Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
Vom Netzwerk:
hinteren Ecke
glitzerte der silberne Weihnachtsbaumschmuck im Feuerschein. »Was für ein
hübscher Baum!« fügte sie hinzu und setzte den Kindersitz ab, auf dem Ben tief
und fest schlief.
    »Willst du ihn auf unser Bett legen?«
fragte Lia. »Das habe ich mit Guy gemacht, als er hier war.«
    »Ach, ich trau mich gar nicht, ihn
jetzt woanders hinzutragen«, sagte Alison.
    »Aber er sitzt da so zusammengesackt.
Laß es mich mal versuchen«, sagte Lia freundlich. Sie trug den Kindersitz nach
oben und war nach ein paar Minuten wieder da.
    »Ist er okay?« fragte Alison, die
dankbar war, sich aber ein wenig darüber ärgerte, wie kompetent Lia das
Kommando übernommen hatte.
    »Es geht ihm gut. Ich kann ein bißchen
Übung gebrauchen«, sagte Lia, als würde sie Alisons Verärgerung spüren. »Ich
kümmere mich um Guy, wenn Ginger wieder in die Arbeit geht. Sie hat mich
Weihnachten darum gebeten.«
    »Ist das überhaupt legal?« fragte
Alison. »Ich dachte, Tagesmütter dürften gar nicht mehr als ein Kind unter
einem Jahr betreuen.«
    »Na ja, ich bin ja keine richtige
Tagesmutter, oder?« sagte Lia stockend.
    »Aber was willst du in einem Notfall
machen?« wollte Alison wissen.
    »Wahrscheinlich einen Krankenwagen
rufen... Oder zum Arzt fahren. Wir haben jetzt ein Auto«, verkündete sie stolz.
    »Das ist ja phantastisch«, sagte
Alison, der plötzlich bewußt wurde, daß ihre Reaktion auf die Neuigkeiten alles
andere als edel gewesen war. »Ich wette, Ginger freut sich sehr darüber.«
    Sie sah, wie Lias angespannter,
ängstlicher Gesichtsausdruck Erleichterung wich.
    »Ich hab Harry und Sally auf
Video«, schlug Lia vor.
    »Genial!« sagte Alison begeistert und
machte es sich auf dem Sofa bequem. »Der Film war toll.«
    »Er spielt sogar an Silvester. Na ja,
wenigstens zum Schluß«, fügte Lia hinzu.
    »Ich kann mich gar nicht mehr so gut
daran erinnern«, sagte Alison und nahm die Dose Diet Coke, die Lia ihr anbot.
»Jetzt brauchen wir nur noch Popcorn...«
     
    Neil teilte sich sein Bier ein. Auf
dem Weg zum Club hatte er abgewägt, ob er lieber zwei Gläser Shandy oder ein
Glas Bitter trinken sollte, sich aber dann für letzteres entschieden. Wenn man
an Silvester ausging, mußte man schließlich was Anständiges trinken.
    »Wo ist Lia denn heute abend?« fragte
ihn der Kapitän seines Teams. Er war auch allein.
    »Zu Hause beim Baby.«
    »Es ist ein Ding der Unmöglichkeit,
Silvester einen Babysitter zu kriegen, nicht?«
    »Ja«, stimmte Neil zu, obwohl er
wußte, daß Lia Anouska auch nicht allein gelassen hätte, wenn sie einen
gefunden hätten.
    Er war froh, daß Alison angerufen
hatte. Jetzt konnte er sich entspannen und mußte sich nicht so schlecht fühlen,
weil er Lia allein gelassen hatte. Es war zwar keine ideale Lösung, dachte er
sich, aber es war besser, als wenn sie beide zu Hause hocken würden und ihre
einzige Unterhaltung das Babyphon wäre.
    Er wäre heilfroh, wenn er dieses Jahr
endlich hinter sich hätte. Gegen Ende, als die Tage immer kürzer wurden, hatte
er das Gefühl gehabt, daß er immer mehr in die Enge getrieben wurde. Er hatte
Lia angesehen und sie nicht wiedererkannt. Als er sie kennengelernt hatte, war
sie etwas Natürliches, Ätherisches gewesen, wie der Wind und das Meer, mehr
Geist als menschliches Wesen; doch jetzt, wenn er ihr beim endlosen Weihnachtseinkauf
zusah, beim Kochen, beim Herrichten des Hauses, erschien sie ihm solide und
materialistisch wie eine Hausfrau. Als er sie getroffen hatte, trug sie Bikinis
oder Flatterkleider, und jetzt schien sie nur noch in Leggings herumzuschlurfen
und in seinen Pullovern, die ihr viel zu weit waren. Und sie weinte ständig.
Als er sie zum ersten Mal weinen gesehen hatte, konnte er es nicht ertragen,
aber inzwischen passierte das so oft, daß er langsam immun dagegen wurde.
Keiner von ihnen war noch einmal auf ihr Gespräch vom Weihnachtsabend
zurückgekommen, aber es stand zwischen ihnen. Er war erleichtert gewesen,
diesem Zimmer entfliehen zu können, das ihn durch die Hitze des offenen Feuers
und das ewige Funkeln von Tand zu ersticken schien.
    Er trank sein Bier aus. Er genoß das
Aroma von Hopfen und Malz und spürte den bitteren Geschmack in der Kehle. Er
hatte das Bedürfnis zu rauchen. Er versuchte, vom Torwächter des zweiten Teams
eine Zigarette zu schnorren.
    »Ich würde dir eine geben, Kumpel,
aber ich hab nur noch zwei, und um zwölf hör ich auf zu qualmen«, bekam er zur
Antwort, also ließ er sich an der Theke eine

Weitere Kostenlose Bücher