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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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der Polizei ausgestiegen wäre, wenn all seine Behauptungen über sie zutreffen würden. Doch seit ihrem Ausscheiden hatte sie mit schweren Schuldgefühlen zu kämp­fen, weil sie ihrem Vater versprochen hatte, Detective zu werden, und weil ihr Herzenswunsch, Sozialarbeiterin zu werden, sich schnell verflüchtigte. Vielleicht war diese ganze Idee von der Sozialarbeit nur eine bequeme Entschuldigung gewesen. Vielleicht war Samantha Marie Rizzo nicht die tapfere Person, die sie zu sein schien. Vielleicht war sie ein Feigling. In diesem speziellen Augenblick jedenfalls konnte sie sich nicht mit ihrer Tiefenanalyse quälen, sie musste sich auf ihre Mutter konzentrieren.
    Â»So, Herr Doktor, wann werden Sie die Operation vornehmen?«
    Â»Solange keine unvorhergesehenen medizinischen Komplikationen auftreten und Ihre Mutter ihre Einwilligung gibt, können mein Team und ich in achtundvierzig Stunden operieren.«
    Sami dachte einen Augenblick darüber nach. »Wann kann ich sie sehen?«
    Â»Ich kann Sie gleich zu ihr bringen.«

5    Al ging in Captain Davisons Büro und nahm unaufgefordert Platz. Wie üblich saß Captain Davison hinter sei nem unaufgeräumten Schreibtisch und paffte eine Zigarette. Wie gern hätte Al sich auch eine beruhigende Zigarette gegönnt.
    Â»So«, meinte Al, »wie sehen nun die Ergebnisse der Autopsie aus?«
    Davison schlug mit den Händen auf seinen metallenen Schreibtisch. »Es gibt keine verdammte Autopsie.«
    Â»Sie wurde noch nicht durchgeführt?«
    Â»Es wird keine geben«, erwiderte Davison.
    Â»Warum nicht?«
    Â»Sagt Ihnen der Name Foster irgendetwas? Kommt er Ihnen irgendwie bekannt vor?«
    Der Name kam ziemlich häufig vor, deshalb war er sich nicht sicher, worauf der Captain hinauswollte. »Sagt mir erst mal nichts, Captain.«
    Â»Das Opfer ist die Tochter von Richter Foster. Richter am Supreme Court des Staates Kalifornien. Nicht gerade ein Leichtgewicht.«
    Â»Was hat sein Status mit einer Autopsie zu tun?«
    Â»Richter Foster wird keine Einwilligung geben.« Der Captain zog an seiner Zigarette. »Wenn er nicht so eine hoch­gestellte Persönlichkeit wäre, könnten wir ihm die Dau­ menschrauben anlegen und ihn davon überzeugen zuzustimmen. Aber wir müssen ihn mit Samthandschuhen an­fassen. Und das ist eine direkte Anordnung von Police Chief Larson.«
    Â»Verdammter Larson«, schrie Al fast. »Ohne eine Autopsie stehen wir nackt da. Und davon einmal abgesehen, weiß ein Richter nicht zuallererst, wie wichtig eine Autopsie ist?«
    Â» Ich weiß das, und Sie wissen es. Aber wir machen hier nicht die Regeln.«
    Â»Wenn ich mich also mit Richter Foster treffe, was zum Teufel erwarten Sie dann, was ich tun soll? Seinen behaarten Arsch küssen?«
    Â»Und seine Eier.«
    Â»Und soll ich mit einem Zauberstab wedeln und den Richter dazu bringen, seine Meinung zu ändern?«
    Â»Schauen Sie, Al, ich verlange von Ihnen, dass Sie bestimmt, aber auch diplomatisch auftreten, was nicht gerade Ihre größte Stärke ist. Sie leiten diese Ermittlung, weil Sie Erfahrung im Umgang mit diesem verdammten Irren bewiesen haben, der junge Frauen gekreuzigt hat. Sami und Sie haben einen erstklassigen Job gemacht. Ich brauche Sie.« Davisons Stimme wurde sanfter. »Holen Sie sich seine Einwilligung, aber lassen Sie ihn am Leben. Wenn Larson einen Anruf vom Richter bekommt …«
    Â»Okay, okay. Ich hole sie. Will Larson auch einen Blowjob von mir?« Noch bevor der Captain antworten konnte, schoss Al aus dem Büro und ließ die Tür lauter als beabsichtigt hinter sich zufallen. Er wünschte, dieses Gespräch mit Richter Foster an Ramirez abtreten zu können, doch das war eine Aufgabe, die er selbst durchziehen musste.

    Sami ging auf Zehenspitzen ans Bett und nahm behutsam die Hand ihrer Mutter. Josephine lag auf dem Rücken, ihre Augen waren einen Spaltbreit offen. »Hi, Ma«, flüsterte Sami. Sie registrierte die unzähligen Schläuche am Körper ihrer Mutter. Durch einen dünnen Plastikschlauch in die Nase bekam sie Sauerstoff zugeführt, zahlreiche Kabel verbanden sie mit einem Herzmonitor. Im Zimmer roch es nach Desinfektionsmitteln.
    Josephine rührte sich in ihrem Bett und stöhnte. »Wer passt auf Angelina auf?« Sami war von dieser Frage nicht überrascht. Auch wenn Großmutter Rizzo auf der

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