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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Avasthi
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guter Schüler eine Ermäßigung bekommt).
    Ich hab drei Tage gebraucht, um den ganzen Papierkram zusammenzutragen, und habe immer noch nicht begriffen, was ich mit all dem Zeug machen muss. Während ich hier inmitten der ganzen Formulare sitze, die alle eine Unterschrift erfordern, und überlege, wie ich mich da durchmogeln kann, höre ich den Schlüssel im Schloss und Christian kommt herein. Ich will ihn fragen, ob Mirriam ihre Privilegien als Englischlehrerin nutzen kann, um die bürokratischen Hürden an der neuen Schule zu nehmen, aber ich kann seine Stimmung noch nicht einschätzen. Er wirft einen Blick auf die verstreuten Papiere, sagt nichts und verschwindet in seinem Zimmer. Ich höre, wie er nebenan seinen Schlüsselbund auf den Schreibtisch legt und seine Laufklamotten anzieht.
    In voller Montur kommt er zurück: Sonnenbrille, Baseballkappe, atmungsaktives Netzshirt und Leggings vom Enger-als-ich-es-je-sehen-wollte-Typ. Er zieht ein weißes Blatt aus dem Papierfach des Druckers und legt es auf den Schreibtisch. Er kritzelt etwas darauf, streicht es durch, kritzelt wieder und ein drittes Mal. Er zeigt mir das Blatt.

    Die Unterschrift meines Vaters.
    »Ich bin etwas aus der Übung. Wie ist die?«, fragt Christian.
    »Nimm die erste.«
    »Wirklich?« Er sieht stirnrunzelnd auf das Papier. »Motorisches Gedächtnis, schätze ich.«
    Er wiederholt noch einmal den Schriftzug auf dem Schmierzettel, bevor er mit dem Unterschreiben beginnt. Ich stehe auf und sehe ihm über die Schulter, während ich ihm ein Formular nach dem anderen reiche. Als er fertig ist, legt er den Stapel zurück.
    »Auf Urkundenfälschung stehen bis zu fünf Jahre Gefängnis«, sage ich.
    »Was hab ich damit zu tun? Warst das nicht du?« Er hält sich eine hohle Hand vor den Mund und raunt: »Bleib mal locker, Kröte.«
    Ich grinse dämlich, wie ein Sechsjähriger mit einem neuen Fahrrad. Er hat meinen Familienspitznamen wiederbelebt.
    »Du bist noch nicht volljährig. Schon vergessen?«, fährt er fort. »Das gibt allenfalls eine Verwarnung.«
    Am nächsten Morgen sitze ich auf dem Parkplatz meiner neuen Schule, bewaffnet mit all den Formularen, und beobachte die Leute: drei Typen, die sich anscheinend bei Abercrombie & Fitch ausstaffieren lassen, ein paar Heinis mit langen Haaren, die mich an Shaggy aus Scooby-Doo erinnern, und ein Rudel Mädchen mit dieser Rothaarigen, die ihrer Herde immer einen halben Schritt vorausläuft.
    Der erste Tag an einer neuen Schule ist immer beschissen. Alle versuchen dich zu klassifizieren.
    Ehemalige Klassifizierung: cooler Typ. Sportler. Schlaues Köpfchen. Mein Status verbesserte sich noch einmal merklich, als ich anfing mit Lauren auszugehen. Am Ende des ersten Highschool-Jahres war ich durch sie von den Sitzen in der Mitte des Schulbusses, den Möchtegern-Reihen, bis auf die hinterste Sitzbank gerückt, wo man aus dem Heckfenster gucken kann.
    Neue Klassifizierung: ?
    Ich habe schon ein paar Mal die Schule gewechselt, aber diesmal wird es anders sein; diesmal habe ich wirklich eine saubere Weste. Wer werde ich also sein, als Remake quasi? Ich denke eine Sekunde darüber nach und habe die Antwort gefunden: Ich werde kein Dreckskerl mehr sein.
    Ich weiß zwar noch nicht, wie ich das schaffen soll, aber immerhin habe ich ein Ziel.
    Die Land of Enchantment Charter School, alias LECS , ist ein dreistöckiger Lehmziegelbau, der nicht anders aussieht als die braunen Häuser der Umgebung, abgesehen von den vier Türen am Eingang. Die Stufen zu den Türen werden von ausladenden Kakteen flankiert. Drinnen suche ich das Sekretariat und lasse den ganzen Behördenkram über mich ergehen. Man sagt mir, dass mir ein Buddy zugeteilt wird. Kein Mentor, kein Orientierungshelfer – nein, ein Buddy, ein Kumpel. Für einen Moment frage ich mich, ob ich mich aus Versehen für die dritte Klasse angemeldet habe. Aber als ich meinen Buddy treffe, habe ich doch keinen Zweifel, dass ich in der Highschool gelandet bin. Es ist die Rothaarige aus dem Cabrio. Ihr Name ist Caitlyn, ihr ärmelloses Top ist hauteng und ihre Frisur erinnert an die Fünfzigerjahre: alle Haare zu einem auf und ab wippenden Pferdeschwanz zusammengebunden.
    Sie dreht sich um und deutet auf ihren Arsch. Ihre Jogginghose trägt den Schriftzug »Welcome« auf dem Hintern. Direkter geht’s nicht.
    »Ich wollte nur, dass du dich hier, na ja, willkommen fühlst«, sagt sie und lacht. »Willst du dich fürs Fußballteam bewerben?«
    »Bist du Cheerleader oder

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