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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Hemd, eine dunkelblaue Lederkrawatte und weiße Schuhe. Zufrieden blickte er
     an sich herunter und strahlte mich an.
    »Stimmt, du kennst mich ja nur im Freizeitlook. Heute Abend habe ich aber einen offiziellen Termin. Ich treffe gleich Guntram
     Bernd.«
    Erwartungsvoll schaute er mich an. Stumm guckte ich zurück. Gisbert holte Luft.
    » Den
Guntram Bernd. Na?«
    »Muss ich den kennen?«
    Erschüttert lehnte er sich an die Wand. »Du kennst den
berühmten
Guntram Bernd nicht?«
    Dieser Mann war schlimmer als meine Mutter und schlimmer als Kopfschmerzen.
    »Gisbert, ich habe keine Zeit für Ratespielchen. Was willst du?«
    Er streckte seinen Rücken durch und erklärte mit dozierender Stimme: »Guntram Bernd ist ein berühmter, was sag ich, weltberühmter
     Kommissar. Er hat Tausende von Kriminellen aus dem Verkehr gezogen, Morde aufgeklärt, Entführungen vereitelt, Erpressungen
     gestoppt, Leichen gefunden, Waffen   …«
    »Gisbert, was willst du?«
    »Waffen identifiziert. Er ist ein Held der Verbrechensbekämpfung. Er hat ein Buch geschrieben, das stellt er am Sonntag hier
     vor.«
    Ich verlagerte mein Gewicht aufs rechte Bein. »Und?«
    »Ich bin der begleitende Journalist. Ich schreibe einen Bericht über ihn, über die Buchpräsentation, über seine brutalsten
     Fälle und   …«, er senkte seine Stimme, »er hilft mir natürlich auch bei der Recherche zu meinem Roman. Ich habe es dir ja gesagt, oder?
     Dass ich einen Enthüllungsroman schreibe?«
    »Ja, ja. Das hast du gesagt.«
    »Von ihm kann ich natürlich lernen. Also, wie man richtig recherchiert und so.«
    Gisbert hatte vor lauter Aufregung Flecken im Gesicht und machte überhaupt keine Anstalten, das Gespräch zu Ende zu bringen.
    »Er ist da ja ein Fachmann. Jetzt kommt er gleich mit der letzten Fähre. Ich treffe ihn auf ein Getränk, heute schon, und
     dann begleite ich ihn in den nächsten Tagen. Ein ganz wichtiger Mann. Und eine große Persönlichkeit. Und dabei sehr charmant.«
    Ich hatte die Bilder der unaufgeräumten Küche im Kopf und gähnte, ohne die Hand vorzuhalten.
    »Interessant, Gisbert. Dann wünsche ich dir einen netten Abend. Also, ich muss mal wieder   …«
    »Christine, ich   …« Sein Griff um mein Handgelenk verhinderte meinen Abgang. »Ich habe ein Problem.«
    Jetzt war er nervös. Ich befreite mich aus seinen schwitzigen Fingern und wischte meine Hand an der Jeans ab.
    »Dann sag es. Ich habe keine Zeit.«
    »Das Zimmer.« Er flüsterte, ich konnte ihn kaum verstehen.
    »Was?«
    »Ich brauche ein Zimmer für ihn.« Nach zweimaligemRäuspern sprach er etwas lauter. »Ich sollte ihm ein Zimmer buchen und habe es vergessen. Der ›Seesteg‹ und das ›Haus am Meer‹
     sind ausgebucht. In einer halben Stunde ist er da. Du musst mir helfen.«
    Nach einem langen durchdringenden Blick ging ich langsam um den Tisch herum und tat so, als würde ich im Reservierungsbuch
     blättern. Sehr ausführlich. Gisbert schwitzte und sah umständlich auf die Uhr. Schließlich zog ich eine Schublade auf, kramte
     ein bisschen herum, zog eine zweite auf und entnahm ihr einen Block.
    »Du hast Glück, Gisbert.« Ich riss einen Meldeschein ab. »Zimmer 11.   Ich habe etwas gut bei dir.«
    »Natürlich.« Erleichtert presste er seine Hand aufs Herz. »Alles, was du willst. Danke, du hast mir das Leben gerettet. Und
     meine Karriere.«
    »Schon klar. Und du hörst ab sofort auf mit dieser blöden Geheimnisnummer. Keine Artikel mehr über uns, keine Fotos, gar nichts,
     ist das klar?«
    Sein Blick fixierte meine Hand, die das Formular hielt.
    »Ob das klar ist?«
    Unentschlossen kaute er auf seiner Unterlippe, ich zog die Schublade wieder auf.
    »Geht klar, Christine«, hastig hielt er seine Hand auf. »Ich schreibe nichts mehr über dich. Aber es ist schade, so viele
     Leser   …«
    »Gisbert!«
    Er ließ die Schultern sinken. »Ist gut. Ich mache es nicht mehr.«
    Lächelnd schob ich ihm den Meldeschein und einen Kugelschreiber über den Tisch und machte mich auf den Weg zurück in die Küche.
    »Den Schein kannst du liegen lassen, den kann Herr Bernd auch später ausfüllen. Tschüss, Gisbert.«
     
    Immer noch gut gelaunt räumte ich die letzte Spülmaschine aus. Alles in allem war es doch ein erfolgreicher Abend gewesen.
     Unser Küchenproblem hatte sich endgültig gelöst. Die extravaganten Kochkünste meiner Mutter würden durch Hanna und Adelheid
     vermutlich im Zaum gehalten. Während ich mit sehr viel Seifenlauge den Küchenboden

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