Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
Vom Netzwerk:
einen Blick wechselten.
    »Aber natürlich! Ich liebe Guy. Er
heißt Guy«, informierte Lia Cheryl glücklich.
    Sie war betrunken, stellte Neil fest.
    »Ich nehme an, du hast nicht mal
gefragt, wieviel sie für diesen Kindermädchenservice zahlt«, sagte er und
wandte sich an seinen Bruder, als wollte er dessen Unterstützung gewinnen. »Sie
ist ein armes, kleines, reiches Mädchen, hat eine Wahnsinnswohnung auf dem
Hügel, jammert einem aber ständig vor, wie wenig Kohle sie hat. Ich fang gleich
an zu heulen...«
    »Das stimmt übrigens überhaupt nicht«,
sagte Lia, der langsam dämmerte, daß sich die Atmosphäre im Raum verändert
hatte.
    »Übrigens...«, äffte Neil sie nach,
weil sie Gingers Lieblingswort benutzte.
    Lia sah verwirrt aus. »Ich weiß ja,
daß du sie nicht magst, aber es ist doch eine tolle Gelegenheit, ein bißchen
Geld zu verdienen«, argumentierte sie. »Und sie sagt, sie kauft einen
Laufstall, einen Doppelbuggy, alles, was ich brauche...«
    »Hat sie nicht schon genug
Bedienstete?« fragte Neil.
    »Vermögensumverteilung, Kumpel«,
intervenierte Pete, der versuchte, die Spannung zwischen ihnen zu entschärfen.
Er kratzte den Rest Pudding mit Brandybutter von seinem Teller. »Wollt ihr das
noch aufheben?« fügte er hinzu und deutete mit dem Löffel auf die
übriggebliebene Portion Pudding.
    »Nein, nimm nur.« Lia schob sie ihm
über den Tisch zu. Sie war dankbar, daß er das Thema wechselte.
     
    Weihnachten spielten sie nach dem
Mittagessen immer im langen Salon Scharaden. Sie teilten sich in zwei
Mannschaften auf, in denen immer ein starker und ein schwacher Spieler zusammen
spielten. Ginger und ihre Mutter, Daddy und Pic. Durch Eds Anwesenheit ging es
nicht mehr auf.
    »Du spielst mit Daddy, Ginger«, schlug
Pic vor. »Ihr zwei seid bestimmt so stark wie wir drei zusammen.«
    »Aber...« Ginger warf ihr einen
mörderischen Blick zu.
    »Komm mit, Ginger«, sagte ihr Vater,
stand vom Tisch auf und eilte in den Salon, um für sein Team das bequeme Sofa
zu ergattern. »Wir werden sie in Grund und Boden spielen... Also« — er hob die
Stimme wie ein Lehrer — »Bücher, Filme, Theaterstücke, Lieder. Wie wär’s erst
mal mit je dreien?«
    Pic und ihre Mutter folgten ihnen,
während Ed die Pralinenschachtel holte, die er und Pic mitgebracht hatten.
    Dad war so ehrgeizig, dachte Ginger,
daß seine Mannschaft unbedingt gewinnen mußte, egal mit wem er spielte, wenn er
ihr auch seit ihrer Ankunft noch kein einziges Mal in die Augen gesehen hatte.
    »Fernsehen«, fügte sie hinzu. »Du hast
Fernsehsendungen vergessen.«
    »Von uns sieht doch sowieso niemand
fern, oder?« sagte ihr Vater.
    »Nur wenn mißratene Töchter darin
auftreten«, sagte Ginger halblaut. Die abwertende Bemerkung über ihren Beruf
hatte sie gekränkt, und sie schlug zurück, ohne groß nachzudenken.
    »Im Gegensatz zum Rest der Welt habe
ich dich gar nicht gesehen. Ich wurde von Kollegen über deinen Auftritt
informiert. Gott sei Dank noch bevor dieser Labour-Rowdy in der Fragestunde des
Premierministers seinen Witz gemacht hat«, informierte ihr Vater sie im
kältesten, gönnerhaftesten Ton, zu dem er fähig war, und fügte hinzu: »Ich
nehme an, du wolltest mich in Verlegenheit bringen. Das ist dir gelungen. Bist
du jetzt zufrieden? Können wir jetzt endlich mit dem Spiel anfangen?«
    »Warum glaubst du eigentlich, daß
alles, was ich tue, etwas mit dir zu tun hat?« fragte Ginger ihn und versuchte,
ihre Stimme ebenso kühl klingen zu lassen. Doch sie hatte keine Lust auf einen
größeren Streit, teilweise weil sie insgeheim vermutete, daß er diesmal
wahrscheinlich sogar recht hatte. Sie hatte am Tag, nachdem ihr Vater bei ihr
zum Lunch gewesen war, bei der Talkshow zugesagt, erinnerte sie sich.
    »Wie wär’s mit Casablanca? «
fragte ihr Vater, der es vorzog, ihre Frage zu ignorieren, weil er endlich mit
den Scharaden anfangen wollte.
    »Nein«, sagte sie und gab sich
stillschweigend geschlagen. »Das hatten wir letztes Jahr schon, und außerdem
ist es zu einfach. Was hältst du von Die Chaoten? «
    »Das ist auch zu leicht«, sagte ihr
Vater. »Da müßten sie sich nur hinstellen und auf mich zeigen...« Er wandte
sich ihr zu, und seine Augen funkelten humorvoll.
    Sie sah, daß er versuchte,
Waffenstillstand zu schließen. Es war ein jämmerlicher Versuch, aber er hatte
sich bemüht. Widerwillig lächelte sie zurück. Sie konnte fast Pics
erleichterten Seufzer am anderen Ende des riesengroßen Salons hören.
    Guy

Weitere Kostenlose Bücher