Keine große Affäre
festgebunden worden, und trotzdem wollte sie es in diesem
Moment mehr als alles andere auf der Welt. Konzentriert runzelte er die Stirn.
Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Unterlippe, während er das andere
Strumpfende am hinteren Tischbein festknotete. Dann kam er zurück und zog ihr
langsam den anderen Strumpf aus. Die ganze Zeit über blickte er ihr forschend
ins Gesicht, um zu sehen, ob sie einverstanden war. Diesmal streckte sie den
Arm über den Kopf, um die Sache zu erleichtern. Sie schloß die Augen. Mit gespreizten
Beinen lag sie da, unendlich verwundbar, und vertraute sich ihm an. Sie spürte,
wie er neben ihr herlief und sich wieder zwischen ihre Beine kniete. Seine
Zunge strich vibrierend über sie. Sanft hielt er ihr Becken fest, als ihr
Körper vor Lust zuckte. Sie hörte, wie er sich den Reißverschluß aufriß, und
spürte, wie sein massiger, stahlharter Penis sie in zwei Teile spaltete. Sie
konnte nicht glauben, daß sie soviel Lust ertragen und noch am Leben sein
konnte.
Danach lag er lange Zeit auf ihr, in
ihr, bis ihre Arme krib-belten und sie ihn leise bat, sie loszubinden. Sie rieb
sich die Handgelenke, stand auf und zog ihren Rock herunter. Er gab ihr die
Strümpfe zurück und sah sie mit blassen, gefühlvollen Augen an.
»Was sollen wir um Gottes willen tun?«
fragte er sie schließlich.
Sie streifte sich einen
zusammengerollten Strumpf über den Fuß und rollte ihn am ausgestreckten Bein
wieder aus. Geschickt befestigte sie ihre Strapse.
»Ich weiß nicht«, sagte sie. Sie stand
auf, strich sich den Rock glatt und verwandelte sich im Handumdrehen wieder in
die unnahbare, kultivierte Frau.
»Wir müssen Schluß machen, aber immer,
wenn ich dir das sagen will, endet es damit...« Mutlos deutete er auf den
Tisch.
»Ich denke ständig, es klärt sich mit
der Zeit«, sagte sie und sammelte ihre Schuhe aus entgegengesetzten Ecken
wieder ein. »Aber es wird immer komplizierter.«
»Ich liebe dich«, sagte er so leise,
daß sie nicht genau wußte, ob sie es gehört hatte.
»Ich habe dich immer geliebt«, sagte sie
zu ihm und streckte ihm die Arme entgegen. »Immer...«
Sie hielten sich fest, und beide
hatten schreckliche Angst, als erster loszulassen.
Kapitel 8
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Februar
»Schaut mal, Schneeglöckchen!« rief
Lia aus und schob den Doppelbuggy zum Rand des Pfads, damit die Babys die
winzigen, weißen Blümchen sehen konnten, die unter einem Baum durchs Unterholz
lugten. »Bald wird der ganze Wald voll Glockenblumen sein«, erzählte sie ihnen.
»Ihr werdet schon sehen. Das sieht aus wie ein blauer Teppich. Es wird euch
gefallen.«
»Babababa...«, antwortete Guy.
Er hatte vor ein paar Wochen
angefangen zu lallen. Manchmal dachte sie, er würde sie nachahmen und sich
darüber lustig machen, daß sie ständig Kommentare darüber abgab, was sie gerade
sahen. Anouska hatte noch keine Anstalten gemacht zu sprechen. Sie schien von
Natur aus zurückhaltend zu sein. Wie ihr Vater, dachte Lia. Anouska beobachtete
alles und lächelte nur ab und zu. Es war gut für sie, einen lachenden
Extrovertierten wie Guy um sich zu haben. Lia fragte sich, ob sie später
Freunde würden. Vielleicht legten die frühesten Begegnungen mit dem anderen
Geschlecht Muster für spätere sexuelle Anziehung fest. Sie lächelte bei dem
Gedanken, daß ihre Tochter, wenn sie erwachsen war, einen fröhlichen
Aristokraten mit nach Hause bringen könnte, wie Guy sicher einer wurde. Das
wäre zuviel für Neil!
Lia ertappte sich dabei, wie sie sich
fragte, ob sie als Kind still oder ausgelassen gewesen war, quengelig oder
glücklich. War ihr Haar schon von Geburt an lockig? Wann hatte sie angefangen
zu sprechen? Was war ihr erstes Wort gewesen? Das waren Dinge, über die man
erst nachdachte, wenn man selbst ein Kind hatte, und jetzt tat sie das oft.
Als Ginger nach Weihnachten vom Land
zurückgekommen war, hatte sie ein großes, auberginefarbenes Photoalbum mit
Bildern aus ihrer Kindheit mitgebracht. Sie und Lia hatten sich nebeneinander
auf das riesige, unbequeme alte Sofa in Gingers dunklem Wohnzimmer gesetzt und
die steifen Pergamentseiten genau betrachtet. In den ersten paar Monaten war es
unmöglich, die Zwillingsschwestern auseinanderzuhalten. Aber als sie ungefähr
ein Jahr alt waren und ihre individuelle Körpersprache sich nach und nach
entwickelte, wurde es relativ einfach. Lia war neugierig gewesen, ob Ginger und
ihre Schwester wie so viele Babys gern in den Spiegel geschaut
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