Kein zurueck mehr
wie es war, am Elternabend draußen warten zu müssen.
Als sie aus dem Café zurückkommen, sind die Schlangen weg und ich biete Mirriam an, sie zu ihrem Auto zu bringen.
Es ist kalt draußen, aber zu trocken, um zu schneien. Sie deutet zu ihrem Auto auf dem Parkplatz und ich wünschte, ich hätte meine Jacke mitgenommen. Als der Wind auffrischt, dringt er durch meine Kleider und lässt mich frösteln.
»Dakota ist wirklich nett. Warum seid ihr nicht zusammen?«, sagt sie.
»Ich nehme eine Weiber-Auszeit.«
Wir kommen an einem Geländewagen vorbei, einem Sportwagen und einem Mercedes-Cabrio, gegen die mir mein eigenes Auto total popelig vorkommt.
»Also …«, sage ich und suche nach einer dezenten Art, die Frage zu stellen, aber ich gebe auf. »Hat sie irgendwas über mich gesagt?«
»Ja, aber das bleibt zwischen ihr und mir. Ich sage dir nur: Du solltest den ersten Schritt machen.«
»Nein, das sollte ich nicht. Ich mag sie viel zu sehr, um mit ihr zusammenzukommen.«
»Das ergibt natürlich Sinn.«
»Jace-Sinn, ja«, sage ich.
»Was so viel bedeutet wie Unsinn«, sagt sie mit einem Lächeln. »Liegt wohl in der Familie, was?«
»Ach, das fällt dir jetzt erst auf?«
»Du weißt schon, dass ›Weiber-Auszeit‹ ein eindeutiger Code für ›traumatische Trennung‹ ist?«
Ich hebe entnervt die Hände. »Habe ich vielleicht zu dir gesagt: ›Mirriam, ich möchte gerne einmal wöchentlich ausgefragt werden‹?«
Wir kommen zu ihrem Auto und sie steigt ein. Die Tür steht noch offen, als sie den Motor anwirft und wir uns verabschieden. Kurz bevor sie die Tür zumacht und aus der Parklücke fährt, sagt sie noch: »Wenn ich du wäre, würde ich die Auszeit abkürzen. Ich weiß, wovon ich rede. Es ist nicht einfach, so viel Geduld zu haben.«
Bevor ich an dem Abend nach Hause fahre, suche ich Dakota.
»Hallo, Fremder«, sagt sie.
»Bin ich dir in letzter Zeit fremd vorgekommen?«, frage ich, nehme ihr einen halben Stapel Bücher ab und gehe mit ihr in die Fantasy-Abteilung.
»Nein, du wirst einfach jedes Mal ein Stück fremder.«
»Sehr witzig«, sage ich, aber ich muss trotzdem lachen.
Dakota hat diese seltsame Angewohnheit, aus Spaß unkomische Witze zu reißen. Wir bleiben vor einem leeren Regal stehen und ich fühle eine magnetische Kraft, die mich in ihre Richtung zieht. Ich will die Bücher auf den Boden fallen lassen, sie an die Regalwand drücken und den Zimtregen auf ihrem Hals schmecken. Stattdessen richte ich die Bücher auf und schiebe den ganzen Stapel ins Regal.
»Hab ich dir schon von dem Spiel erzählt?« Plötzlich bin ich wieder ein dämlicher Dreizehnjähriger, der zum ersten Mal ein Mädchen anspricht und kein vernünftiges Wort herausbringt.
»Meinst du das letzte Woche? Das Spiel, das ihr gewonnen habt? Zu dem ich gekommen bin?«
»Hab ich dir von der Fußball-Saisonende-Party erzählt?«, frage ich, auch wenn ich weiß, dass ich das nicht habe. »Keine Eltern, jede Menge Alk, so was eben. Komm doch mit.«
»Wann denn?«
»Freitag. Da arbeitest du nicht.«
Sie lächelt. »Hast du etwa schon wieder meinen Arbeitsplan ausspioniert?«
»Ach, komm schon.«
»Okay.«
Mir wird ganz heiß und mein Gehirn verfällt in den Panik-Modus. In ein paar Monaten wird Dakota zur Arbeit kommen, mit einem Bluterguss im Gesicht und einer guten Story von einem tief hängenden Zweig, in den sie bei einer Bergwanderung gerannt ist. Bis dahin wird sie Übung darin haben, die Dinge zu vertuschen.
»Warte«, sage ich, »nicht, dass du denkst, das ist ein –«
»Date oder so was«, beendet sie den Satz. »Klar, hab schon kapiert.«
Kapitel 23
Christians Auto ist schon wieder in der Werkstatt, und als ich ihn beim Krankenhaus abhole, erzählt er mir, dass die Reparatur noch ein paar Tage dauern wird. Ob ich ihn morgen wieder abholen könne?
»Kein Problem. Weißt du, was? Ich wette, wir könnten auch mit einem Auto auskommen. Es würde uns einige Ausgaben sparen. Vielleicht solltest du den Pontiac einfach nicht wieder abholen.«
»Ich weiß nicht, ob es schwieriger oder einfacher wird, wenn Mom da ist. Kommt sie mit dem Auto?«
»Ich weiß nicht.«
Er sagt nichts und ich klammere mich noch ein wenig fester an das Lenkrad. Die Stille dehnt sich aus, als wäre Mom schon da, als würden sie, Christian und ich schon daran arbeiten, eine Familie zu werden, ein Dreiergespann statt eines Duos. Es wird alles verändern.
»Wenn sie wirklich versucht, ihn zu verlassen, wird das ganz schön
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