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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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gehe ich duschen.«

An diesem Morgen hatte ich das Gefühl, alles würde gut. Frau Stehler hatte mich, wenn auch huldvoll, aber immerhin gegrüßt,
     genauso wie, etwas verspätet allerdings, Gregor Morell. Adelheid hatte in einem scheinbar unbeobachteten Moment in der Küche
     gepfiffen, Hans-Jörg war ohne rote Flecken im Gesicht erschienen und hatte sofort angefangen, Zwiebeln zu schälen. Gesa hatte
     sowieso gute Laune und die ersten Zimmer der Abreisen bereits fertig, und die Dame aus Herne, die mich unbedingt sofort sprechen
     wollte, brauchte lediglich einen Prospekt mit den Öffnungszeiten des »Badehauses«. Ich versprach ihr, das Gewünschte sofort
     zu holen, und ging schnell zur Rezeption, wo Ines saß und die ausgedruckten Rechnungen in Kuverts schob.
    »Alles klar?«, fragte sie, während sie auf dem Schreibtischstuhl zum Regal rollte, um einen Ordner herauszuziehen. »Was suchst
     du?«
    »Die Prospekte vom ›Badehaus‹. Die habe ich doch hier irgendwo gesehen.«
    »Nimm die«, Ines zeigte auf das Seitenregal. »Und dann kannst du mir gleich   …«
    Die Filmmelodie von ›Kill Bill‹ unterbrach sie, ihr Handy vibrierte auf dem Tisch.
    »Moment. Ja? Ines   … ach, Georg, hallo.« Ihr Gesichtsausdruck wurde ernster, während sie unserem Bruder zuhörte, ihre Stirn krauste sich, dann
     riss sie die Augen auf und fragte: »Das hat er dir vorhin gesagt? Wie? Gestern Abend schon? Wieso hast du denn nicht gleich
     angerufen?«
    Ich lehnte mich an den Tisch, konnte aber die Stimme meines Bruders nicht verstehen. Nur die Antwort von Ines.
    »Ach so. Ja, hatte ich liegen gelassen. Nein, ich glaube, ihr Akku war leer. Egal, also, was hat er jetzt genau gesagt?« Sie
     stützte die Stirn auf die Faust. »Ach du Schande. Na ja, dann warten wir mal ab. Du, das erkläre ich dir in Ruhe. Danke erst
     mal fürs Bescheidsagen, wir melden uns demnächst bei dir. Mach ich, tschüss.«
    Ines legte ihr Handy zurück auf den Tisch und sah mich etwas ratlos an.
    »Ist was passiert?«
    »Schöne Grüße von Georg.«
    »Ines! Mach es nicht so spannend. Was wollte er?«
    Sie rollte beständig mit dem Stuhl vor und zurück, vor und zurück, bis ich nach der Rückenlehne griff, um sie festzuhalten.
    »Sag schon!«
    »Georg hat gestern Abend auf Sylt angerufen. Papa ist ans Telefon gegangen, weil Mama keine Zeit zum Telefonieren hatte. Papa
     hat Georg gefragt, ob er wüsste, was für ein Geheimnis seine Schwestern nun schon wieder hätten.«
    Ich verstand das nicht. »Was meinte er denn?«
    »Den Artikel.« Ines hatte wieder angefangen, hin- und herzurollen. Meine Hand ging mit. »Kalli hat Gisberts dämlichen Artikel
     nach Sylt gefaxt. Daraufhin hat Mama bei Hanna angerufen. Die hat erzählt, dass wir uns noch nicht bei ihnen gemeldet hätten,
     dass du aber Kalli getroffen hättest und wir in der Pension arbeiten. Und dass außer uns da nur ein Kind kocht. Und die Pension
     voll ist. Daraufhin hat Mama gesagt, dass wir das doch gar nicht könnten. Und deswegen ist sie jetzt auf dem Weg hierher.
     Sie schläft bei Hanna und Kalli. Hanna hilft dann auch.«
    Mir wurde ganz schwindelig. »Und Papa? Und wobei will Mama genau helfen?«
    »Papa ist beleidigt, weil er nicht mit kann. Er hat drei ganz wichtige Gästeführungen in der nächsten Woche. Und deswegen
     soll er jetzt bei Inge und Walter essen. Das will er aber nicht, weil er sich mit Walter wegen irgendeiner Flatrate zerstritten
     hat.«
    In Gedanken hielt ich den Stuhl wieder fest. »Und Mama kommt jetzt?«
    Ines nickte ergeben. »Sie will uns retten.«
    Ich setzte mich vorsichtig auf die Tischplatte. »Das können wir vermutlich nicht verhindern.«
    »Nein.« Ines sah zu mir hoch. »Das wird eng. Sie darf auf keinen Fall zu oft in die Küche.«
    Auf dem Hof hielt ein Taxi. Ich beugte mich vor, um die Insassen sehen zu können. Meine Mutter war nicht dabei.
    »Da kommen schon die beiden neuen Gäste.« Ich sprang schnell vom Tisch. Es waren eine ältere Dame und ein jüngerer Mann. »Frag
     die beiden bloß nicht, ob sie Mutter und Sohn sind, nicht dass du ins selbe Fettnäpfchen springst wie ich bei Frau Stehler.
     Ich gehe mal zurück in die Küche und bereite Gesa und Adelheid auf Mama vor. Und dann locke ich Kalli unter irgendeinem Vorwand
     her und mache ihn fertig. Bis später.«
    Die neuen Gäste stiegen aus, ich war schon zu weit weg, um sie mir genauer ansehen zu können.
     
    Ich brachte nur schnell den Prospekt in den Garten, wo das fidele Sextett aus

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