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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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da?«
    »Sie provoziert mich.«
    Jurek tippte sich an die Stirn und ging an Pierre vorbei. »Ich gehe arbeiten. Ihr mit eurem Kinderkram.«
    Ines und ich verstanden kein Wort, gingen Jurek aber hinterher. Wir hörten Adelheid, bevor wir sie sahen. »Bei Peter wundert
     mich gar nichts. Aber Ines und Gesa rauchen ja nun auch schon so ein komisches Kraut. Das basteln die sich selbst zusammen.
     Ich will ja nichts sagen, aber   …«
    Meine Mutter saß zwischen Hanna und Adelheid am runden Tisch in der Ecke. Ines und ich blieben wie angewurzelt stehen.
    »Ines, ich höre ja wohl nicht richtig! Seit wann rauchst du denn?«
    »Ich   …« Ihre Antwort wurde gar nicht abgewartet. Stattdessen fuhr meine Mutter lautstark fort: »Bei Christine waren wir das ja
     gewöhnt, Gott, was war sie blöde in der Pubertät: Zigaretten, Jungs, Partys. Heinz und ich haben in der Zeitwirklich Nerven gelassen. Georg und Ines waren viel einfacher, da gab es kaum Probleme. Aber Christine musste man anbinden.«
    Adelheid und Hanna sahen meine Mutter mitfühlend an. Dass Gesa sich bei meinem Anblick auf die Unterlippe biss, machte es
     nicht einfacher. Betont fröhlich zog ich einen weiteren Stuhl an den Tisch und setzte mich. »Habt ihr euch schon kennengelernt?
     Das ist ja nett.«
    »Was heißt hier kennengelernt?« Hanna schaute verständnislos hoch. »Adelheid und ich singen zusammen im Chor und Charlotte
     und sie kennen sich seit meinem 65.   Geburtstag.«
    »Du hast uns gar nicht gesagt, dass ihr euch kennt.« Meine Schwester setzte sich neben Adelheid und lächelte sie vorsichtig
     an.
    »Ihr habt ja nicht gefragt.«
    Fieberhaft überlegte ich, was wir alles in ihrem Beisein über meine Mutter gesagt hatten. Ich war mir sicher, wir hatten nur
     Andeutungen gemacht. Beim Anblick dieser Eintracht hoffte ich es sehr.
    »Sag doch dem Kellner mal, dass er uns noch eine Runde Kaffee bringen soll.« Adelheid wandte sich zu den anderen. »Oder wollen
     wir mal einen kleinen Sekt nippen?«
    Meine Mutter nickte begeistert und sah Hanna an. »Natür lich . Wir müssen doch auch auf unsere Zusammenarbeit anstoßen. Christine, bestell uns bitte mal eine Runde bei diesem Peter.«
    »Mama, er heißt Pierre. Und welche Zusammenarbeit?«
    »Adelheid hat gesagt, er heißt Peter«, meine Mutter sah mich irritiert an. »Ach,
den
meinst du mit dem ›schönen Pierre‹?«
    »Schön!« Adelheid schnaubte und erhob sich. »Roy Black war schön. Und James Dean. Aber doch nicht dieser Peter. Ich gehe mal
     zur Toilette. Haltet den Platz für mich frei.«
    Ich wartete, bis sie verschwunden war, dann beugte ichmich zu Hanna. »Was hat sie denn gegen Pierre? Weißt du das?«
    Hanna hob die Schultern. »Das ist so. Schon ewig. Der muss sich mal furchtbar danebenbenommen haben, sie will aber nicht darüber
     reden. Das ginge keinen etwas an, hat sie gesagt.«
    Kopfschüttelnd zog Ines ihren Stuhl näher an den Tisch. »Geheimniskrämerei. Das ist doch   …«
    »Das ist doch das Stichwort«, unterbrach sie meine Mutter. »Geheimnis. Also, was ist hier los?«
    Wir schwiegen. Meine Mutter starrte uns an. Bis eine von uns aufgab, in diesem Fall war es Gesa. Sie hatte einfach keine Nerven.
    »Christine soll für die Zeitschrift, für die sie arbeitet, einen Artikel schreiben. Thema ist eine Frau, die Ungewöhnliches
     geschafft hat, dafür hat sie sich Marleen ausgesucht. Und damit alles richtig recherchiert ist, arbeitet sie jetzt für   … ein paar Tage an Marleens Stelle.«
    »Und wo ist Marleen?«
    »Sie hat ihren Urlaub verlängert.« Ines griff in die Schale mit den Erdnüssen. »Sie war ganz begeistert. Und den Artikel aus
     der ›Inselzeitung‹ darfst du nicht ernst nehmen, Gisbert von Meyer ist völlig bekloppt. Und in Christine verknallt.«
    Meine Mutter blieb skeptisch. »Er wohnt bei Adelheid. Die hat doch keine bekloppten Mieter.«
    »Ach, Mama!« Ines lächelte sie an und ihre Skepsis weg. »Jetzt sei mal locker. Das ist so schön, dass du jetzt hier bist,
     mit uns und mit Hanna und Kalli. Letztes Jahr hatte Christine Urlaub mit Papa, und jetzt machen wir Urlaub mit dir.«
    Ich schluckte trocken und fragte mich, ob Ines eigentlich in jedem Moment wusste, was sie so sagte.
    »Wir haben immer noch nicht bestellt. Ich verstehe nicht, warum Pierre nicht mal zu uns kommt. Ines, was willst du trinken?«
    Statt zu antworten blickte sie auf eine Liste, die auch mir jetzt erst auffiel, obwohl sie offenbar die ganze Zeit auf dem
     Tisch gelegen hatte.

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