den Kopf und fragte sie: »Redest du mit mir?«
    »Natürlich«, sagte Ines, »hier ist sonst niemand.«
    »Doch«, antwortete er und deutete mit einem Petersiliensträußchen auf mich. »Da ist doch deine Schwester. Ich habe aber keine
     Zeit, mich zu unterhalten. Wirklich nicht. Kann mir jemand mit dem Fisch helfen? Das ist ja alles für einen allein sehr viel.«
     Er hackte weiter. Todernst.
    Ich lupfte den Deckel vom Topf und sprang ein Stück zurück, als mir der Dampf ins Gesicht schoss.
    »Das kocht ja!«
    »Soll es auch.« Adelheids Stimme kam von hinten. Mit schnellen Schritten war sie da, nahm mir den Deckel aus der Hand und
     legte ihn wieder auf den Topf. »Müsst ihr gleich alles hochheben? Die Suppe soll jetzt aufkochen.«
    »Adelheid. Wieso bist du denn noch hier? Es ist gleich fünf Uhr.«
    »Ich hatte mein Tuch vergessen. Es lag hier in der Küche. Und da habe ich gesehen, dass das Kind hier ganz alleine kochen
     muss. Das geht doch nicht. Ihr habt vielleicht Vorstellungen. Unmöglich. Einer muss ihm schon auf die Finger gucken.«
    »Ines und ich sind ja gerade zum Helfen gekommen. Und Hans-Jörg macht das wirklich gut, oder? Hans-Jörg? Alles in Ordnung?«
    Er hob den Blick nicht einen Millimeter.
    »Siehst du.« Adelheid guckte von ihm zu mir. »Er kann nur eins nach dem anderen. Aber die Suppe schmeckt. Habe ich probiert.
     Jetzt müsst ihr die Fischplatte machen. Ich fahre wieder nach Hause. Also, bis morgen.«
    Sie verschwand so schnell, wie sie aufgetaucht war.
    »Neugierig ist sie«, stellte Ines fest, während sie durchsFenster beobachtete, wie Adelheid ihr Fahrrad bestieg und vom Hof fuhr. »Sie hatte heute Morgen gar kein Tuch um, sie wollte
     nur ausspionieren, was hier los ist.«
    »Das ist eine nette Frau.« Hans-Jörg ging mit seiner gehackten Petersilie um meine Schwester herum und stellte die Schüssel
     auf die Arbeitsplatte. »Sie hat mir ein bisschen geholfen. Sehr nette Frau. Was ist denn jetzt mit dem Fisch?«
     
    Drei Stunden später saß Hans-Jörg mit glasigen Augen auf einem Stuhl und rieb mit einem feuchten Lappen über einen Fleck auf
     seiner Kochjacke. Ich stellte die schmutzigen Teller auf den Tisch neben ihn und ging in die Knie.
    »Was ist los, Hans-Jörg? Das war doch alles super. Hast du gut gemacht.«
    Zweifelnd sah er hoch. »Ja?«
    »Ja«, beantwortete Ines seine Frage, »keiner hat gemeckert, alle haben gegessen, sogar die liebreizende Eleonore war zufrieden.
     Du brauchst gar nicht traurig zu gucken.«
    »Aber hier ist alles so unordentlich.« Sein Arm deutete auf unser Chaos rundum. »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
     Und mir tun schon so die Beine weh. Und ich muss auch ins Bett, weil ich doch morgen früh wieder hier sein soll, weil wir
     noch einkaufen müssen und wir ja außerdem gar nicht wissen, was es morgen Abend zu Essen gibt und weil   …«
    »Pastabuffet«, unterbrach ich das Elend, »Nudeln mit drei verschiedenen Saucen und Salat. Fertig, aus.«
    Hans-Jörg starrte mich an, machte seinen Mund langsam zu und lächelte vorsichtig.
    »Das kann ich.«
    »Na bitte. Und jetzt ziehst du deinen Kochkittel aus, wir machen die Küche ohne dich sauber und sehen uns dann morgen früh
     um zehn Uhr. Alles klar?«
    Endlich sah er glücklich aus.
    »Danke. Bis morgen.«
    In einer für ihn affenartigen Geschwindigkeit verschwand er aus der Küche und ließ uns zwischen den Bergen von schmutzigen
     Töpfen, klebrigen Arbeitsplatten, Fischresten und auf dem Boden liegenden Petersilienstielen zurück.
    Meine Schwester und ich sahen uns erst um, dann an.
    »Er ist ein fauler Hund. Und der langsamste Koch, den ich kenne.« Ines schob die Ärmel ihres Pullis hoch und stand auf. »Und
     das Schlimmste ist, dass wir auch noch froh sein müssen, ihn zu haben.«
    Ich hob ein Stück Kartoffel vom Boden auf und warf es in den Mülleimer. »Wenn wir mit diesem Saustall fertig sind, lade ich
     dich zum Feierabendbier bei Pierre ein. Dann können wir ihn gleich fragen, ob es einen Trick gibt, mit dem man Hans-Jörg tunen
     kann. Schließlich hat er ihn uns geschickt.«
    »Das war ja essbar«, sagte eine Stimme von der Tür her. Ines und ich sahen erschrocken in die Richtung. Gregor Morell stand
     im Türrahmen und nickte meiner Schwester zu. So schnell, wie er gekommen war,

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