Keine große Affäre
in Swiss Cottage. Es hatte eine Garage, zwei Bäder und Beleuchtung mit
Dimmer. Es war mit modernen skandinavischen Möbeln eingerichtet und immer
pikobello. Ginger fragte sich manchmal, ob es aus demselben Material war wie
diese modernen, selbstreinigenden Öfen, die nie nach dem letzten Sonntagsbraten
stanken.
»Nein. Hermione wollte, daß ich sie
bekomme«, sagte Ginger. »Und ich lebe sehr gerne darin. Es muß eine andere
Lösung geben...«
»Ich könnte dir was von dem Geld
geben, das ich von Hermione geerbt habe«, sagte Pic. »Das würde ich sehr gern
tun.«
»Nein«, sagte Ginger. »Das gehört dir.
Es ist schon schlimm genug, daß sie mir im Vergleich zu dir so viel vererbt
hat. Wenn du Kinder bekommst, werden sie es brauchen.«
»Aber nicht alles, es ist eine Menge.
Sie dachte bestimmt, sie hinterläßt uns genau dasselbe. Sie würde sicher gern
wollen, daß Guy es bekommt.«
»Nein, deshalb hat sie mir ja die
Wohnung hinterlassen. Weißt du nicht mehr? Im Testament stand ausdrücklich: für
Virginia und ihr Kind.«
»Gut«, sagte Pic, die wußte, daß jeder
Versuch, sie zu überreden, zwecklos war.
»Dann müssen wir uns was anderes
ausdenken. Wie wär’s mit einer Tagesmutter?«
»Das Problem ist, daß Lia und ich in
Kew Gardens manchmal mitbekommen, wie manche von ihnen die Kinder behandeln.
Wenn die Eltern das wüßten... Es ist einfach ein Risiko...«
»Und sie könnte sich nicht um ihn
kümmern?« fragte Pic.
»Wer?«
»Lia.«
Ginger blieb stehen. »Mein Gott, das
ist eine Superidee!« Sie umarmte Pic so begeistert, daß sie sie hochhob. »Ich
könnte es mir leisten, ihr das Gehalt einer Tagesmutter zu zahlen. Und sie
braucht das Geld. Sie liebt Guy. Sie kann wahnsinnig gut mit Kindern umgehen...
Wieso bin ich da bloß nicht selbst drauf gekommen?«
»Vielleicht will sie gar nicht«, sagte
Pic, die plötzlich Angst hatte, daß Ginger eine Riesenenttäuschung erleben
könnte. »Sonst hätte sie es wahrscheinlich von sich aus angeboten...«
»Nein, das ist ihr wahrscheinlich noch
gar nicht in den Sinn gekommen. Ich rufe sie an und frage.« Ginger rannte zum
Haus.
»Warte! Bist du sicher...? Vergiß
nicht, frohe Weihnachten zu wünschen!« rief Pic hinter ihr her, die wußte, wie
unhöflich die Direktheit ihrer Schwester manchmal wirken konnte.
Lia hatte gerade Brandy über den
Pudding gegossen und ein Streichholz angezündet, als das Telephon ging. Sie war
so überrascht, daß sie das Streichholz fallenließ. Das Dessert wurde sofort von
einer blauen Flamme umschleiert.
»Blas es aus, Neil, oder was auch
immer du tun mußt«, kicherte sie und ging in die Küche ans Telephon.
Neil hörte sie noch viel mehr kichern,
dann ein langes Schweigen, dann noch ein Kichern und dann sagte sie: »Ja...
Nein, ich bin sicher, natürlich. Das wäre sehr schön. Viel wichtiger ist doch,
bist du dir sicher? Natürlich wird er das nicht.« Mehr Gekicher.
Er überlegte, wieviel Sherry und Wein
sie schon getrunken hatte. Ans Steuer würde er sie heute nicht mehr lassen. Er
fragte sich, ob der Führerschein, den sie in Portugal gemacht hatte, überhaupt
gültig war. Er war beunruhigt gewesen, als sie auf der Straße Gas gegeben
hatte, ohne sich umzuschauen, und sie schien sehr lange weg zu bleiben. Er war
sehr erleichtert gewesen, als sie endlich zurückkehrte. Sie sah irgendwie
anders aus, fast als hätte sie geweint.
Sie lachte wieder, sagte noch ein
paarmal »Frohe Weihnachten« und kam zurück an den Küchentisch, den er und Pete
zur Feier des Tages ins Wohnzimmer geschoben hatten.
»Na, wie findet ihr das?« fragte sie.
»Ich habe gerade einen Job angenommen!«
»Glückwunsch!« Cheryl stieß mit Lia
an.
»Was denn für ’nen Job?« fragte Neil
sie.
»Das war Ginger. Sie hat mich gefragt,
ob ich auf Guy aufpasse, wenn sie wieder in die Arbeit geht.« Sie wandte sich
an Cheryl und erklärte es ihr. »Ginger ist eine Freundin aus dem
Schwangerschaftskurs. Sie ist wirklich nett, und sie hat einen goldigen kleinen
Jungen. Ist es nicht so, Neil?«
Sie lächelte ihn über den Tisch hinweg
an. Er wurde nicht schlau aus seinen Gefühlen. Vom Kopf her wußte er, daß er
sich freuen sollte, aber das überwältigende Gefühl in seinem Bauch war wie ein
tiefes, ärgerliches Grollen. Er war nicht in der Lage, ihr die Unterstützung zu
signalisieren, die sie bei ihm suchte.
»Und du hast natürlich ja gesagt.« Die
Worte waren neutral, aber seine Stimme mürrisch. Er bemerkte, daß Pete und
Cheryl
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