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Keine Angst

Keine Angst

Titel: Keine Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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sicher, Don Luca ist ein Ehrenmann. Ein Musterbeispiel der ehrenwerten Gesellschaft. Mir war schon klar, daß er uns helfen würde. Don Luca hat versprochen, daß wir unter seinem Schutz stehen, und dann ist das so. Deswegen hatte ich keine Angst, ihn zu fragen.«
    »Warum dann?«
    »Weil ich wußte, daß diese Sauerei passieren würde! Weil ich Don Luca kenne. Da gibt’s kein Verhandeln und kein Einschüchtern, nichts! Wenn du Don Luca um Hilfe bittest, schickt er einen Killer. Es gibt immer einen, der Don Lucas Hilfe nicht überlebt. Ich wußte, wenn ich zu ihm gehe, wird so ein kleiner Mann kommen. Irgendeiner, der auf der Durchreise ist, ohne Identität und festen Wohnsitz, wird eine Knarre mitbringen oder ein Stilett und dein Problem lösen. Das wollte ich aber nicht, verdammt! Alles, nur keines von Don Lucas Blitzkommandos, die regelmäßig Leichen hinterlassen und hinterher nicht saubermachen. Für Don Luca ist der Fall erledigt, Don Luca hat geholfen! Was unser Problem betrifft, das hat sich nur verlagert. Es liegt tot rum und blutet uns den Teppich voll.«
    »W … wir haben Parkett …«
    »Willst du dir eine abholen, Franco? Vielleicht erzählst du mir als nächstes, daß Alice ein Eimerchen Lauge holen und den Typ wegwischen wird.«
    »Pietro, es tut mir leid, daß ich zu Don Luca gegangen bin. Aber es ist nun mal passiert. Ich kann’s nicht rückgängig machen.«
    »Nein.«
    »Ach, Liebling …«
    »Aber ich hätte vielleicht eine Idee, wie ich es wieder gutmachen kann.«
    »Dann raus damit. Ideen sind immer willkommen.«
    »Ich meine, wir haben in letzter Zeit viel Geld verloren, ja? Trotzdem müssen wir die Preise wieder runtersetzen, da hat Franco einfach übertrieben.«
    »Weil ich keinen anderen Ausweg wußte.«
    »Es macht dir keiner einen Vorwurf. Ich will damit nur sagen, daß wir sparen müssen. Und … also, es gäbe da was, da könnten wir sparen … hinsichtlich der Einkaufspreise … und zugleich unser Problem lösen. Versteht ihr?«
    »Nein.«
    »Nein!«
    »Für eine kurze Weile zumindest würden wir eine ganz manierliche Gewinnspanne erzielen.«
    »Was hat das mit unserem Problem zu tun? Wir haben eine Leiche am Hals, Alice, das ist unser Problem!«
    »Ja. Ich weiß. Das meine ich ja.«
    »Worauf willst du eigentlich hinaus?«
    »Ich … Pietro, gieß uns noch einen ein. Ich sag’s euch. Danach erklärt ihr mich entweder für verrückt … oder …«
    »Schatz, du solltest dich ausruhen. Pietro und ich werden uns was überlegen und …«
    »Nein, laß sie.«
    »Wie?«
    »Laß Alice reden. Ich glaube, ich kenne die Idee.«
    »Aber das können wir doch …«
    »Schweig. Du hast schon genug verbockt. Ich bin der Ältere. Ich bestimme, wer redet, und jetzt redet Alice. Im übrigen – ich bin der Koch.«
    »Du bist der Koch.«
    »Genau, ich bin der Koch. Und der Koch kocht. Stimmt’s, Alice?«
    »Ja, Pietro. Stimmt.«
    »Was ist denn Bistecca Mafia?«
    »Unsere Spezialität, Signore. Warten Sie, ist noch der alte Preis, das kostet fünf Mark weniger … vergessen, zu ändern … so! Prego.«
    »Grazie. Und was verbirgt sich hinter dem abenteuerlichen Namen?«
    »Ahhh, halb so wild, Signore! Ist eine ganz normale Sauce mit Tomaten, Zwiebeln, Kapern, Peperoni und Sardellen. Scharf wie die Mafia! Aber das Fleisch …«
    »Ja?«
    »Nun, das Fleisch … das ist was ganz Besonderes …«

Kricks Bilder
    Daß diese Bilder so real sind! So viel echter als jedes Foto! Guter Gott!
    In einem pfeffrigen Keller noch hinter dem Hinterland des Bahnhofs stößt Simone Rautenbach auf Krick, den Maler. Wie ein wildwachsender Pilz klebt er in einer Ecke seines feuchtwarmen Areals, ein bleicher Subterraner mit einer Vorliebe für mondüberspülte Stadtansichten, und schweigt sie an. Sofort findet sie ihn widerlich. Sofort findet sie ihn toll.
    In diesem Keller lebt ein eigenes Köln. Das Köln des Sebastian Krick. Krick, der Umjubelte. Krick, der Gepriesene. Krick, der Unbezahlbare. Krick, der jetzt, da Rautenbach sich unter dem Vorwand journalistischer Absichten hereingemogelt hat, an einem Bier saugt und einem billigen Radio ohne Bässe gestattet, sein Œvre mit Punk zu besudeln.
    Sie wandert die Fluchten entlang und versucht, das Geschepper aus ihrem inneren Soundtrack rauszuhalten. Die Bilder scheinen ihr lebendiger als das Leben selbst. Sie geben Wärme ab, glühen. Jedes einzelne ist ein Konzentrat aus Leben. Wie kann der Mann so malen, dieses weiße, unrasierte Gespenst mit den wässrigen Augen und

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