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Keine Angst vor Anakondas

Keine Angst vor Anakondas

Titel: Keine Angst vor Anakondas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Dirksen
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Schiff ist bereits unterschritten. Der Lärm der Schiffsschrauben stört ihre Kommunikation. Doch dann hören sie plötzlich den markerschütternden Schrei eines ihrer Artgenossen.
    Ein ausgewachsener Grindwal aus der Herde von ungefähr einer Tonne Gewicht taucht vier Meter von Frédéric Dumas entfernt vor dem Schiff auf. Frédéric Dumas visiert ihn an. Dann wirft er die Harpune mit aller Kraft, die ihm zur Verfügung steht. Schon schwirrt die Harpune durch die Luft. Getroffen! Tief dringt das spitze Metall nahe der Rückenflosse in den Wal ein. Am Ende der 100 Meter langen Harpunenleine hängt eine große graue Boje, die der Wal über die gespannte Leine ins Wasser zieht. Dann taucht er ab. Kurz darauf verschwindet die Boje unter Wasser.
    Als die Boje wieder auftaucht, erscheint alsbald auch der Wal an der Oberfläche. Dumas nutzt diese Gelegenheit und trifft den Wal zweimal mit seinem Gewehr. Viele Liter Blut färben das Meer um das getroffene Tier rot und verteilen sich im Wasser. Hilflos verfolgen die Grindwale den Todeskampf ihres Kameraden. Ihr hoch entwickeltes Sozialgefüge ist stärker als der Impuls zur Flucht. Sie lassen ihren verletzten Kameraden nicht zurück. Das Leittier der Gruppe umkreist die Elie Monnier , die Walherde folgt.
Blutrausch
    Der Weißspitzen-Hochseehai trifft ein. Zunächst peilt er die Lage. Der Geruch von Blut dringt in sein Bewusstsein, berauscht ihn. Erregt schwimmt er schneller und hektischer. Er spürt den Todeskampf des Wals. Seine feinen Sinne haben registriert, dass die Konkurrenz nicht schläft und bald eintreffen wird. Er braucht sie nicht zu fürchten. Er gehört zu den Großen unter den Haien. Seine einzige Sorge besteht darin, nicht genug von der Beute abzubekommen. Noch ist es jedoch nicht so weit. Der Weißspitzen-Hochseehai schwimmt nicht einfach zum lebenden Wal und reißt sich ein Stück heraus. Er ist vorsichtig, umrundet die Beute. Aus Erfahrung weiß er, dass ein stark verletztes Tier eine sichere Beute ist. Fluchtgefahr besteht nicht mehr. Die Kreise, die er zieht, werden enger. Er prüft die Reaktion des Wals und lässt gleichzeitig das nahe Schiff nicht aus den Augen. Seine Angriffe sind strukturiert, die Sinne konzentriert auf den Wal gerichtet. Plötzlich platschen zwei große Dinge vom Schiff ins Wasser. Verunsichert schwimmt er zur Seite. Irritiert hört er seltsame Blubbergeräusche. Die Dinge bewegen sich, das müssen Lebewesen sein. Eine weitere Konkurrenz? Das muss er sich genauer anschauen.
    Die beiden Blauhaie betreten die Szene und drehen ihre ersten Runden, zunächst noch in der Tiefe. Binnen Kurzem haben sie gecheckt, wer ihre Mitspieler in dem sich anbahnenden Drama sein werden: ein schwer verletzter Grindwal, ein Schiff, ein anderer großer Hochseehai. Noch nie aber sind ihnen zwei lebendige Blubbergestalten untergekommen, die sich von den Schiffen ins Meer fallen ließen. Die Grindwalherde nehmen sie nur als Zuschauer zur Kenntnis. Sie sind Profis, wissen die Lage einzuschätzen. Dies hat einen guten Grund: Sie bekommen es mit sehr unterschiedlicher Beute zu tun. Blauhaie sind Kosmopoliten par excellence, keine andere Haiart hat so ein großes Vorkommen wie sie. Bei 70,8 Prozent globaler Wasserfläche ist ihr Verbreitungsgebiet größer als das jedes Landwirbeltieres. Und der Blauhai ist ein echter Nomade. Einzelne markierte Exemplare wurden in über 11 000 Kilometer Entfernung wiederentdeckt. Wer weit wandert, erlebt viel. Wer ständig mit anderer Beute zu tun hat, muss anpassungsfähig sein. Das Drama des Fressens und Gefressenwerdens kennt dieser Hai in vielen Variationen, je nach Beute. Da passt es gut, dass sich die Blauhaie zu eigen gemacht haben, alles zu fressen, was zu erbeuten ist. Alles! Im Zweifelsfall wird nicht lange gefackelt.
    Von der Besatzung ist die Boje eingeholt und die Leine am Schiff befestigt worden. Jacques-Yves Cousteau und sein Kollege Frédéric Dumas sind mit den letzten Vorbereitungen für ihren Tauchgang beschäftigt. Sie kennen sich schon lange und sind unter Wasser ein eingespieltes Team. Beide sind fanatische Taucher. Jetzt sind sie in Eile. Sie wollen die Grindwale filmen und beobachten, wie sie sich verhalten. Mit freudiger Erregung nehmen sie zur Kenntnis, dass sich Haifische eingefunden haben. Das verspricht, spannende Bilder zu geben. Drei Stahlflaschen packen sie sich auf den Rücken, um lange unter Wasser bleiben zu können. Es ist so weit: Daumen hoch, Rolle rückwärts ins offene Meer. Mit einem

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