Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Avasthi
Vom Netzwerk:
was?«
    Sie knufft mich in die Seite, als wären wir seit Jahren befreundet. »Nee, hier an der LECS gibt’s keine Cheerleader. Dazu sind wir viel zu ernst«, sagt sie und setzt eine strenge Miene auf.
    Okay, nach zwei Jahren auf der Highschool durchschaut man manche Dinge sofort. Sie hat ein Rudel hinter sich, das ist mir gleich aufgefallen. Sie steht auf Fußballspieler. Die LECS ist zu klein für ein American Football-Team, also haben die Kicker das Sagen an der Schule. Cliquenmäßig wird das hier ein Kinderspiel sein, solange ich an der Seite dieses Mädchens bleibe.
    Während wir zum Klassenzimmer gehen, erzählt sie mir, dass die LECS eine kleine Montessorischule ist. Nur 120 Schüler, eingeteilt in vier Klassen, alle altersgemischt. Statt Gruppenunterricht werden die Stunden von Fachlehrern gegeben, die von Klassenzimmer zu Klassenzimmer, von Schüler zu Schüler gehen.
    »Seltsam, aber eigentlich cool«, sagt sie.
    Sie hat recht. Das Klassenzimmer sieht seltsam aus. Es wirkt eher wie ein Wohnhaus: Auf der einen Seite des Raumes ist eine Küche, wo ein Mädchen am Herd steht und Toast röstet, während ein jüngerer Typ den Abwasch macht. An der hinteren Wand steht eine Werkbank mit Hämmern, einer Tischsäge, einer Bügelsäge und jeder Menge anderer Werkzeuge. Durch einen Türbogen geht es in ein anderes Zimmer, in dem ich nur zwei Computer sehe.
    So läuft das hier, erklärt mir Caitlyn – selbstständiges Arbeiten. Keine Tafel, keine festgelegten Plätze. Ich könnte in die Knie gehen und den Boden küssen. Keine Predigten mehr, kein heimliches Weiterreichen von Zetteln, bei dem man ständig erwischt wird, kein »Willkommen in der Realität, Mr Witherspoon«.
    Als der Lehrer, Mr Ortiz, sie bittet mich vorzustellen, geht Caitlyn mit mir von einem zum anderen, die Hand auf meinem Trizeps, als wollte sie von mir Besitz ergreifen. Aber ich nehme die einzelnen Schüler gar nicht wahr. Ich registriere nur, dass keine Dakota dabei ist, und ich erkenne Eric, der mich gleich anspricht. »Hab ich dich nicht letzten Sonntag hier auf dem Fußballfeld gesehen?«
    »Jo.«
    Ich mustere ihn. Seine Jeans spannen an den Oberschenkeln (nur Fußballspieler und vielleicht Turner haben dieses Problem – Jeans zu finden, in die wir mit unseren kräftigen Quadrizepse reinpassen), sein Haar ist einfach und akkurat geschnitten. Ich kann ihn mir gut auf dem Fußballfeld vorstellen. Er spielt bestimmt ganz ordentlich.
    »Spielst du auch Fußball?«, frage ich.
    Seine Mundwinkel zucken und er verschränkt die Arme. »Ich bin Mannschaftskapitän.«
    Okay, Captain. Lass dich besser nicht auf ein Wettpinkeln mit mir ein. Ich will ja nicht prahlen, aber wenn’s nicht anders geht …
    »Für wen hast du denn gespielt?«, bohrt er nach. Als ich ihm die Mannschaft nenne, fragt er: »Sind die gut?«
    Ich besinne mich auf mein Nie-mehr-Dreckskerl-Gelöbnis und erzähle ihm nicht, dass wir in den letzten drei Jahren Dritte in der Landesmeisterschaft waren, dass ich dieses Jahr in die erste Schulauswahl aufgestiegen bin und dass mein Spitzname im Team »Bullet« ist. Besser als du, du Arschgeige, jämmerlicher Schlappschwanz. Ich nicke nur.
    »Willste mal ’n Probespiel spielen?«
    »Mal sehen, was sich machen lässt.«
    Nach der Schule steht der LECS -Trainer, Coach Davis, auf dem Fußballplatz. Er ist gleichzeitig Geschichtslehrer. Oder vielmehr: Er ist ein Geschichtslehrer, der sich gleichzeitig als Fußballtrainer versucht, nach der 0 : 2 -Bilanz des Teams zu urteilen.
    »Meine Schulmannschaft könnte Unterstützung gebrauchen. Und wir suchen nach einem Kapitän für das Juniorenteam, also lass uns mal sehen, was du kannst, okay?«, sagt er.
    »Okay, Sir.«
    Kardinalregel des Sports: Leg dich nie mit dem Coach an. Es sei denn, es gefällt dir, Extrarunden zu laufen und auf einer kalten Bank zu sitzen.
    Er lächelt über mein »Sir« und sagt: »Wir sind hier nicht in der Armee. Wir sind hier, um Spaß zu haben, schon vergessen?«
    Spaß haben? Nein. Durchhalten, kämpfen, gewinnen. Kapiert? Sir.
    »Okay«, sage ich.
    Er klopft mir auf den Rücken. »Worauf wartest du noch, Junge?«
    Welcher Jugendliche mag schon gerne »Junge« genannt werden? Ich schlucke meine sarkastische Bemerkung hinunter und setze mich in Bewegung. Die Mannschaft ist schon an der Kurve der Bahn. Ich sprinte los, um aufzuholen, doch schon nach der zweiten Runde setzt sich wieder dieser Elefant auf meiner Brust nieder und macht es sich gemütlich. Ich kann, ich

Weitere Kostenlose Bücher