Keine Angst
dich auch gar nicht zu bedanken«, hört sie noch, bevor sie endgültig das Bewußtsein verliert. »Mach ich gerne.«
Der Teppich
Stark sitzt in der Küche und säbelt an einer Salami rum. Es sind sechsunddreißig Grad im Schatten, und er hat gerade seine Frau umgebracht.
Ächzend stemmt er sich vom Küchentisch hoch und schlurft zum Fenster. Drüben auf der anderen Seite der Friesenstraße sind die Fenster blind vom reflektierenden Sonnenlicht. Stark blinzelt, während ihm der Schweiß in den Augen brennt. Ob einer was gesehen hat? Ach, Quatsch.
Das Radio plärrt Nachrichten. Es heißt, die Ozonwerte lägen im roten Bereich. Vor Anstrengungen wird gewarnt. Stark grinst. Dreimal hat er mit der Gußeisernen draufgehauen, bis sich der Pfannenboden wölbte. Hätte wohl warten sollen, bis es kühler wird.
Aber was mußte sie auch rumkeifen, bloß wegen dem blöden Meerschweinchen. Er hat’s kaputtgedrückt, na und? Sie wußte doch genau, er will das Vieh nicht in der Küche haben, widerlich! Latscht überall rum, kackt überall hin, Haare im Abendessen, hat er ihr tausendmal gesagt. Zum Kotzen!
Da hat Stark die Sache eben in die Hand genommen. Und die andere gleich mit. Wurde auch Zeit.
Er holt den Schrubber und macht das Blut weg. Muß richtig rumrutschen darin. Na, entschuldigt. Sie kann ja schlecht ihr eigenes Gehirn vom Boden wischen, die Gute. Seine Hand stößt gegen das Meerschweinchen, klein, pelzig, irgendwie schmierig. Stark kickt es weg, der Körper fliegt durch die offene Küchentür in den Flur. Er hat keine Zeit zu verlieren. Muß die Leiche verschwinden lassen, schnell.
Da liegt sie und glotzt die Decke an. Stark läßt ein Bier in sich hineinlaufen, noch eins, denkt nach. Wohin mit ihr? Am besten versenken, da, wo der Rhein hübsch einsam ist. Steine an die Füße, ab zu den Fischen. Nein, besser noch, seine Hanteln. Damit bleibt sie unten wie ein Wrack. Gute Idee.
Das heißt, halt! – er muß sie erst mal aus der Wohnung schaffen.
Aber Stark ist ja nicht dumm. Ihm wird schon was einfallen. Sicherheitshalber trinkt er noch ein Bier – und schlägt sich plötzlich an die Stirn. Klar, wie einfach. Der Dielenteppich! Er haßt das Ding sowieso. Hat elend viel Geld gekostet, aber sie mußte ihn ja unbedingt haben, den Renommierlappen. Jetzt würde sie sogar drin eingewickelt werden. Welch ein Gedanke!
Stark ist sehr zufrieden. Als er die Hanteln und Stricke zu seinem Caravan bringt, ist die Friesenstraße beinahe menschenleer. Bei der Hitze sind die Leute faul. In Hochstimmung kehrt er in die Wohnung zurück, zerrt die Leiche auf den Teppich und rollt sie ein, stopft noch zwei kleine Kissen in die Öffnungen der Röhre, nur zur Sicherheit. Wie werden ihn die Leute bemitleiden, armer Mann, der bei solchen Temperaturen einen dicken Teppich schleppen muß. Stark lacht leise in sich hinein und beginnt, die gutgefüllte Rolle raus ins Treppenhaus zu schleifen.
Im nächsten Moment bemitleidet er sich selber. Das ist kaum zu schaffen. Stark macht seinem Namen für gewöhnlich alle Ehre, aber die vereinte Last von Teppich und Passagier zwingt ihn bedenklich in die Knie. Das kann dauern!
Es sei denn …
Ha, ein neuer Gedanke, prachtvoll! Jemand muß ihm helfen. Irgendein netter Zeitgenosse, Sevenig am besten. Wohnt gleich nebenan, der Hurensohn, den er schon lange im Verdacht hat, daß er ihr schöne Augen macht und sie begrapscht, wenn Stark aus dem Haus ist. Der soll sie mit ihm runtertragen, ahnungsloser Schwachkopf. Was für ein Spaß!
Stark schellt und jammert Sevenig die Ohren voll. Sevenig ist wenig begeistert, aber Stark macht eine Menge Aufhebens von seiner Bandscheibe und den drei Etagen. Er bekommt seinen Willen. Gemeinsam wuchten sie die Teppichrolle über Stufen und Geländer nach unten und raus auf die Straße. Sevenig stöhnt, sagt, so ein schweres Biest hätte er sein Lebtag nicht getragen. Sein Atem geht keuchend, sein Gesicht glänzt wie eine Schwarte. Stark muß sich auf die Lippen beißen, um nicht lauthals loszulachen.
Und plötzlich packt ihn der Übermut, als sie fast schon am Wagen sind, und er ruft, na, Teppich, hast du gehört, der hat dich schweres Biest genannt!
Ja, wimmert der Teppich. Dünn, keifend, hoch.
Ihre Stimme.
Stark bleibt stehen, fühlt, wie etwas eiskalt an sein Herz greift. Aber sie ist doch tot! Er weiß, daß sie tot ist, so tot, wie nur irgend jemand sein kann! Er weiß es genau!
Stark, winselt es aus dem Teppich.
Stark beginnt unkontrolliert zu
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