Kein Zurueck nach Oxford
sich, wenn Sie in seiner Nähe sind.«
»Könnten Sie Hayle nicht irgendwie für den Rest der Lesereise loswerden?« Es war Jim Russell.
»Ich fürchte, darauf habe ich keinen Einfluss.«
»Im Leben kommt es ohnehin immer anders, als man denkt«, sagte Jessie. »Aber mit ihm ist es noch viel weniger vorhersehbar. Ist das schlecht?«
»Irgendwie mag ich den Mistkerl«, musste Kate zugeben. »Und jetzt sollte ich mich besser um Dolly kümmern, finden Sie nicht? Sie sieht immer noch ziemlich geschockt aus.«
»Danke für das, was Sie getan haben, Kate«, sagte Dolly. »Ich weiß nicht, was ich ohne Sie gemacht hätte. Ich werde Ihnen ein eigenes Schaufenster mit all Ihren Büchern widmen und meine Angestellten anweisen, sie den Kunden wärmstens ans Herz zu legen.«
»Das ist aber lieb von Ihnen!« Kate war beeindruckt. So etwas hörte jeder Autor gern von einem Buchhändler.
»Und was diesen Hayle angeht, so möchte ich ihn nie mehr in meinem Geschäft sehen. Seine Bücher schicke ich an Fergusson zurück. Gut, dass er keines signiert hat. Jedenfalls will ich nicht, dass sie meine Bücherregale noch länger beschmutzen.«
»Wird er nicht viel nachgefragt? Ich dachte, seine Bücher wären Bestseller.«
»Das war einmal. Seine Geschichten sind ein alter Hut. Auch wenn er es nicht wahrhaben will: Dem Publikum steht alle paar Jahre der Sinn nach etwas Neuem. Die Leute haben die Nase voll von diesem Piraten-und-vergewaltigte-Jungfrauen-Mist, den er jedes Jahr neu aufbrüht.«
Kein Wunder, dass Devlin Probleme hatte, seine Rechnungen zu bezahlen.
»Gehen wir?«, fragte Aisling, die plötzlich neben Kate aufgetaucht war.
»Haben Sie Devlin gut versorgt?«
»Im Augenblick schon. Aber er ist wie eine dieser Gestalten in einem Horrorfilm: Immer wenn man denkt, der Held hätte ihn endlich erledigt, kommt er noch einmal zurück.«
»Armer Devlin! Er dürfte morgen einen schrecklichen Kater haben. Außerdem ist Sussex voller Leute, die ihm nur das Schlechteste wünschen. Haben Sie übrigens zufällig eine Ahnung, wie Edmund aussieht?«
»Wer?«
»Egal. Jedenfalls hoffe ich für Devlin, dass er nicht auch hier ist.«
»Verschwenden Sie nicht Ihre Sympathien an den Mann. Kommen Sie, sehen wir zu, dass wir Land gewinnen.«
Es war wirklich so, dachte Kate – es hätte wesentlich mehr Sinn gemacht, wenn Devlin umgebracht worden wäre.
Kapitel 21
Das Ärgerliche daran, während einer Rennwoche in einem beliebten Landgasthof zu wohnen, war der Lärm, fand Kate. Und weil der Gasthof sich nun einmal nicht in einer Stadt befand und noch nicht einmal im Dorfzentrum, sondern ein wenig außerhalb, nahm der Wirt es auch mit den Öffnungszeiten nicht allzu genau. Unter normalen Umständen hätte Kate sich mit Aisling in der Bar getroffen und einen netten Abend verbracht. Doch nach allem, was in den letzten Tagen geschehen war, sehnte sie sich danach, sich ins Bett zu legen, die Augen zu schließen und möglichst bald zu schlafen. Sie hatte versucht, Paul anzurufen, doch er war immer noch nicht zu Hause.
Sie hatte sich irgendetwas im Fernsehen angeschaut und ein heißes Bad genommen. Sie hatte sogar die Zeitung gelesen, die sie wegen des Pferderennens gekauft hatte. Nun lag sie im Bett und hatte die Augen geschlossen, doch die Lachsalven und lauten Stimmen, die gegen ihre Zimmertür brandeten, waren nicht zu überhören. Wie es sich anhörte, waren die Gäste mit ihren Wetten genau so erfolgreich gewesen wie Devlin.
Von Devlin hatte sie weder etwas gesehen noch gehört. Kate hatte kurz daran gedacht, an seine Tür zu klopfen und nachzusehen, ob alles in Ordnung war, doch sie war so müde und niedergeschlagen gewesen, dass sie es bei dem Gedanken belassen hatte.
Als sie gerade in den Schlaf dämmerte, wurde sie von zugeknallten Autotüren unter ihrem Fenster unsanft aus den Träumen gerissen. Lautstarkes Stimmengewirr folgte, dann wurden wieder Türen geknallt. Sie hörte schnelle Schritte an ihrer Tür vorüberhasten und hoffte, dass es nicht Devlin war, der draußen herumwütete, weil man ihn geweckt hatte. Sie überlegte, ob sie nicht besser ihre Tür abschließen sollte, doch es gab keinen Schlüssel. Hier draußen auf den Kuhdörfern schien man recht vertrauensselig zu sein.
Wieder kamen die Schritte an ihrer Tür vorbei, um sich dieses Mal der Treppe zuzuwenden. Vielleicht war es die Wirtin, die frische Geschirrtücher brauchte. Vielleicht war es ein Dieb. Vielleicht war es auch Edmund. Oder Rodge. Vielleicht war es
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