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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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nicht als die Superköchinin Erinnerung. Sie hatte sich nach dem Auszug ihrer Kinder eine Mikrowelle gekauft und schwor auf Tiefkühlkost und Fertiggerichte.
    »Vergiss es«, waren ihre Worte gewesen, als ihre Tochter Katharina sie gebeten hatte, doch mal wieder Grünkohl zu machen.
     »Da stell dich mal selbst in die Küche. Ich bin so was von froh, diese elende Kocherei nicht mehr am Hals zu haben. Ich gehe
     in den Garten.«
    Ich hatte kein schlechtes Gewissen, ich machte mir Sorgen.
    Anscheinend hatte Kalli doch eingesehen, dass er nicht alles richtig gemacht hatte, er bestand darauf, meine Rechnung zu bezahlen.
     Kalli drückte mich kurz, stieg auf sein Fahrrad und radelte los.
    Ich sah ihm nach, bis er hinter der nächsten Biegung verschwunden war. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich nur noch
     eine halbe Stunde Zeit hatte. Meinen weiteren Strandspaziergang konnte ich mir abschminken. Also konnte ich auch in die Pension
     zurückgehen, im Garten noch etwas trinken und mich mental auf den Abend, auf Hans-Jörg, auf die Pasta und auf meine Mutter
     vorbereiten.
     
    Ines kam gerade mit dem Handy am Ohr die Treppe runter und schnitt mir mit einer Handbewegung das Wort ab.
    »Ich werde sie grüßen, Papa, sie meldet sich bei dir. Alles klar, tschüss.«
    Ich wartete, bis sie auf die Taste gedrückt hatte, bevor ich Geräusche machte.
    »Und?«
    Meine Schwester schob ihr Telefon in die Jackentasche. »Papa wollte dich fragen, was für ein Geheimnis du hast, ihm könntest
     du es ja sagen. Und Mama soll ihn nachher anrufen, er findet seine braunen Schuhe nicht.«
    »Ist Mama schon hier?« Somit konnte ich auch die mentale Vorbereitung vergessen.
    »Keine Ahnung. Sie hat ihr Handy ausgestellt. Wie immer. Gesehen habe ich sie noch nicht.«
    Ich ließ mich auf die unterste Treppenstufe sinken. Ines setzte sich neben mich. Aufmunternd klopfte sie mir aufs Knie.
    »Guck nicht so verzweifelt. Das wird schon alles klappen. So ein bisschen Unterstützung für Hans-Jörg ist doch gar nicht schlecht.«
    Ich kämpfte ein hysterisches Kichern nieder. »Ich habe Kalli zufällig getroffen, Hanna hilft auch mit. Das haben die Damen
     alles schon besprochen. Du, das wird ab morgen voll vorm Herd.«
    »Mal sehen.« Ines blieb entspannt. »Ach, übrigens, du hast doch die neuen Gäste gesehen, Hansens. Die musst du kennen.«
    Ich hatte keine Ahnung, was sie meinte. »Ich kenne die nicht. Du meinst die Mutter mit dem Sohn?«
    Ines nickte. »Genau. Frau Hansen kam vorhin auf mich zugeschossen, tippte mir mit dem Finger vor die Brust und sagte: ›Jetzt
     ist es mir eingefallen. Ich kenne Ihre Schwester. Christine, nicht wahr?‹ Ich habe etwas verdutzt genickt und gesagt, dass
     du gerade weg bist, aber gleich wiederkommst. Sie hat gesagt, sie würde dich schon finden, sie sei nur froh, dass es ihr wieder
     eingefallen ist.«
    »Hansen?« Ich überlegte. »Woher kommen die denn?«
    »Aus Hamburg.«
    Mein Hirn durchforschte alle Windungen nach dem Namen »Hansen«, es kam aber zu keinem Ergebnis.
    »Mir fällt nichts ein.« Langsam erhob ich mich. »Vielleicht war sie mal eine Kundin in der Buchhandlung. Oder ich kenne sie
     aus dem Verlag. Ich sehe sie ja beim Abendessen. Sollen wir jetzt mal gucken, wie weit Hans-Jörg ist?«

Ich rührte gerade den Salat durch, als sich eine Hand auf meine Schulter legte.
    »Das ist ja mal ein überraschender Anblick: mein Kind in der Küche. Na, mein Schatz, hast du eine Schürze für mich?«
    Das Salatbesteck rutschte mir aus der Hand, während ich mich erschrocken umdrehte und sofort von meiner Mutter umarmt wurde.
    »Wo ist denn deine Schwester? Und sag mal, was ist hier überhaupt los? Von was für einem Geheimnis ist eigentlich die Rede?
     Wo ist Marleen jetzt? Und Kalli hat gesagt, du schreibst so eine hübsche Geschichte? Das kriegst du doch alles gar nicht auf
     einmal hin. Und   …«
    »Hallo, Mama!« Ines Stimme rettete mich vor dem Erstickungstod. »Da bist du ja. Hast du eine gute Fahrt gehabt?«
    Meine Mutter ließ von mir ab und wandte sich ihrer jüngsten Tochter zu. Die war cleverer als ich und hob ablehnend die Hände.
    »Nicht anfassen, ich bin ganz klebrig, du saust dir sonst den guten Mantel ein.«
    »Dann bleib weg. Ist das Tomatensauce? Das geht ja nie wieder raus. Also, was ist hier los?«
    Ich war wieder zur Besinnung gekommen und angelte das Besteck aus der Salatschüssel.
    »Das erzählen wir dir alles in Ruhe, Mama, wir müssen das nur schnell hier fertig machen.

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