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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Adelheid, die neuen Gäste, was mir so alles durch den Kopf wabert.«
    »Was sind denn das für neue Gäste?«
    »Die sind nett.« Sie bückte sich und nahm den nächsten Schwung aus dem Trockner. »Es sind dieses Mal wirklich Mutter und Sohn.
     Die Mutter ist ganz süß, aber ich glaube, sie ist schon ein bisschen, wie soll ich sagen? Durcheinander?«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie sah mich plötzlich an, lächelte und sagte sehr entschieden: ›Dich habe ich schon mal gesehen. Und, nichts sagen, mir
     fällt auch gleich der Name wieder ein.‹ Ihm war das, glaube ich, ziemlich peinlich, er hat sie dann schnell hinausbugsiert.«
    »Ist es ihr noch eingefallen?«
    Ines schüttelte bedauernd den Kopf. »Der Sohn hat es leider verhindert. Na ja, wahrscheinlich hat sie mich verwechselt. Was
     wolltest du eigentlich?«
    Ich stieß mich von der Wand ab und stellte mich neben sie.
    »Ich habe nichts mehr zu tun. Hans-Jörg verwirre ich nur, wenn ich ihm Hilfe anbiete, die Zimmer sind alle fertig, Gesa ist
     mit Jurek zusammen einkaufen gefahren und Adelheid ohne weitere Befehle abgerauscht. Soll ich mitfalten?«
    »Fertig.« Sie legte das letzte Handtuch auf den Stapel. »Dafür kommst du zu spät. Findest du nicht, dass unser Hausmeister
     ziemlich viel in der Küche zu tun hat? Immer wenn ich reinkomme, sehe ich ihn.«
    »Ich glaube, er ist in Gesa verknallt. Aber sie geht noch nicht richtig darauf ein. Vielleicht ist er ja auch ein bisschen
     zu schüchtern.«
    »Vielleicht.« Ines legte den Stapel in einen Korb. »Ich werde sowieso nicht aus ihm schlau. Egal. Hast du eigentlich Kühlke
     erreicht?«
    Ich stieß die Tür mit dem Fuß zu. »Ja. Aber nur ganz kurz, er hatte nicht viel Zeit. Es gibt nichts Neues. Es macht einen
     wahnsinnig. Es geht Marleen und Björn den Umständen entsprechendgut, er hat immer noch keine vollständige Akte, und wir sollen weiterhin den Mund halten und auf neugierige Fragen dumme Antworten
     geben. Ich glaube, ich gehe mal an die Luft. Kommst du mit?«
    Meine Schwester schüttelte den Kopf. »Nein, ich bringe die Handtücher noch hoch, und dann lege ich mich eine Stunde auf Marleens
     Couch und lese mein Buch weiter. Um fünf müssen wir wieder unten sein. Du hast also zwei Stunden Zeit.«
    »Na gut«, ich strich ihr kurz über den Rücken, »dann bin ich weg. Danke dir für alles. Bis später.«
    Auch sie sah mir verwirrt nach.
     
    Ich lief bis zum Ende der Promenade und steuerte dann auf den Flutsaum zu. Es war heute so warm, dass man barfuß am Wasser
     laufen konnte. Sommergefühle stiegen in mir hoch, ich blinzelte in den Himmel und überlegte, ob ich mich nicht ganz schnell
     in die Fluten stürzen sollte. Hier waren wenige Menschen am Strand, vielleicht würde niemand merken, dass meine grüne Unterwäsche
     kein Bikini war. Ich hatte zwar kein Handtuch dabei, aber es war egal, die Sonne würde mich trocknen, während ich ihr entgegenlief.
     Mir blieb die Luft weg, als die erste Welle meine Füße umspielte. Höchstens fünfzehn Grad, ich brauchte keinen Bikini, sondern
     einen Neoprenanzug. Fröstelnd sprang ich ein Stück zurück. Wir hatten Altweibersommer. Wie der Name schon sagte, ein Rest
     von Sommer für alte Weiber. Die sollten aber nicht mehr baden. Schon gar nicht bei diesen grausamen Wassertemperaturen. Da
     platzte doch das kleinste Äderchen.
    Ich war sehr gespannt, ob Ines sich ins Wasser getraut hatte. Gestern Abend hatte sie in der Bar verkündet, dass sie ab morgen
     jeden Tag vor dem Frühstück baden wollte.
    »Wenn ich hier schon so einen Arbeitsurlaub mache, kann ich ja wenigstens ausnutzen, dass der am Meer stattfindet. Kommt jemand
     von euch mit?«
    Pierre hatte sich geschüttelt und sofort abgewinkt. »Um Himmels willen. Ich kann gar nicht schwimmen. Und ich gehe doch nicht
     freiwillig in kaltes, salziges Wasser. Hinterher fühle ich mich an wie ein Matjes. Ohne mich.«
    Genauso spontan hatte ich abgelehnt. Ich hatte keine Lust, zu spät und mit nassen Haaren zum Frühstücksdienst zu erscheinen.
     Und womöglich mit Sand zwischen den Zehen. Meine Schwester hatte nur ihre Augenbrauen hochgezogen.
    »Christine und ihre Pflichten. Die Welt wird untergehen, wenn du mit Salz in den Haaren Kaffee kochst.«
    Eine Antwort war mir nicht eingefallen.
    Ich zwang mich und meine Füße, drei Wellen lang stehen zu bleiben. Man gewöhnte sich an die niedrige Temperatur, es war schon
     gar nicht mehr so kalt.
    Langsam ging ich weiter und dachte dabei an Ines. Irgendwie

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