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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Avasthi
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fahren. Ich bin schon mit dem Zug hergekommen.«
    Ihr Gesicht verzerrt sich und Tränen quellen aus ihren geschlossenen Augen.
    Ich stehe auf und reiche ihr meine Hand. Ich fahre sie nach Hause. Es ist vollkommen still im Auto, bis auf ihr Schluchzen. Die Lichter von Chicago ziehen an uns vorüber.
    Ich stehe in Christians Wohnung und höre, wie der Donner den Himmel zerreißt und der Regen gegen das Fenster peitscht. Die Scheibe ist jetzt vollkommen beschlagen, sodass die Luft in dieser kleinen Wohnung sich noch stickiger anfühlt. Ob mit oder ohne Auto, ich halte es nicht eine Sekunde länger hier drinnen aus. Ich stürme aus der Tür und haste die Treppen hinunter.
    Draußen durchweicht mich der Regen. Dicke Tropfen dringen durch mein T-Shirt und durchnässen mich bis auf die Haut. Ich gehe zum Swimmingpool hinüber und sehe zu, wie das Unwetter das Wasser wogen lässt.
    Der Regen verwandelt sich in Hagel und kleine Kugeln aus Eis sausen an mir vorbei. Einige prasseln gegen mein Gesicht und meinen Schädel. Der Hagel mutiert von Kaugummikugelgröße zu ausgewachsenen Golfbällen. Ich sehe zu, wie sie auf dem Beton abprallen und in den Pool sinken. Der Wind wird stärker und weht mir die Haare in die Augen. Hagel prasselt auf meine Schultern, Arme, Hände. Ein Hagelkorn trifft mich im Nacken und prallt an einem Halswirbel ab. Die Kälte lässt mich zusammenzucken.
    Ich stehe da und lasse das alles über mich ergehen, bis der Hagel nachlässt und schließlich aufhört. Das Wasser im Pool beruhigt sich allmählich wieder. Ich hoffe fast, dass ich von diesen Ersatzprügeln blaue Flecken davongetragen habe, aber ich glaube es kaum. Was schulde ich Lauren?
    Ich kehre ins Haus zurück, steige die Treppen hinauf, gehe hinüber zum Computer und schalte den Monitor wieder ein. Er brummt und klickt, bevor er mir den weißen Bildschirm zeigt. Ich öffne Laurens letzte E-Mail. Betr.: Haftbefehl für dich?
    Marisa meint, ich soll die Sache einfach hinter mir lassen, jetzt, wo du nicht mehr da bist. Edward – ich weiß, du kannst den Namen nicht mehr hören – meint, ich soll dich anzeigen. Und ich, ich will einfach mit dir reden. Bitte ruf mich an.
    Keine spitze Bemerkung, keine Boshaftigkeiten. Hundert Prozent Verwundbarkeit. Ich habe sie schon zugrunde gerichtet.
    Meine nasse Hand tropft Wasser auf den Schreibtisch. Ich versuche meine Hände an meinen Jeans abzutrocknen, aber sie sind zu nass. Ich streife sie am Sofa ab. Dann durchbreche ich mein mir selbst auferlegtes Schreibverbot, beuge mich über die Tastatur und tippe:
    Sobald du deine Unterschrift unter die Anzeige setzt, werde ich dich mehr lieben als je zuvor. Zeig mal etwas Selbstachtung, Mädchen.
    Ich greife nach der Maus und verharre mit dem Cursor über dem Senden-Knopf. Ich lese die Mail noch einmal durch und starre auf das Wort lieben . Sollte da nicht eine unüberwindbare Kluft sein zwischen Lieben und Schlagen?
    Ich hab sie nie gefragt, ob es ihr gut geht. Ich hab nie wieder mit ihr gesprochen.
    Als sie aus dem Auto stieg, sagte sie: »Wir reden morgen.«
    Ich sagte nichts und starrte geradeaus.
    Der Cursor blinkt. Ich klicke auf Löschen und meine Mail verschwindet, Buchstabe für Buchstabe. Bevor ich es mir anders überlegen kann, tippe ich zwei Worte und sende die Nachricht ab.
    Mach es.
    Als Christian an diesem Abend nach Hause kommt, kann ich spüren, dass er mich mustert, während ich auf dem Rücken auf der ausgezogenen Couch liege; ich bin sicher, es sieht so aus, als starrte ich auf die weißen Noppen der strukturierten Zimmerdecke. Er zieht sich die Schuhe aus, beobachtet mich. Er geht in sein Zimmer und lässt seine Schlüssel klappernd auf den Schreibtisch fallen. Als er zurückkommt, nimmt er seinen Beobachtungsposten wieder ein.
    »Hi«, sagt er.
    »…«
    Selbst aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie er vorsichtig näher kommt und mich mustert.
    Sein Blick bleibt an meinen Schuhen hängen, die ich noch immer anhabe. »Alles in Ordnung?«
    »…«
    »Willst du reden?«
    »…«
    Klar, merkst du das nicht?
    Er kniet sich ans Fußende meines Bettes, bindet meine Schuhe auf und zieht sie mir von den Füßen.
    »Danke«, bringe ich endlich hervor.
    Er setzt sich für eine halbe Sekunde neben mich, bevor er wieder aufspringt. »Das ist ja ganz nass. Du bist ganz nass.«
    Es entsteht eine lange Pause, während ich krampfhaft überlege, was ich sagen soll. »Sorry.«
    »Ich mein ja nur … Warum nimmst du nicht heute Nacht mal das

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