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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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außerstande zu antworten, also nickte ich nur
     ergeben. Reden könnte ich gleich mit ihm. Wenn Kalli erst mal irgendwo in einer Küche saß und Kaffee trank, blieb er sowieso
     länger.
    Kalli hatte mir zwar die kaputte Tüte abgenommen, trotzdem hatte ich Mühe, mein Fahrrad mit den beiden voll beladenen Gepäcktaschen
     und den vier am Lenker baumelnden Einkaufstüten einigermaßen sicher zurückzufahren. Ziemlich erschöpft bog ich in den Hof
     ein, wo Jurek schon auf mich wartete.
    »Hallo, Christine, Kalli hat gesagt, ich soll Lebensmittel in die Kühlung bringen. Du hättest so lange beim Verstauen gebraucht,
     nicht dass alles schlecht wird. Was war denn?«
    »Nichts.« Ich drückte Jurek den Lenker in die Hand und humpelte an ihm vorbei ins Haus. »Ich sage Hans-Jörg Bescheid, der
     soll tragen helfen.«
    Hans-Jörg saß mit ratlosem Gesicht Kalli gegenüber am Küchentisch. Ines und Gesa hatten sich mit baumelnden Beinen nebeneinander
     auf der Arbeitsplatte platziert und lachten sich gerade kaputt über Kallis Schilderungen. »Sie hatte das Rad eindeutig nicht
     im Griff. Das sah man. Aber sie fiel sehr elegant. Als ob sie das jeden Tag machen würde.«
    »Hast du schon Kaffee, Kalli?« Ich wollte jetzt nicht sagen, was ich dachte, schließlich war Kalli der älteste Freund meines
     Vaters und kannte mich schon mein ganzes Leben. Außerdem erzählte er alles weiter. Ich wandte mich um. »Und, Hans-Jörg? Was
     ist los?«
    Er sah mich mit glasigen Augen an. »Ich muss mit der Suppe anfangen, sonst schaffe ich das nicht. Eine gute Kartoffelsuppe
     soll richtig durchkochen, ich muss aber noch alles schälen und schneiden, ich kann nicht gut unter Zeitdruck arbeiten, und
     dann will ich ja auch noch die Fischplatte vorbereiten, jetzt ist es schon fast drei Uhr, also, ich kann ja auch nicht hexen,
     und wenn   …«
    »Hans-Jörg!«
    Er hielt inne und sah Ines an. »Ja?«
    Sie sprach sehr deutlich und langsam: »Dann fang doch an.«
    »Aber ich habe ja noch keine Zutaten, also, ich brauche bestimmt vier Bund Suppengrün und Kartoffeln und Möhren und   …«
    Ich beugte mich zu ihm. »Hans-Jörg! Die Tüten sind im Hof. Vier Stück und die Gepäcktaschen. Alles voll.«
    Sanft nickend erhob er sich langsam, ich ließ mich auf seinen Stuhl fallen. Ihm nachblickend, fragte ich: »Was sagt ihr?«
    »Na ja.« Ines schwang sich von der Arbeitsplatte, um sich noch einen Kaffee zu holen. Im Vorbeigehen legte sie kurz die Hand
     auf meine Schulter. Dankbar registrierte ich es. »Der schnellste aller Köche ist er vermutlich nicht. Und wohl auch nicht
     der kreativste. Aber lassen wir ihn doch erst mal anfangen.«
    Kalli rührte Sahne in den Kaffee und sah sich um. »Habt ihr nichts Süßes? Bei Marleen gibt es immer so kleine Kekse. Wo ist
     sie überhaupt?«
    Keine von uns antwortete. Gesa sah Ines, die wiederum mich an. Ich guckte zu Kalli und sagte: »Sie ist noch   …«
    »Ach ja, auf einer Messe, stimmt’s? Hat Charlotte auch am Telefon erzählt. Das hast du ihr gesagt, nicht wahr, Christine?
     Was ist das denn für eine Messe? Und wann kommt sie wieder?« Freundlich blickte er hoch.
    »Das, ähm   …« Ich sah meiner Schwester beim Denken zu, ihre Stirn krauste sich vor lauter Gedankenexperimenten. Eines hatte anscheinend
     geklappt. »Das ist eine Tourismusmesse. Die ist an ihrem Urlaubsort. Ganz wichtig und interessant für Marleen. Deshalb hat
     sie ihre Ferien auch verlängert, wir sind ja im Moment genügend Leute.«
    »Aha.« Kalli nickte zufrieden. »Ja, man muss sich heute immer weiterbilden. Das ist alles schon anstrengender geworden im
     Berufsleben. Wo ist sie eigentlich im Urlaub?«
    Zu viele Lügen waren gefährlich. Ines guckte mich an, und ich antwortete: »In Dubai.«
    »Dubai.« Kalli war beeindruckt. »Sieh mal einer an, so weit weg. Bestimmt schönes Wetter. Also, habt ihr jetzt noch irgendwo
     Kekse?«
    Wir waren also spielend damit durchgekommen. Ich entspannte mich lächelnd, um jedoch sofort wieder hochzufahren. Dieses Geräusch
     auf dem Hof kannte ich. Das Moped wurde ausgeschaltet, es gab Stimmengemurmel, kurz darauf stand der behelmte Gisbert von
     Meyer mit einem Sack Kartoffeln in der Küche, gefolgt von Jurek und dem wieder mal ratlosen Hans-Jörg.
    »Hallöchen, die Damen, da wird man sofort als Lastenträger missbraucht. Hallo, Kalli, du sitzt ja wie eh und je auf deinem
     Stammplatz.«
    »Gisbert.« Gesa warf mir einen warnenden Blick zu. »Was machst du denn schon wieder

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