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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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nicht zu lange nach, denn mein Angebot gilt nur bis Sonnenaufgang.«

    Julian wachte nach seinem verstörenden Nickerchen auf und fühlte sich, als ob er den Tod seiner Mutter eben noch einmal erlebt hätte. Es war nicht das erste Mal und würde auch gewiss nicht das letzte Mal sein. Bis zum heutigen Tag fühlte er sich von dem Geschehen verfolgt und war sich sicher, seine Mutter tatsächlich wiederbelebt zu haben. Doch dieses Ereignis, so traumatisch es auch gewesen war, erwies sich als nützlich. Denn sonst hätte sich sein Leben nicht verändert, und er würde heute vor einer Klasse stehen und die Elemente erklären, anstatt bei einer medizinischen Ent­deckung, die sein Streben nach Ruhm und Anerkennung ­befriedigen und das Leben von hundert Millionen Menschen mit Vorhofflimmern verändern könnte, kurz vor dem Durchbruch zu stehen.
    Er konnte hören, wie Connor leise irgendetwas murmelte. Er ging ans Bett. »Hast du etwas gesagt, Connor?«
    Â»Ich habe gebetet.«
    Â»Um Erlösung?«
    Â»Nein. Habe darum gebetet, dass dir beim nächsten Pinkeln die Eier abfallen. Du bist ein armseliger Haufen Hundescheiße.«
    Â»Das sind ziemlich harte Worte, Connor.« Julian setzte sich auf die Bettkante und schob Connor behutsam die Haare aus dem Gesicht.
    Connor drehte seinen Kopf abrupt zur Seite, um Julians Berührung zu entgehen. » Wage es ja nicht, mich anzufassen!«
    Â»Bitte versuche doch zu verstehen, dass ich keine andere Wahl habe.«
    Â»Das ist völliger Blödsinn, und das weißt du.«
    Â»Was würdest du dazu sagen, wenn ich dir erzähle, dass du es in der Hand hast, jedes Jahr Tausende von Menschenleben zu retten, ja buchstäblich die Welt zu ändern?«
    Â»Ich würde sagen, dass du viel zu viele Science-Fiction-Filme gesehen hast.«
    Â»Es ist wahr, Connor. Du wirst ein entscheidender Faktor in der Behandlung und Heilung einer kräftezehrenden Krankheit sein.«
    Â»Und wie kann ich das sein?«
    Â»Durch die Experimente, die wir durchführen werden.«
    Â»Was für Experimente?«
    Â»Ich kann dir keine genauen Einzelheiten erklären, aber du wirst es noch früh genug herausfinden.«
    Â»Und wenn ich nicht daran interessiert bin, eine Laborratte zu sein?«
    Â»Tut mir leid. Aber diese Wahl hast du nicht.«
    Connor schloss die Augen, und Tränen liefen aus seinen Augenwinkeln. »Du wirst mich verdammt noch mal umbringen, nicht wahr?«
    Â»Das Wohl der Allgemeinheit«, sagte Julian – Glaubte er es etwa? Hatte er eine Wahl? –, »ist wichtiger als das Wohl des Einzelnen.«

10    Sami war nach ihrem Abend mit Emily leicht verkatert und wartete im Bett darauf, dass das Excedrin zu wirken begann, während ihr alle möglichen Gedanken durch den Kopf stürmten. Sie blickte auf den Radiowecker und wunderte sich, warum Al sich noch nicht gemeldet hatte. Er war sicher sehr beschäftigt, aber sie hatte gehofft, er würde von sich hören lassen.
    Gerade als sie sich umdrehen wollte, um noch ein wenig zu schlafen, fing ihr Handy an, »No Ordinary Love« zu spielen, Als Anrufmelodie.
    Â»Du kannst wohl Gedanken lesen«, sagte Sami, setzte sich auf und schwang ihre Beine aus dem Bett. »Hoffentlich hast du gute Nachrichten über Aleta.«
    Â»Nicht so gute.« Seine Stimme klang schwach und heiser. »Sie liegt seit dem Unfall im Koma und hat eine schwere Gehirnerschütterung. Ihr Gehirn ist massiv angeschwollen, und sie wird beatmet. Die einzig gute Nachricht ist, dass sie starke Gehirnaktivität aufweist.«
    Â»Und was sagen die Ärzte?«
    Â»Nur dass sie alles Menschenmögliche getan haben. Nun kann man nur noch abwarten.« Al atmete schwer ins Telefon. »Und wie kommst du klar? Wie geht es deiner Mam?«
    Â»Ich bin ziemlich mit den Nerven fertig, aber meiner Mam geht es gut. Ihre Operation ist für morgen früh um neun angesetzt.«
    Â»Richte ihr bitte liebe Grüße von mir aus.«
    Es war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, aber Sami musste fragen. »Kann ich kurz was mit dir besprechen, Al?«
    Â»Solange es nicht zu schwierig ist. Ich glaube nicht, dass ich noch viel mehr ertragen kann.«
    Â»Emily hat letzte Nacht hier geschlafen, und wir haben uns über Mams Operation und die Zeit danach unterhalten. Kannst du dich noch an unser Gespräch erinnern, dass Emily vorübergehend bei uns einziehen

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