Kein Zurueck nach Oxford
die auseinanderfallen, wenn man sie zu scharf ansieht?«
»Genau.«
»Merkwürdig. Nun, wenn er behauptet, es wäre ein Symbol, dann hat er es vielleicht als Symbol für ein Geheimnis gemeint. Oder für ein Rätsel. Jedenfalls können Sie nichts anderes tun, als abwarten und sehen, was geschieht.«
»Aber es war ja nicht einfach nur ein Puzzle, sondern ein Ring. Ein goldener Ring. Was mag er damit ausdrücken wollen?«
»Na ja, da gibt es eine Menge Deutungen, nicht wahr? Angefangen bei Sexualität bis hin zu spirituellen Dingen. Sehr interessant!«
»Es gibt da noch etwas, was mich stutzig macht: Wenn er meine Privatadresse kennt – dort hat er den Ring hingeschickt –, warum lässt er mir den Brief dann über Fergusson zukommen?«
»Vielleicht handelt es sich ja doch nicht um die gleiche Person.« Devlin wandte sich wieder dem Spiegel zu und fuhr sich mit der Hand durch das dichte Haar, bis es wie vom Wind zerzaust aussah.
»Sollte ich vielleicht Gel benutzen? Was meinen Sie?«
»Eher nicht. Aber was soll ich damit anfangen?«
»Hm?« Devlin hatte die Oberlippe hochgezogen und prüfte die Lücke zwischen seinen Vorderzähnen.
»Der Brief! Wie soll ich reagieren?«
»Schreiben Sie ihm nach Ihrer Rückkehr nach Oxford einen freundlichen, aber unverbindlichen Brief. Das Geschenk würde ich überhaupt nicht erwähnen. Mehr können Sie nicht tun, oder?« Devlin hatte die Inspektion seiner Zähne beendet und widmete sich nun dem Sitz seines Hemdkragens. Er hatte das Interesse an ihrem Brief verloren, und Kate wusste, dass sie sein Zimmer hätte verlassen sollen. Aber sie brauchte immer noch beruhigenden Zuspruch.
»Er schreibt, dass er zu einer meiner Lesungen kommen will.«
»Vermutlich ist er völlig harmlos.«
»Und wenn nicht?«
»In einer Ansammlung von Menschen dürften Sie eigentlich sicher sein. Versuchen Sie, sich nicht von irgendeinem Verrückten in eine stille Ecke abdrängen zu lassen.«
»Und woher soll ich wissen, ob jemand verrückt ist?«
»Starre Augen, struppige Haare, Stroh in den Ohren. Das Übliche eben.«
»Vielen Dank, Devlin!« Immerhin konnte sie wieder lachen.
»Wir treffen uns unten«, sagte er, öffnete die Tür und wartete, dass sie ging. »Und machen Sie sich nicht zu viele Sorgen. Gibt es nicht seit einiger Zeit ein Gesetz, das junge attraktive Frauen vor den Nachstellungen bösartiger Stalker schützt? Sie brauchen nicht nervös zu werden, glauben Sie mir.«
»Meinen Sie wirklich, es könne sich um einen Stalker handeln?« Der Gedanke erschien ihr irgendwie schmeichelhaft.
»Ich war bisher davon ausgegangen, dass Stalker nur Fernsehstars und Schauspielerinnen verfolgen. Jedenfalls habe ich noch nie gehört, dass es auch Schriftstellerinnen treffen kann.«
Als Kate in ihr Zimmer zurückkehrte, war ihr erheblich heiterer zumute. Sie heftete die Briefe in einer Kladde ab; die Antwort würde warten müssen, bis sie nach Oxford zurückkehrte. Genau genommen musste sie sich wirklich keine Sorgen machen. Devlin war breit und kräftig genug, um ihr Vertrauen zu besitzen. So lange er in der Nähe war, würde sie sicher sein.
Kapitel 7
Kate und Devlin hatten sich für Viertel vor sechs mit Aisling verabredet. Als Kate Aisling sah, war sie froh, dass sie sich für einen sehr kurzen schwarzen Rock und den kanariengelben Blazer entschieden hatte. Aisling leuchtete von Kopf bis Fuß in Scharlachrot. Dazu trug sie einen schwarzsilbernen Schal und rote Ohrringe.
»Ihre Ohrringe sind eine Wucht«, schwärmte Kate, die sich mit solchen Dingen auskannte.
»Danke. Aber sie sind nicht so groß wie Ihre, nicht wahr?« Kate nahm es als Kompliment.
Als Devlin fünf Minuten später herunterkam, sah Kate, dass zu den auberginefarbenen Samthosen ein passendes Jackett gehörte; der silberne Schal passte dazu. Dass die Hosen gehörig beulten und in der Jackentasche ein Brandloch von einer Zigarette war, störte die eines Künstlers würdige Eleganz nur am Rande. Wahrscheinlich war Devlin davon ausgegangen, dass man ihn im Sitzen an seinem Tisch ohnehin nur bis zum Gürtel sehen konnte.
»Ihr Rock gefällt mir«, stellte Devlin fest und unterzog Kates in gemusterten schwarzen Strumpfhosen steckende Beine einer genauen Betrachtung. Offensichtlich hatte er sich an diesem Abend für seine charmante Persönlichkeit entschieden. Als sie zu Aislings Wagen gingen und Kate Devlins heißen Atem im Nacken und seine Hand auf ihrer Schulter spürte, fragte sie sich kurz, ob er an diesem Abend noch von
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