Keine Entschuldigungen
er wusste, dass sie sie auswendig kannte.
Aber es war für sie eine Entschuldigung, warum sie ihn ignorierte, als sein Blick einen flammenden Weg entlang ihrer Beine nach oben nahm. Ihre Beine, die zu küssen er so sehr liebte und die noch länger wirkten, weil sie die neuen Schuhe von Jimmy Choo mit ihren knapp dreizehn Zentimetern Absatz trug. Sie hatte viel zu viel Geld ihres letzten Gehaltsschecks für diese Schuhe ausgegeben, aber in dem Augenblick, als sie die Schuhe gesehen hatte, war es um sie geschehen. Liebe auf den ersten Blick.
Annalise konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Was sagte es wohl über sie, dass sie eine emotionalere und längere Beziehung mit ihren Schuhen pflegte als mit jedem Mann? Nicht mal Gabe blieb so lange.
Eine kluge Entscheidung, befand sie, als sie auf die dunkelrot schimmernden Wunder an ihren Füßen herabblickte. Bei ihrer neuesten Errungenschaft vereinigten sich pure Schönheit und Handwerkskunst. Und es war auf jeden Fall klüger, Geld in Schuhe zu investieren als in einen Mann, so wie manch andere Frau es tat, der gegenüber sie im Nachtleben einen erheblichen Vorteil verbuchen konnte.
Als ihr Kellner auftauchte, blickte sie hoch. „Darf ich dir noch einen Chardonnay bringen, Annalise?“, fragte Angelo. Vertraut legte er die Hand auf ihre Schulter und beugte sich zu ihr herab, um leise in ihr Ohr zu sprechen.
Sie trank den letzten Schluck, ehe sie ihm mit einer überschwänglichen Geste das Glas reichte. „Darauf kannst du wetten, Süßer. Aber nur noch ein Glas – ich fahre heute.“
Er blickte zur anderen Seite des Restaurants. „Gabe scheint heute beschäftigt zu sein, hm?“
„Oh ja. Du kennst doch Gabe und seinen eingleisigen Verstand.“ Obwohl sie ihr Bestes gab, ihn abzulenken. Sie lehnte sich bei Angelo an, lachte atemlos und legte ihre manikürte Hand auf seinen Unterarm.
Er nickte. Seine blauen Augen verdunkelten sich, als sie ihn durch den dünnen Stoff seines Anzugs streichelte. „Wenn er für den Rest des Abends beschäftigt ist … ich habe ab halb elf frei.“ Seine Hand glitt von ihrer Schulter zu ihrem Rücken hinab.
Annalise grinste ihn an. Sie konnte nicht anders, er war einfach unbezähmbar. Und aus genau diesem Grund war er einer ihrer liebsten Fickfreunde. „Es ist eine Weile her, stimmt’s?“, flüsterte sie und wandte sich ihm zu, sodass ihre Brüste seinen Arm streiften.
„Zu lange“, antwortete er. Seine Stimme wurde leiser, als ihr Nippel sich gegen seinen muskulösen Bizeps drückte und hart wurde. Gabe und sein brennender Blick hatten sie in so eine heftige Erregung gestürzt, dass allein die leise, zufällige Berührung von Angelo ihre Nippel in Habachtstellung brachte.
Aber sie hatte größere Pläne. Mit einem bedauernden Seufzen löste sie sich von ihm. „Ich habe heute nacht noch was vor, Süßer. Aber wenn du am Montag frei hast …“ Sein Grinsen war offen wollüstig. „Ich ruf dich an.“
„Das tust du sicher.“ Sie schenkte ihm ein leises Lächeln und zwinkerte ihm zu, ehe sie ihre Hand ohne Eile von seinem Arm gleiten ließ. „Und ich nehme die Pasta Primavera, wenn’s möglich ist.“
„Schon unterwegs.“ Er drückte ein letztes Mal ihre Schulter, dann ging er Richtung Küche davon. Seine Schritte waren eindeutig beschwingt.
Annalise musste unwillkürlich grinsen. Männer waren ja so leicht zu durchschauen. Oder zumindest die meisten Männer. Sie verbrachte die nächste Minute damit, Angelo zu beobachten und gab damit sowohl Gabe als auch sich selbst die Gelegenheit, ihr Zusammenspiel zu verarbeiten.
Nicht dass Gabe viel Zeit brauchte, um diese Angelegenheit zu verarbeiten, dachte sie. Sein Zorn war ein lebendiges Wesen, das die Distanz zwischen ihnen überwand und sie wortlos aufspießte. Sie spielte mit dem Feuer, und sie wusste es – aber der lustvolle Schmerz, der mit der Verbrennung einherging, machte es für sie unmöglich, dem Spiel zu widerstehen.
Im Übrigen begann Gabes besitzergreifende Natur an ihr zu nagen. Sie hatte es ihm unmissverständlich klargemacht, ehe sie zusammenkamen, und hatte es in den Monaten danach ebenso wenig versäumt, ihn daran zu erinnern, dass es auf sie kein Exklusivrecht gab. Das hier war nichts Ernstes. Und es waren ganz bestimmt keine Gefühle mit im Spiel. Seit acht langen Jahren hatte sie nichts mehr für einen Mann empfunden, und das sollte so bleiben. Zudem war Gabe mit den von ihr diktierten Regeln einverstanden gewesen.
Er war einverstanden gewesen,
Weitere Kostenlose Bücher