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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Avasthi
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Die meiste Zeit des Spiels war der Ball auf ihrer Seite des Spielfelds, und wenn wir ihrem Keeper auch nur einen Ball ins Netz jubeln könnten, hätten wir gewonnen. Das Team legt sich ins Zeug, und das verleiht mir neue Kräfte.
    Ich hab Dakota überredet zu kommen. Ich versuche, nicht daran zu denken, dass sie zuguckt, und frage mich, ob ich gut aussehe oder wie jemand, der versucht gut auszusehen.
    Beim Einwurf rangele ich mit dem Libero. Der versucht mich abzuschütteln, doch ich hänge wie Klebstoff an ihm. Der Ball fliegt hoch durch die Luft und wir schnellen beide nach oben. Kopfball von mir. Pass in Erics Richtung. Beim Runterkommen stoße ich mit dem Libero zusammen und wir landen beide im Gras. Meine Zunge schmeckt Dreck und Rasen. Er stützt sich an meinem Kopf ab und stößt mir beim Aufstehen das Knie in den Rücken. Der Schweinehund. Ich hebe meinen Kopf aus dem Dreck und strecke meinen Fuß aus, als er weiterläuft. Jetzt bist du dran mit Grasessen. Ich greife gerade nach ihm, als die Menge zu kreischen und zu pfeifen beginnt. Eric zieht ab, die Hände in der Luft, und der Ball geht ins Netz. Die Trillerpfeife schrillt drei Mal und das Spiel ist vorbei. Wir haben gewonnen.
    Der Typ winkt entnervt ab, aber ich habe immer noch den Geschmack von Dreck und Wut im Mund. Bevor ich den gegnerischen Libero zu fassen kriege, ist das halbe Team um mich herum und führt einen Freudentanz auf. Ich ringe mir ein Lächeln ab.
    Ich verspreche Tom, dass ich nächste Woche zu seiner Fußball-Saisonende-Party komme, und lasse das Team links liegen, um stattdessen mit Dakota eine Oliven-Salami-Pizza essen zu gehen. Als wir in der Pizzeria sitzen, will Dakota noch mal die Highlights des Spiels Revue passieren lassen, aber ich wechsele das Thema.
    »Du bist aber nicht besonders enthusiastisch.«
    Sollte ich aber sein. Normalerweise flippe ich am Ende der Saison total aus, besonders wenn wir mit einem Sieg abschließen. Letztes Jahr hat Lauren gesagt, wenn die Winter-Fußballsaison nicht bald anfängt, wird sie mich noch zur Therapie schicken müssen.
    »Ich weiß gar nicht, ob ich nächstes Jahr noch mal spiele«, sage ich, und sobald es ausgesprochen ist, wird mir bewusst, dass ich mindestens seit zwei Wochen aussteigen will.
    In diesem Jahr hat mir kein einziges Spiel Spaß gemacht. Ich hab gedacht, es war, weil wir nie gewonnen haben oder wegen Eric, aber das stimmt vielleicht nicht.
    »Echt? Ich dachte, du bist ganz verrückt nach Fußball. Fußball spielen oder sterben, so klang das immer«, sagt Dakota.
    Ich denke an den Typen, dem ich heute ein Bein gestellt habe, und die ordentliche Portion Selbstbeherrschung, die es kostete, sich nicht auf ihn zu stürzen. Ich dachte, die ganze Wut käme vom Spielen mit Eric, vom ewigen Verlieren, aber das war es überhaupt nicht. Fußball hatte immer mit Adrenalin zu tun.
    »Vielleicht laufe ich lieber.«
    »Dich auf der Aschenbahn kann ich mir gut vorstellen.«
    Ich male mir das aus. Meine Füße in den Startblock gestemmt, jeder Muskel angespannt. Das Adrenalin strömt durch meine Adern, ich warte auf den Startschuss.
    »Nee, nur joggen.«
    Der Drang, es dem anderen zu zeigen, würde die Einsamkeit, die Ruhe, beim Laufen zunichtemachen. Ich will diese rhythmische Bewegung, nicht den rauschhaften Konkurrenzkampf des Fußballs.
    Was würde mein Dad dazu sagen? Zum ersten Mal frage ich mich, wie oft ich auf dem Fußballfeld war, nur damit mein Vater und ich etwas zu reden hatten.
    Es sind noch zehn Tage bis Thanksgiving und Mirriam kommt in den Laden, um ein paar Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Die Schlangen werden länger jetzt vor den Feiertagen, also kann ich ihr gar nicht helfen, als sie mich fragt, was Christian wohl gefallen würde. Sie sagt, sie warte im Café auf mich.
    Als ich dorthin komme, sitzen Dakota und Mirriam zusammen, jede mit einem Becher auf dem Tisch.
    Ich nähere mich argwöhnisch. Nachdem wir uns begrüßt haben, frage ich, worüber sie gesprochen haben, und Mirriam sagt: »Er hat bloß Angst, dass ich dir all seine Geheimnisse erzähle. Komm in zehn Minuten wieder.«
    Die beiden wenden sich wieder einander zu, als wäre ich Luft, und Mirriam sagt: »Die gefärbten Haare haben dir also gar nicht gefallen?«
    »Er sieht einfach nicht mehr wie er selbst aus.«
    »Ja, das war wohl der Zweck der Übung.«
    Dann erinnert sie mich daran, dass ich mich für einen Moment verkrümeln soll, und schmeißt mich geradezu aus dem Café. Das Ganze erinnert mich daran,

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